Statusbericht zur Kreislaufwirtschaft

Die deutschen Maschinenbauer fürchten um ihre Weltmarktführung in der Recyclingtechnik. In puncto Patentanmeldungen liegt Deutschland nur noch auf Platz drei. China holt kräftig auf.

Recyclingtechnik: China holt auf


„Deutschland droht die Weltmarktführung in der Recyclingtechnik zu verlieren“, warnt Naemi Denz, Geschäftsführerin des VDMA Abfall- und Recyclingtechnik, anlässlich der heutigen Vorstellung des Statusberichts der deutschen Kreislaufwirtschaft in Berlin.

Der Statusbericht, der von Prognos im Auftrag von neun Branchenverbänden erstellt wurde, nimmt die Patentzahlen in den Jahren 2010 bis 2014 als Indikator für die Innovationsfähigkeit. Hier zeigt sich, dass Deutschland im Jahr 2014 nach Japan und den USA noch auf Platz drei lag. „China holt mit Wachstumsraten von 13 Prozent pro Jahr deutlich auf. Deutschland fällt hingegen mit einem Minus von 4 Prozent pro Jahr im Vergleich zurück“, erläuterte Denz.

Zugleich beobachtet die deutsche Industrie weiterhin häufige Patentrechtsverletzungen durch chinesische Unternehmen, wie die aktuelle VDMA-Studie Produktpiraterie 2018 zeigt. „71 Prozent der Unternehmen sind nach der Studie von Produktpiraterie betroffen. 82 Prozent der Unternehmen nannten China als Herkunftsort von Plagiaten“, so Denz.

USA wichtigster Absatzmarkt

Für das Segment Technik für Abfallwirtschaft, das zu großen Teilen aus Maschinen- und Anlagenbau besteht, gilt, dass die meisten Exporte in die USA gehen. Dahinter folgen China, Großbritannien und Frankreich. In den USA gebe es eine besondere Nachfrage nach Technik zum Klassieren, Trennen und Sortieren, so der VDMA.

Laut Statusbericht erzielt die Kreislaufwirtschaft in Deutschland aktuell einen Umsatz von etwa 76 Milliarden Euro (+ 1,1 Prozent p. a.) und beschäftigt über 290.000 Erwerbstätige (+ 0,8 Prozent p. a.). In der Kreislaufwirtschaft sind bundesweit heute genauso viele Personen beschäftigt wie in der Energiewirtschaft und fast viermal so viele Personen wie in der Wasser und Abwasserwirtschaft. Mit einer Bruttowertschöpfung von rund 21,5 Milliarden Euro (+ 3,4 Prozent p. a.) ist die Branche zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden.

Gleichwohl müsse die Recyclingwirtschaft in Deutschland noch besser werden, betont der Entsorgerverband bvse. „Im europäischen und internationalen Vergleich haben wir eine starke Recyclingindustrie in Deutschland. Das reicht aber nicht mehr“, erklärt bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock.

„Kreislaufwirtschaft funktioniert nicht von selbst.“

Für die Zukunft komme es darauf an, robuste Märkte für Recyclingprodukte zu etablieren, so der Verband. Ohne ein hochwertiges Recycling könnten die Ziele der Kreislaufführung nicht erreicht werden. Dafür müsse sichergestellt werden, dass der steigenden Menge an Recyclaten ein gleichermaßen wachsender Absatzmarkt gegenübersteht.

„Kreislaufwirtschaft braucht Märkte“, sagte Rehbock. „Die öffentliche Hand muss viel stärker als bisher auf Recyclingprodukte setzen. Da fehlt die Entschlossenheit, die notwendig ist. Bund und Länder könnten ihre enorme Nachfragemacht nutzen und durch ihre Vorreiterrolle einen entscheidenden Anstoß geben.“

Auch BDE-Präsident Peter Kurth forderte ein stärkeres Engagement der öffentlichen Hand. Nötig sei ein „wirklich geschlossener Kreislauf“, sagte er in Berlin. Es reiche nicht aus, in einem Gesetz oder einer Verordnung höhere Recyclingquoten festzulegen, wenn anschließend kein Instrumentarium greift, um die Recyclate auch abzusetzen.

„Wir brauchen Regelungen, die den Einsatz von Recyclaten sicherstellen“, so Kurth. Das dürfe man nicht dem freien Spiel der Kräfte überlassen. „Kreislaufwirtschaft funktioniert nicht von selbst.“

 

© 320° | 08.05.2018

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