Marktbericht für Edelmetalle

Die Euphorie im Rhodium ist ungebrochen. In den vergangenen acht Monaten hat das Edelmetall um mehr als 65 Prozent zugelegt. Nach oben zeigt auch die Entwicklung für Palladium. Platin dagegen verbuchte Einbußen. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Rhodenium galoppiert davon


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Gold konnte sein Niveau von über 1.300 US-Dollar/oz in der letzten Woche zwar verteidigen, doch kam es zu keinen nennenswerten Preissteigerungen. Vielmehr musste Gold, bedingt durch spekulative Verkäufe am Freitag, Federn lassen (-0,40 Prozent in der Berichtsperiode).

Kleinere Ausschläge nach oben waren erneut getrieben von Safe-Haven Käufen aufgrund der weiterhin angespannten geopolitischen Lage im Nahen Osten und der Ukraine. In den letzten Tagen kamen jedoch auch negative Daten als Gründe hinzu: Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung fielen in den US unerwartet hoch aus. Der Konjunkturindex des ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) ist wiederum überraschend deutlich gesunken. Dies war das Ergebnis der Umfrage des ZEWs unter Investoren und Analysten zu ihren Erwartungen. Die anhaltenden geopolitischen Spannungen zeigten mittlerweile spürbare Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft, so die Erläuterung. Das schlechtere Stimmungsbild kommt Gold grundsätzlich zugute.

Die physische Nachfrage bleibt jedoch verhalten, was sich in der neusten Veröffentlichung des World Gold Council (WGC), den Global Gold Demand Trends Q2 2014, bestätigt. Die Nachfrage ist im zweiten Quartal um 16 Prozent auf 964 Tonnen gefallen – was nach den Rekordwerten im Vorjahr jedoch nicht überrascht. Die Investment Nachfrage aus China für Münzen und Barren fiel auf ein 4-Jahrestief. Laut WGC liegt dies unter anderem an der geringen Preisvolatilität.

Gemäß Bloomberg werden auch die indischen Goldimporte, bedingt durch die Einfuhrzölle sowie die Schwäche der indischen Rupie, das dritte Jahre in Folge sinken. Ausblickend könnten Aussagen der FED über deren Geldpolitik das Zünglein an der Waage sein. Die Frage ist nunmehr, wann die Federal Reserve ihren kurzfristigen Zinssatz anhebt. Nähere Details hierfür könnten allerdings erst durch die FOMC Sitzung am 17. September bekannt werden. Ein Anheben des Zinssatzes geht gewöhnlich mit fallenden Goldpreisen einher.

Silber

Die spekulativen Verkäufe von Freitag drückten Silber in die Verlustzone (-1,50 Prozent). Bemerkenswert war, wie wenig Silver von den Goldgewinnen bis Donnerstag profitieren konnte. In der Spitze legte die Gold-Silber Ratio daher bis auf 66,50 zu. Unterstützung findet das Metall derzeit bei 18,63 US-Dollar/oz, Widerstand bei 20,18 US-Dollar/oz.

Am Donnerstag fand das letzte traditionelle Silber Fixing statt, welches erfolgreich durch den elektronisch ermittelten LBMA Silver Price ersetzt wurde. Eine erste Indikation über die Zinsentwicklung in den USA könnten die am Dienstag veröffentlichten US-Inflationszahlen geben. Am Donnerstag werden zudem Einkaufsmanagerindizes (PMI) aus Europa und den USA sowie das Konsumentenvertrauen Beachtung finden.

Platin

Bei einem verhaltenen Handel musste Platin letzte Woche bei unveränderten Rahmenbedingen – auch die ETF-Bestände verzeichnen kaum Veränderungen – einen Verlust von hinnehmen (-1,40 Prozent). Bemerkenswert ist, dass sich das Metall konträr zu Palladium (+ 0,40 Prozent) entwickelt hat. Damit befindet sich Platin seit ca. 4 Wochen in einem Abwärtstrend mit einem Tief bei 1.442 US-Dollar/oz. Die Platin-Palladium-Ratio notiert aktuell um 1,62 und damit so tief wie seit 2002 nicht mehr. Dementsprechend ist auch nicht verwunderlich, dass viele Marktteilnehmer Platin in den nächsten Wochen eine Outperformance gegenüber Palladium zutrauen.

Palladium

Nachdem Palladium in der vorletzten Woche Levels um 840 US-Dollar/oz verzeichnete, notiert das Metall aktuell um 890 US-Dollar/oz (+3,70 Prozent). Vergleichbare Notierungen bestanden zuletzt Anfang 2001 und somit vor 13,5 Jahren. Auf dem „Weg nach oben“ scheint die Marke von 900 US-Dollar/oz das nächste Ziel zu sein.

Grundsätzlich gibt es auch im Palladium keine wesentliche Veränderung der Rahmendaten zu vermelden. Als wesentliche Preistreiber werden nach wie vor die angespannte Angebotsseite (Russlandkrise) als auch strengere Emissionsrichtlinien für Kraftfahrzeuge genannt. Beide Punkte führen auch dazu, dass sich die Prämie für Palladiumschwamm, welcher industriell genutzt wird, weiter auf einem hohen Niveau befindet.

Rhodium, Ruthenium, Iridium

Die Euphorie im Rhodium ist ungebrochen und der Preis hat in der Berichtswoche sogar mehr als 10 Prozent zulegen können. Um es nochmals zu verdeutlichen: In der langen Streikperiode vom 23. Januar bis zum 24. Juni 2014 hat sich der Preis gerade einmal in einer Bandbreite von 150 US-Dollar/oz bewegt. Der Durchschnittspreis innerhalb dieser 5 Monate war nur 30 US-Dollar höher als die Notierung zu Streikbeginn (1,050 US-Dollar/oz). Kurioserweise hat der Preis in den 8 Wochen nach Beendigung des Streiks um mehr als 30 Prozent zugelegt. Mittelfristig betrachtet heißt das sogar, dass der Kurs in 8 Monaten um mehr als 65 Prozent gestiegen ist. Diese Performance konnte, mit Ausnahme des mit Abstand „kleinsten“ Metalls aus der „PGM Familie“, Iridium, kein anderes Edelmetall aufweisen.

Durch diese außergewöhnliche Entwicklung hat Rhodium inzwischen sogar Aufmerksamkeit in der regulären Wirtschaftspresse erzeugt. Edelmetall-Analysten berichten inzwischen regelmäßig über diese außergewöhnliche Preisbewegung. Viele Einkäufer wurden sicherlich überrascht und haben sich am Anfang der Rallye noch zurückgehalten, da dies durch die lustlose Phase zuvor vermeintlich nicht absehbar war.

Aber Rhodium ist nun einmal ein sehr spezielles Edelmetall und wird zum größten Teil auch nur physisch gehandelt, daher wird es solche Bewegungen und Handelsaktivitäten immer wieder geben. Verbraucher werden dies mit Bedauern sehen, für Händler sind sie das „Salz in der Suppe“ und Minen werden es dieses Mal sicher bedauern, dass die zur Verfügung stehenden Mengen sehr begrenzt sind und deshalb nur ein geringer Vorteil daraus gezogen werden kann. Es war zu beobachten, dass Investoren erstmals kleinere Mengen verkauft haben. Ausblickend sehen wir den Preis aber gut unterstützt und bei anhaltender Nachfrage auch weiter steigen. Momentan sehen wir nicht, wo die Liquidität für einen größeren sell-off herkommen sollte.

Keine erwähnenswerten Nachrichten und Information gab es diese Woche zu Iridium und Ruthenium. Die Umsätze waren, sicherlich auch bedingt durch die Urlaubszeit, auf relativ tiefem Niveau.

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