Trockene Entstaubung

Viele Shredderanlagen erreichen die vorgeschriebenen Grenzwerte für Emissionen in der Abluft nur mit Mühe. Oder aber sie müssen die Schrottannahme qualitativ einschränken. Ein trockener Entstaubungsprozess könnte die Emissionsprobleme lösen.

Shredder-Emissionen in den Griff bekommen


Shredder-Emissionen sind eine Herausforderung für alle Shredderanlagen. Die meisten Betreiber lösen ihre Abluftprobleme mit Nassabscheidern. Diese sind allerdings nur bedingt in der Lage, auch die schädlichen flüchtigen organischen Kohlenwasserstoffe (VOC) zu erfassen und zu reduzieren. Zur Lösung dieser Emissionsprobleme hat der Anlagenbauer Sicon einen ganz anderen Weg eingeschlagen und einen vollkommen trockenen Entstaubungsprozess entwickelt.

Der trockene Entstaubungsprozess kommt bislang zum Einsatz, wenn Sicon seinen Vorshredder EcoRip in ein bestehendes Anlagenkonzept integriert. Bevor der eigentliche Entstaubungsprozess einsetzt, wird der Schrott im EcoRip zunächst vorzerkleinert sowie Feinteile und Dreck abgetrennt. „Das entlastet den Hauptshredder nicht nur deutlich, auch das Explosionsrisiko sinkt drastisch“, erläutert Sicon-Geschäftsführer Heiner Guschall. Darüber hinaus wird in den Hauptshredder eine Wassereindüsung integriert. „Da wir die Restfeuchte in den Shredderrückständen permanent messen, dosieren wir nur so viel Wasser in den Rotorraum wie nötig ist, um die Staubbindung zu gewährleisten und einen Kühlungseffekt zu erzielen.“

Die Entstaubung selbst besteht aus einer Zyklonabscheidung mit nachgeschaltetem Bag-Filter-Housing und berücksichtige alle Vorgaben des Explosionsschutzes. „Da wir ein Additiv eindüsen, erreichen wir eine perfekte Staubabscheidung sowie auch Dioxin- und Furanabscheidung“, sagt Guschall. Ein abschließender Aktivkohlefilter führe zu einer sicheren Einhaltung auch scharfer VOC- und PCB-Grenzwerte. Laut Guschall kann der VOC bis auf 5 mg/Nm³ reduziert werden – ein Wert, der weit unter dem in Europa geltenden gesetzlichen Grenzwert von 50 mg/Nm³ VOC liegt.

Weniger Betriebskosten

Viele Shredderanlagen mit herkömmlichen Abscheidern haben laut Guschall Mühe, diese Vorgabe zu erfüllen. „In der Regel wird dieser Wert nur bei der Verarbeitung von sauberem Schrott erreicht“, sagt er. „Ein Shredder spielt jedoch nur dann seine wirtschaftlichen Vorteile und technische Überlegenheit aus, wenn auch verschmutzte Schrotte und Verbundmaterialien verarbeitet werden, die für eine Schere oder andere Aufbereitungsverfahren ohne Materialaufschluss nicht geeignet sind oder keine entsprechende Metallrückgewinnung gewährleisten.“

Neben der sicheren Verminderung der VOC und PCB habe die Trockenentstaubung noch weitere Vorteile gegenüber den herkömmlichen Abscheidern. Durch die integrierte Absiebung der Inertanteile im EcoRip-Vorzerkleinerer vermindere sich zum einen der Verschleiß im Shredder und im Entstaubungssystem, betont Guschall. Zum anderen reduzierten sich die Betriebskosten, da in Verbindung mit dem Vorshredder und der kontrollierten Wassereindüsung auf den sonst üblichen Wäscher verzichtet werden könne.

Bessere Waschwasser-Filtration

Die trockene Entstaubung ist aber nur eine Variante des sogenannten AirTuning-Prozesses. Die andere ist eine verfahrenstechnisch klassische Nassentstaubung mit Zyklonabscheidung und Wäscher. Dieses Verfahren kommt dann zum Einsatz, wenn ein Vorshredder nicht zur Verfügung steht. „Ohne unseren EcoRip findet nur die konventionelle Nassentstaubung Anwendung, daran im Anschluss aber die beiden Schritte zur VOC- und Dioxinentfrachtung“, erklärt Guschall.

Im Vergleich zu einer Standard-Nassentstaubung erreiche das Sicon-Verfahren eine deutlich verbesserte Waschwasserfiltration, betont er. „Unser Wäscher arbeitet bereits heute mit einer Effizienz von über 96 Prozent, da wir das Waschwasser speziell filtrieren und damit die Wäscherleistung optimieren.“ Guschall rät in diesem Zusammenhang von einer reinen Optimierung von Wäscheranlagen ab. „Das wird nach unseren Erfahrungen nicht zum Ziel führen.“ Auch eine Trocknung der Abluft hält Guschall nicht für zielführend.

Den AirTuning-Prozess gibt es für alle Shreddergrößen bis 6.000 PS. „Theoretisch auch bis 10.000 PS, aber diese Größe sind heute wirkliche Exoten“, so Guschall. Die Anlage werde insbesondere bei Retrofits auf die genauen Anforderungen beziehungsweise Rahmenbedingungen der Altanlage angepasst. Beide AirTuning-Varianten gibt es seit etwa zwei Jahren. „Wir haben die Prozesse bisher aber nicht sehr aktiv vertrieben, da der Großteil unserer Kunden in Gebieten ansässig ist, bei denen eine Entstaubung weniger ein Thema ist“, erzählt Guschall.

Das hat sich aber nun geändert. Denn seit Anfang 2015 verfügt Sicon mit dem EcoShred-Compact – eine Kombination aus Vorzerkleinerer und Hauptshredder – über eine eigene Baureihe moderner Shredderanlagen. Von daher stelle sich das Thema einer zeitgerechten und den gesetzlichen Anforderungen genügenden Entstaubung immer häufiger, betont Guschall.

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