Markt für Edelmetalle

Die Edelmetallpreise haben sich in der vergangenen Woche wieder etwas erholt. Vor allem bei Gold und Platin deuten sich weitere Preiserhöhungen an. Für Palladium gestaltet sich die Marktprognose etwas schwieriger. Der Marktbericht für Edelmetalle.

Schwache Woche für Palladium


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold profitiert vom schwachen US-Dollar

Gold bekam im Zuge der Russland-Affäre um den US-Präsidenten Donald Trump neuen Schwung. Bereits am Montag veröffentlichte die Washington Post, dass Trump möglicherweise Geheimdienstinformationen an den russischen Außenminister Sergej Lawrow weitergegeben haben soll. Am Mittwoch wurde weiterhin bekannt, dass das US-Justizministerium einen Sonderermittler einsetzt, um die Kontakte von Trumps Wahlkampfteam nach Russland untersuchen zu lassen.

Im Zuge dessen konnte Gold die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie durchbrechen und kurzzeitig auf ein 3-Wochen-Hoch von 1.265 US-Dollar/oz hochschnellen. Zum Ende der Berichtswoche stieg die Risikobereitschaft an den Märkten wieder, sodass Gold bei 1.255 US-Dollar/oz schloss.

Makroökonomisch hat sich die Aufwertung des Euros fortgesetzt, sodass zum Ende der Handelswoche ein Kurs von 1,12 US-Dollar erklommen wurde. Dies ist nicht allein auf die politischen Unsicherheiten in den USA zurückzuführen, sondern auch primär auf positive Signale von Angela Merkel und ihrem neuen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron in Richtung EU, sowie einer möglichen Zinserhöhung der EZB in 2018. Kurzfristig ist zu erwarten, dass sich Gold weiterhin in dem seit Dezember vorherrschenden Aufwärtskanal bewegen wird.

Silber handelt parallel zu Gold

In der Berichtswoche konnte sich Silber im Fahrwasser von Gold von den Tiefständen zum Monatsbeginn erholen und handelte zwischenzeitlich auf einem Wochenhoch von 17,03 US-Dollar/oz. Ausgehend von einem Wochenschlusskurs von 16,82 US-Dollar/oz ist Unterstützung bei 16,66 US-Dollar/oz und technischer Widerstand an der psychologischen 17 US-Dollar/oz Marke zu erwarten.

Unterstützung bekam das Metall vor allem auch von der erhöhten Investmentnachfrage. Die ETF-Holdings stehen aktuell bei 657,4 Millionen Unzen, was seit dem Apriltief ein Anstieg von 19 Millionen Unzen entspricht. Die Gold:Silber-Ratio steht aktuell bei 74,40.

Platin beweist Kampfgeist

Platin konnte in der Berichtswoche an Rückenwind gewinnen. Es erholte sich von seinem 4-Monats-Tief von Anfang Mai und erreichte am Mittwoch mit 954 US-Dollar/oz sein Wochenhoch. Am Freitag gab das Metall allerdings analog zu den anderen Edelmetallen wieder etwas nach und schloss die Woche bei 938 US-Dollar/oz.

Mit dieser Performance hat sich das Platin:Palladium-Ratio von seinem 15-Jahres-Tief von 1,11 Anfang Mai auf aktuell 1,23 wieder erholt, obwohl die physische Nachfrage nach Platin dieses Jahr weiterhin mit 6 Prozent gegenüber der des gleichen Zeitraums vom Vorjahr zurückliegt. Im Wesentlichen ist die schwache Nachfrage auf den sinkenden Bedarf der Petroleumindustrie und die zurückgehenden physischen Investitionen aus Japan zurückzuführen.

Das anhaltend niedrige Preisniveau im Zusammenspiel mit der starken südafrikanischen Währung erhöht jedoch weiter den Druck auf die Minenbetreiber in Südafrika. Wie bereits in der vergangenen Woche berichtet, kämpft die Minenindustrie derzeit mit Produktionsunterbrechungen. Angebotsrückgänge werden mit den Entwicklungen in der Berichtsperiode noch wahrscheinlicher und könnten mittelfristig wieder für einen Aufschwung im Platinpreis sorgen.

Schlechte Woche für Palladium

Nachdem Palladium bislang mit einer eindrucksvollen Performance auf den Edelmetallmärkten brillierte, geriet das Metall nun in der vergangenen Woche unter Druck. Mit einem Wertverlust von über 5 Prozent seit Jahresbeginn ist es diese Woche das Metall mit der schlechtesten Performance. Am Montag erreichte Palladium noch ein Hoch von 820 US-Dollar/oz, um dann Tag für Tag seinen Wert abzugeben und am Donnerstag sein Wochentief bei 755 US-Dollar/oz zu erreichen. Freitag schloss Palladium dann bei 759 US-Dollar/oz.

Auch die ETF-Holdings sanken auf den niedrigsten Wert seit 2010 auf rund 1,5 Millionen Unzen. In einem Zeitraum von zwei Jahren ist dieser Bestand somit um 1,1 Millionen Unzen bzw. um 44 Prozent gesunken. Ob dies die Marktreaktion auf die jüngsten Nachfrageentwicklungen in der internationalen Automobilindustrie ist, bleibt noch abzuwarten. Wie bereits von uns berichtet wurde, meldet vor allem China als bedeutender Markt Nachfragerückgänge in diesem Jahr.

Trotz dieser Entwicklungen war die Stimmung der Marktteilnehmer während der ‚London Platinum Week‘ in der vergangenen Woche dem Metall gegenüber jedoch nach wie vor durchaus optimistisch. Auch Palladiumschwamm wird weiterhin unverändert mit einer Prämie gehandelt, was für eine durchaus hohe Industrienachfrage steht.

Rhodium mit Seitwärtsbewegung; Ruthenium weiterhin richtungslos; Gesamtlage bei Iridium unverändert

Rhodium hat sich – wie von uns der Vorwoche angedeutet – so gut wie nicht bewegt und sich auf deutlich tieferem Niveau stabilisiert. Es gibt nach wie vor gute Nachfrage, sowohl auf der physischen Seite, aber auch für Preissicherungen. Allerdings ist die aktuelle Verfügbarkeit sehr gut, sodass es schwierig sein dürfte, den Preis auf ein höheres Level zu heben. Für die kommende Woche erwarten wir ein ähnliches Umfeld und nur kleinere Preisverschiebungen.

Ruthenium hat nahtlos an die zurzeit etwas schwache Performance angeknüpft, obwohl es durch die sehr gute Liquiditätssituation einiges an Nachfrage und an Käufen gegeben hat. Es könnte sein, dass die aktuell sehr gute Verfügbarkeit etwas höhere Nachfrage generiert, die aber aktuell sicher problemlos bedient werden könnte. Von daher erwarten wir auch für die kommende Woche keine großen Preisbewegungen.

Auch im Iridium hat sich das Gesamtumfeld nur geringfügig geändert. Wir sehen immer noch guten Bedarf der vielfältigen Iridium Anwender. Iridium hat es in der Zwischenzeit geschafft, das zweitteuerste Edelmetall nach Gold zu werden, was natürlich auch auf die Schwäche von Platin und Rhodium zurückzuführen ist. Falls es in dieser Marktlage größere Einzelgeschäfte geben sollte, was sicherlich nicht auszuschließen ist, würde der Markt die nächste Reaktion zeigen. Die aktuell leicht verbesserte Verfügbarkeit ist momentan nur preisbedingt aufgrund der Zurückhaltung von potenziellen Käufern.

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