Recycling von alten Schiffen

Seit eineinhalb Jahren gilt das Verbot der Strandung europäischer Schiffe in Südasien. Doch die Regelung bleibt weitgehend unbeachtet. Deutschland bildet da keine Ausnahme.

Schiffsabwrackung: EU-Verordnung bleibt folgenlos


Die Billigentsorgung von alten Schiffen bleibt weltweit ein Problem. Daran hat sich auch im vergangenen Jahr nichts geändert. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Shipbreaking Platform wurden im Jahr 2014 weltweit insgesamt 1.026 Schiffe aus dem Verkehr gezogen. Ein Großteil davon wurde aber nach wie vor nicht fach- und umweltgerecht recycelt.

Besonders in Ländern wie Indien, Pakistan und Bangladesch fehlen geeignete Recyclingvorschriften. Dort landeten im vergangenen Jahr fast zwei Drittel aller schrottreifen Schiffe (62,5 Prozent), wie aus dem Jahresbericht der Organisation für 2014 hervorgeht.

Auch europäische Schiffsbesitzer reihen sich in diese Praxis ein: Von den 285 Schiffen, die bei europäischen Reedereien zum Verschrotten anstanden, wurden 182 an die Strände südasiatischer Länder geliefert. Und das trotz der neuen EU-Verordnung zum Schiffsrecycling, die am 30. Dezember 2013 in Kraft getreten ist und die die Strandung von in Europa registrierten Schiffen untersagt. „Nach wie vor landen 2 von 3 Schiffen aus der EU an den Stränden“, beklagt die Nichtregierungsorganisation. In fachgerechten Anlagen in Europa wurden mit 38 Schiffen im vergangenen Jahr gerade mal 3,7 Prozent aller Schiffe recycelt.

Besonders ignorant sind laut Shipbreaking Platform die griechischen Reeder. Sie haben im vergangenen Jahr 70 Schiffe an die Strände von Südasien geliefert, gefolgt von China (60 Schiffe). An dritter Stelle steht bereits Deutschland mit 41 Schiffen. Wie es seitens der Nichtregierungsorganisation heißt, würden manche Reeder ihre Schiffe kurz vor dem Verschrotten auch verkaufen; diese würden dann unter unter Nicht-EU-Flagge weiterfahren.

Allerdings gebe es inzwischen auch positive Entwicklungen, räumt die Shipbreaking Platform ein. So habe sich beispielsweise Hapag-Lloyd 2014 verpflichtet, keine Schiffe mehr an die asiatischen Strände zu liefern.

© 320°/ek | 23.06.2015

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