Marktbericht für Edelmetalle

So schnell hat noch kein US-Präsident das Vertrauen verloren. Nach nur 8 Tagen lehnt bereits mehr als die Hälfte der US-Amerikaner Donald Trumps Politik ab. Nur die Investoren sind von „Trumponomics“ angetan. Davon profitiert auch der Platinpreis.

Rückenwind für Platin


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Goldpreis durch Risikofreude der Investoren belastet

Die wachsende Risikofreude der Investoren in andere Anlageformen belastet den Goldpreis. Während die Aktienkurse deutlich zulegen – der Dow Jones markierte zuletzt sogar ein neues Allzeithoch – fällt der „sichere Hafen“ Gold zum Wochenschluss bis auf 1.180,70 US-Dollar/oz, nachdem es kurz zuvor noch bei 1.218 US-Dollar/oz notierte. Hinter der Euphorie stehen Hoffnungen, dass das Wirtschaftsprogramm des neuen US-Präsidenten Trump die Konjunktur ankurbeln könnte und nicht nur in den USA, sondern weltweit einen Boom auslösen wird. Hinzu kommen vielversprechende Quartalszahlen von Firmen in Europa und den USA.

Wie nachhaltig die Rally an den Aktienmärkten ist, bleibt abzuwarten. Für das Krisenmetall Gold bedeutet sie jedoch zunächst mal eine geringere physische Nachfrage. Mittelfristig gehen wir dessen ungeachtet von einem stabilen Kaufinteresse aus. Kursrückgänge wie in den vergangenen Tagen dürften von Anlegern weiterhin als Kaufgelegenheit gesehen werden.

So bringen die ersten Entscheidungen von Trump nicht nur Euphorie, sondern auch Verunsicherung bezüglich der mittelfristigen wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen – hiervon dürfte Gold entsprechend profitieren. Dennoch schließen wir im aktuellen Umfeld einen weiteren Rückgang nicht aus. Hierbei ist charttechnisch sogar ein Test der Unterstützung bei 1.125 US-Dollar/oz möglich.

Ungeachtet der signifikant hohen Investmentnachfrage markierte der Goldmarkt im vierten Quartal des vergangenen Jahres den höchsten Überschuss seit Q4/2005. Ausschlaggebend hierfür seien Verkäufe durch ETFs und die niedrige Nachfrage aus Indien gewesen, berichtete Thomson Reuters GFMS am vergangenen Donnerstag. Auf das Gesamtjahr betrachtet lag die physische Nachfrage auf dem tiefsten Stand seit sieben Jahren. Einen neuen Rekord stellte unterdessen die Schweiz auf: Im Dezember erreichten die Goldausfuhren nach China 158 Tonnen, soviel wie noch nie seit Bloomberg die Angabe des Schweizer Zolls erfasst.


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Silber schlägt sich gut

Silber konnte sich der negativen Stimmung gegenüber der Metalle nicht ganz entziehen und handelte vergangene Woche zeitweise unter 17 US-Dollar/oz. Es performte jedoch ungleich besser als Gold und so fiel das Gold-Silber Ratio unter 70, als Silber die 17 US-Dollar/oz wieder zurückerobern konnte.

Neben der abnehmenden Risikoaversion, welche in haussierenden Aktienmärkte resultierte, ist der Hauptreiber für schwächere Metallpreise einmal wieder der US-Dollar. So führen Trumps Politik und Aussagen einmal zu schwächerem USD und ein anderes Mal zu stärkerem Dollar, je nachdem welches Dekret er gerade erlässt und welche Nachricht er twittert.

Vergangene Woche setzte sich die Meinung am Markt durch, dass die protektionistische Politik zunächst gut sei für den US-Dollar. Zur Abwechslung dürfte sich diese Woche der Fokus kurzzeitig auf den Zinsentscheid der Fed richten. Während mittlerweile nur noch zwei Zinserhöhungen bis zum Jahresende erwartet werden, bleibt es spannend zu sehen wie optimistisch oder abwartend sich die Fed hinsichtlich Konjunktur und Inflation äußern wird.

Charttechnisch ist das seit Jahresanfang währende positive Momentum im Silber etwas abgeflacht und es bleibt weiter abzuwarten, ob ein Ausbruch aus dem seit mittlerweile sechs Monate währenden Abwärtstrendkanal erfolgen wird. Der zu überwindende Widerstand nach oben liegt bei 17,35 US-Dollar/oz. Unterstützung findet sich bei 16,65 US-Dollar/oz.

Positives Umfeld für Platin

Das im letzten Wochenbericht beschriebene positive Handelsumfeld für Platin bestätigte sich auch mit dem Start in die neue Woche. Vor allem getrieben durch spekulative Long-Positionen und die Tatsache, dass „Trumponomics“ die US-amerikanische Wirtschaft und speziell den dortigen Automobilmarkt stützt.

Mit diesem Rückenwind testete Platin am Mittwoch die psychologische Marke bei 1.000 US-Dollar/oz. Allerdings prallte der Preis an diesem neuen Jahreshoch ab und korrigierte sich noch am selben Tag um 2,5 Prozent. Im Gegensatz zum Schwestermetall Palladium hielten sich die Verluste jedoch in Grenzen und das trotz Meldungen über den Importrückgang von 15 Prozent im wichtigen Absatzmarkt China und eines Wertverlustes des Südafrikanischen Rands.

Demnach sehen wir Platin in diesen Wochen nach wie vor optimistisch, schließen allerdings temporäre Preiskorrekturen nicht aus. Ein weiterer Test der 1.000 US-Dollar/oz-Marke und sogar der Durchbruch ist ein mögliches Szenario im Verlauf dieser Woche.


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Palladium gerät unter Druck

Mit einem Kursverlust von über 7 Prozent von 789 US-Dollar/oz auf kurzzeitig unter 730 US-Dollar/oz am Mittwoch, erlebte das Metall den größten Tagesrückgang seit April 2013. Vor allem Gewinnmitnahmen nach den starken Anstiegen der vorangegangenen Wochen mit einem Hoch von 797 US-Dollar/oz waren hierfür ausschlaggebend. Auch bis Ende der Woche konnte sich der Preis nicht erholen und hat kurzzeitig sogar das 3-Wochen-Tief von 711 US-Dollar/oz berührt.

Die Festwoche („Chinese New Year“) in China wird in den kommenden Tagen ebenfalls zu spüren sein, da viele Marktteilnehmer nicht anwesend sind, weshalb weiter von einem kurzzeitig niedrigeren Preisniveau auszugehen ist. Dennoch wird sich Palladium aufgrund des andauernden physischen Defizits am Markt wieder stabilisieren können und die allgemeine Markterwartung ist, dass die 800 US-Dollar/oz Marke mittelfristig überschritten werden könnte.

Auch wenn das Interesse von Investoren nunmehr vermehrt bei den boomenden Aktienmärkten und US-Renditen liegt und weniger auf den sicheren Edelmetallmärkten, wird sich das auf den Palladiumpreis höchstwahrscheinlich nicht weiter negativ auswirken. Entscheidend wird hierbei auch sein, wie schnell Trumps Konjunkturpläne in höherer Palladiumnachfrage münden. Palladium hat hierbei in den letzten Monaten eine stark positive Korrelation zu Basismetallen wie Kupfer und Zinn gezeigt, welche von neuen Infrastrukturprojekten in den USA profitieren könnten.

Rhodium etwas schwächer, Rutheniumumsätze auf gutem Niveau; Iridium bleibt in schwierigem Umfeld

Rhodium konnte das in diesem Jahr bereits erreichte Niveau nicht verteidigen und handelt leicht schwächer als noch zu Beginn der Berichtswoche. Insgesamt hat sich Rhodium nicht mehr richtig positionieren können – vielleicht auch schon im Hinblick auf das bevorstehende „Chinese New Year“, da aufgrund der fehlenden Marktteilnahme einiger wichtiger Verbraucher und Händler die Nachfrage geringer sein wird.

Trotz eines weiterhin unveränderten Preises ist Ruthenium nach wie vor aktiv und die Umsätze sind auf einem ordentlichen Niveau, wenn auch etwas tiefer als in den letzten beiden Wochen. Ansonsten gibt es keine neuen Erkenntnisse bei diesem Metall.

Iridium befindet sich immer noch im gleichen schwierigen Umfeld mit guter Nachfrage und limitiertem Angebot. Allerdings hat sich die Gesamtlage bezüglich Liquidität leicht verbessert. Dennoch sehen wir Iridium nach wie vor auf hohem Preisniveau und können uns einen weiteren Preisanstieg in naher Zukunft durchaus vorstellen.

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