Elektromobilität

Die neue SPD-Umweltministerin Svenja Schulze will bessere Anreize für den Kauf von Elektro-Fahrzeugen setzen. Sie plädiert für eine Prämie für den Kauf von Elektro-Lieferfahrzeugen.

Schulze fordert Prämie für E-Lieferfahrzeuge


Bundesumweltministerin Svenja Schulze will mehr Anreize für Elektrofahrzeuge schaffen. Ein probates Mittel sei eine Prämie für Elektro-Lieferfahrzeuge, sagte sie der Bild-Zeitung. Darüber hinaus sollte auch der Anteil von elektrisch getriebenen Bussen im öffentlichen Nahverkehr gesteigert werden. Für diesen Fall sagte sie zu, dass der Bund ab sofort den größten Teil der Zusatzkosten für die Städte übernehme.

Laut Schulze geht es um eine „Revolution“ im Verkehrssektor. „Wir wollen bessere Alternativen schaffen. Wir brauchen deutlich mehr Elektro-Mobilität“, so die Ministerin. Das Fahren mit E-Autos müsse so erschwinglich und spannend sein wie das mit einem Verbrennungsmotor.

China setzt Einkaufssteuer aus

Vorerst jedoch läuft der Verkauf von Elektrofahrzeugen in Deutschland noch schleppend. Nach aktuellen Zahlen des Center of Automotive Management (CAM) wurden im vergangenen Jahr 54.492 Elektrofahrzeuge verkauft. Damit hat sich der Marktanteil von Elektrofahrzeugen im Vergleich zum Vorjahr zwar mehr als verdoppelt, liegt aber dennoch nur bei 1,6 Prozent.

Der größte Treiber der globalen Elektromobilität ist immer noch China. Wie aus der CAM-Auswertung hervorgeht, wurden dort im vergangenen Jahr 777.000 E-Autos abgesetzt – ein Zuwachs von 53 Prozent im Vergleich zu 2016. Erst im vergangenen Dezember hatte die Regierung beschlossen, die Einkaufssteuer für mit neuen Energien betriebene Fahrzeuge (Batterie, Hybridmotor oder Brennstoffzellen) für drei Jahre auszusetzen.

Außerdem wurde in Peking ein nationales Zentrum eröffnet, um die Entwicklung besser zu koordinieren. Beteiligt daran sind führende chinesische Hersteller wie Geely und BYD sowie Forscher vom Suchmaschinenanbieter Baidu und der Tsinghua-Universität. Experten vermuten, dass bis 2025 ein Fünftel der Fahrzeuge in China mit neuen Energien betrieben wird.


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Verglichen damit nimmt sich Schulzes Idee einer Prämie für Elektro-Lieferfahrzeuge klein aus. Bis die von ihr beschworene E-Fahrzeug-Revolution hierzulande einsetzt, muss sie das Problem mit den Diesel-Fahrzeugen lösen. Diesbezüglich will die Ministerin Fahrverbote oder hohe Dieselsteuern vermeiden. Medienberichten zufolge sagte sie auch, dass die blaue Plakette keine Lösung sei. „Nichts davon würde die alten Diesel sauberer machen“, sagte sie. In der Pflicht seien die Autobauer. Sie müssten diese Fahrzeuge „auf eigene Kosten“ technisch nachrüsten.

Die Verbraucher entscheiden sich vor dem Hintergrund der ganzen Diskussion inzwischen wieder verstärkt für Benziner. Laut CAM stieg die Zahl der Benziner an den Neuzulassungen 2017 auf 57,7 Prozent (2016: 52,1 Prozent). Parallel ging der Marktanteil dieselbetriebener Fahrzeuge von 45,9 Prozent 2016 auf 38,8 Prozent 2017 zurück.

Die fallenden Absatzzahlen von Diesel-Autos konnte bis dato auch nicht das Instrument ‚Umweltprämie‘ aufhalten. Bis zu 4.000 Euro bietet beispielsweise VW für vor dem 1. April 2006 zugelassene Modelle beim Neukauf eines Diesels. Die „historisch einzigartige Prämiensause“ habe die Flucht aus dem Diesel eher verstärkt, schreibt das CAR-Center der Universität Duisburg-Essen in seiner Rabattstudie für den Monat März.

Bei VW beispielsweise ist der Anteil von Diesel-Fahrzeugen, die der Konzern an Privatkunden verkauft, stark gesunken. Er ging von 33,5 Prozent im Januar 2015 auf 17,1 Prozent im Februar 2018 zurück. Im Gesamtmarkt sei der Diesel-Anteil von 33,4 auf 18,0 Prozent gesunken.

„Die Angst vor dem Diesel ist mit den Prämien gestiegen“, sagte Studienleiter Ferdinand Dudenhöffer. Investitionen in Hardware-Nachrüstungen wären aus seiner Sicht sinnvoller gewesen. Mit zusätzlichen Katalysatoren könnten ältere Autos in saubere Diesel verwandelt und milliardenschwere Wertverluste des Gebrauchtwagenbestands aufgefangen werden. Dennoch hat VW am Donnerstag vergangene Woche seine Umweltprämie verlängert und gleichzeitig an den Kauf eines neuen Diesel-Autos nach Euro6-Norm gekoppelt.

 

© 320°/bs | 03.04.2018

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