Untersuchung zu Folienabfällen

Das Recycling von Folien aus Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft könnte deutlich gesteigert werden. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht des Schweizer Bundesrats. Für das Mehr an Recycling seien allerdings bestimmte Anreize notwendig.

Schweiz: Recycling von Folien aus dem Gewerbe lässt sich verdoppeln


Der Schweizer Bundesrat nimmt die stoffliche Verwertung von PE-Folien aus Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft in den Fokus. Wie es in einem Bericht auf Grundlage einer Ökobilanz aus dem Jahr 2012 und Ergebnissen eines ‚Runden Tischs Kunststoff‘ heißt, könnte die Recyclingquote von PE-Folien von geschätzt 24 Prozent auf bis zu 50 Prozent gesteigert werden. Dazu seien allerdings bestimmte Anreize vonnöten.

So schlagen die Autoren der Untersuchung vor, dass die Betriebe gebrauchte Polyethylen-Folien verstärkt separat sammeln. Das Material könnte dann ab einer gewissen Menge und mittels effizienter Logistik kostenlos vor Ort abgeholt werden. „Der Betrieb kann so die Kosten für die Verbrennung einsparen und hat einen gleichwertigen Entsorgungsservice“, heißt es in dem Bericht. Über eine Sortierung und Aufbereitung könne dann aus den Abfällen Regranulat oder hochwertiger Ersatzbrennstoff gewonnen werden.

Recyclingquote von 50 Prozent wäre möglich

Wie in dem Bericht aufgeschlüsselt wird, fallen in der Schweiz jährlich 412.000 Tonnen Kunststoffabfälle in Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft an. Für diese Abfälle stellt sich die Entsorgungsituation wie folgt dar:

  • Rund 110.000 Tonnen der 412.000 Tonnen Kunststoffabfälle sind PE-Folien. Das entspricht einem Anteil von etwa 27 Prozent.
  • Etwa 75.000 Tonnen stammen aus dem Bereich Verpackungen (Schrumpf-, Stretch- und Wickelfolien, Luftpolster, Sackware) und rund 20.000 Tonnen aus dem Bereich Landwirtschaft (Silage-, Abdeck- und Treibhausfolien sowie Säcke). Weitere 15.000 Tonnen kommen aus dem Bereich Bau (Bau- und Abdeckfolien, Dichtungen und Planen).
  • Von den erfassten PE-Folien werden 24 Prozent oder 26.513 Tonnen stofflich verwertet.
  • 6 Prozent der PE-Folien oder 6.738 Tonnen gehen ins Zementwerk.
  • 70 Prozent der Folien oder 76.750 Tonnen in Müllverbrennungsanlagen werden energetisch verwertet.

Den Autoren zufolge ist mit den richtigen Anreizen eine Recyclingquote von 50 Prozent möglich. Das hieße, dass 55.336 Tonnen PE-Folien stofflich genutzt werden könnten. Allerdings müsste ein Großteil davon aus dem Bereich Verpackungen kommen. Denn ein allzu großer Anteil von Folien aus dem Bau oder aus der Landwirtschaft würde die Qualität des Recyclats mindern, wie es in dem Bericht heißt.

Aber auch bei einer Recyclingquote von 50 Prozent müssten weiterhin noch 17 Prozent oder 19.286 Tonnen der Abfälle im Zementwerk verwertet werden. Für die Müllverbrennung verbliebe dann noch ein Anteil von 35.830 Tonnen, also nur noch ein Drittel.

Bei starker Verschmutzung sind Recycling und Zementwerk gleichwertig

Rein ökobilanziell favorisieren die Autoren des Bundesratsberichts für PE-Folien die Entsorgungswege Recycling und Einsatz im Zementwerk. „Solange für die erzielte Qualität von Kunststoff-Regranulat aus der stofflichen Verwertung ein Absatz vorhanden ist, macht es Sinn, möglichst viele PE-Folien ins Recycling zu geben“, heißt es. Bei Silagefolien oder anderen Folien mit starker Verschmutzung schneide diese Art der Verwertung aber ökologisch gesehen gleich gut ab wie die Verwertung im Zementwerk.

Im Vergleich Einsatz in Zementwerken versus MVA mit durchschnittlichem Energienutzungsgrad habe die Verwertung in Zementwerken ökologische Vorteile, so die Autoren weiter. Allerdings nähere sich die Verwertung in einer MVA mit optimierter Energienutzung dem Einsatz im Zementwerk an.

Für einen staatlichen Eingriff, etwa eine Pflicht zur Sammlung von PE-Folien, sehen die Verantwortlichen des Schweizer Bundesrats keine Notwendigkeit. „Es ist anzunehmen, dass der Markt die Lenkungsfunktion zwischen Zementwerk und Recyclinganlage übernehmen kann, wenn die Folien separat gesammelt vorliegen“, heißt es im Bericht. Bestehende Sammelsysteme würden belegen, dass diese Abfallfraktion verwertbar ist. Auch logistische Lösungen lägen bereits vor.

Ähnliche freiwillige Rücknahmesysteme, wie sie der Bundesrat vorschlägt, gibt es in der Schweiz bereits. Beispielsweise für Landwirtschaftsfolien (RESI) oder Folien, Hohlkörper und EPS aus dem professionellen Bereich (RE-LOG System). Darüber hinaus etablieren sich derzeit Systeme zur Rücknahme von EPS, Baufolien aus PE (HG Commerciale oder Verband des Schweizerischen Baumaterial-Handels) sowie PVC-Fensterprofilen.

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