Marktbericht für Edelmetalle

Während der Goldpreis erstmals seit Wochen wieder gestiegen ist, bleibt Silber unter Druck. Auch Platin kann sich nicht gegen den Abwärtstrend stemmen. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Silber leidet unter Sanktionen gegen Russland


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Nachdem Gold drei Wochen lang Verluste einstecken musste, konnte das Metall in den letzten Tagen ein Plus von 1 Prozent verbuchen. Gold hat somit nicht nur die Schwelle von 1.300 US-Dollar/oz zurückerobert, sondern hatte diese mit zeitweiligen Preisen von fast 1.320 US-Dollar/oz recht deutlich hinter sich gelassen. Heute Morgen handeln wir bei knapp 1.308 US-Dollar/oz. Anders als in den Vorwochen konnte sich bei einer gewissen Datenflaute das „Safe Haven“ Sentiment durchsetzen und sorgte für Auftrieb.

Zuletzt hatten positive Wirtschaftsdaten und die Aussicht auf auslaufende geldpolitische Unterstützungsprogramme schwer auf Gold gelastet. Doch die sich fortsetzende Krisenstimmung in der Ukraine sowie die sich zuspitzende Lage im Nahen Osten haben Gold ein 3,5 Wochen-Hoch beschwert. Die Bereitschaft der USA zu Luftanschlägen auf den Irak zum Schutz von US Bürgern hat dem Bedürfnis nach sicheren Anlagen einen neuen Impuls gegeben.

Im Hinblick auf die fallenden Aktienmärkte scheint Gold letzte Woche mit Verzögerung ebenfalls reagiert zu haben. Auch die US-Dollar-Entwicklung hat nach Obamas Aussage zum Irak etwas nachgelassen, was Gold entsprechend zu Gute kam. Wir haben auf dem Niveau über 1.300 US-Dollar/oz wieder erhöhtes Interesse an Investmentbarren gesehen. Die schwachen Verkaufszahlen von Anlagemünzen im Juli (z.B. -40 Prozent y-o-y Gold Eagle Verkäufe der US Mint) zeichnen jedoch ein anderes Bild der physischen Investmentnachfrage. Laut Metals Focus wurde die durchaus weiterhin bestehende Nachfrage jedoch auch durch eine höhere Verfügbarkeit im Zweitmarkt, v.a. in den USA, bedient. Die anhaltende geopolitische Krisenstimmung unterstützt Gold zwar, aber wir sehen bislang keine daraus resultierende Stärke, die Gold nachhaltig in die Höhe treibt.

Silber

Im Gegensatz zu Gold musste Silber im Verlauf der Berichtsperiode Federn lassen (-1,7 Prozent) und rutschte unter die Marke von 20 US-Dollar/oz – ein 7-Wochentief. Auch in Euro hat sich das Metall deutlicher von der 500 Euro/kg Marke entfernt (aktuell: 480 Euro/kg). Als entsprechende Folge befindet sich die Gold-Silber-Ratio mit Levels um 65,50 auf einem 2-Monatshoch.

Bemerkenswerter Weise wurde Silber als sicherer Hafen, im Vergleich zu Gold, deutlich weniger gefragt. Zwar konnten die ETF-Bestände zulegen und auch die industrielle Nachfrage nach Silbergranalien zeigte sich dank attraktiverem Preisniveau robust. Dennoch lastet eine vermeintliche Sanktionsspirale gegenüber Russland und deren wirtschaftliche Folgen mehr auf Silber denn auf Gold. Charttechnisch kämpft das Metall mit der Hürde bei 20 US-Dollar/oz, Unterstützung bietet darunter zunächst 19,70 US-Dollar/oz, Widerstand zeigt sich bereits bei 20,30 US-Dollar/oz. In dieser Woche sind unter anderem die Indische- und Europäische Industrieproduktion (Mittwoch 07:30 und 11:00 Uhr), das Europäische BIP (Donnerstag 11:00 Uhr), sowie die US-Einzelhandelsumsätze (Mittwoch 14:30 Uhr) und die US-Industrieproduktion (Freitag, 15:15 Uhr) von Bedeutung.

Platin

Seit Mitte Juli befindet sich Platin in einem Abwärtstrend und fiel in der vergangenen Woche bis auf rund 1.450 US-Dollar/oz. Begründet wird dieser jüngste Preisabfall durch den Abbau von Netto-Long-Positionen in Platin ETFs in Höhe von 13,9 Tausend Unzen in der vergangenen Woche. Zum Ende der Woche orientierte sich Platin jedoch wieder mehr an Gold, welches durch Anspannungen in der Krimkrise Rückenwind erhielt und Platin in Folge dessen die 1.480 US-Dollar/oz Marke erreichte.

Globale Bemühungen für die Produktion von umweltfreundlicheren Fahrzeugen lässt die Nachfrage nach Platingruppenmetallen steigen. Im Zuge dessen gibt auch der boomende Automobilmarkt in China Hoffnung auf einen langfristigen positiven Ausblick für den Platinpreis. Die zunehmenden Anstrengungen auf chinesischer Seite, Emissionsstandards einzuhalten, lassen die Nachfrage nach Platingruppenmetallen insgesamt steigen. Bereits im letzten Jahr stieg die chinesische Automobilproduktion um 16 Prozent auf 18 Millionen Fahrzeugeinheiten. Auch in diesem Jahr werden positive Zahlen erwartet.

Palladium

Wie bereits in unserem letzten Bericht erwähnt, sind die Diskussionen über das Thema der potenziellen Substitutionen oder sog. „Thrifting“ in Edelmetallen insbesondere vor dem Hintergrund der Preissteigerung im Palladium in 2014 näher in den Fokus geraten. Es ist davon auszugehen, dass es bei Andauern der Aufwärtsbewegungen im Palladium zum „Thrifting“ kommen wird, welches die Bemühungen zur Reduzierung des Edelmetallgehalts in Produkten oder Produktionsprozessen beschreibt.

In der vergangenen Woche fiel der Palladiumpreis innerhalb der Woche um 2 Prozent auf etwa 840 US-Dollar/oz, um dann wieder langsam seine Fahrt nach oben fortzusetzen. Derzeit notiert Palladium bei rund 858 US-Dollar/oz. Getrieben wurde dieser Abwärtstrend insbesondere durch Abbau in Palladium ETFs um 5,8 Tausend Unzen. Angesichts der andauernden Anspannungen auf der Angebotsseite in Kombination mit robuster industrieller Nachfrage stehen dabei die Zeichen für einen zumindest mittelfristigen Preisanstieg weiterhin auf grün. Die Automobilindustrie in den USA meldet wieder positive Absatzzahlen. So wurden im Juli 16.4 Millionen Fahrzeuge verkauft und somit 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch China entpuppt sich zunehmend als Palladium-Konsument. Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres stieg die Nachfrage um 30 Prozent.

Rhodium, Ruthenium, Iridium

Die Rallye im Rhodium hielt an und es ging erneut um 4 Prozent nach oben. Es gibt nach wie vor sehr gute Umsätze und die Nachfrage aus dem Investment Bereich sorgt für weiter steigende Kurse. Auch der ein oder andere Verbraucher ist auf den fahrenden Zug aufgesprungen und hat auf dem Markt weiterhin für Unterstützung gesorgt. Das Interessante bei Rhodium ist, dass die grundsätzliche Situation genau dieselbe ist wie zur Zeit des Streiks, aber die Reaktion ist komplett verzögert eingetreten. Die Minen verkaufen genauso viel, bzw. genauso wenig wie während der Streikperiode. Aber in einem relativ kleinen Markt mit speziellen Usancen gelten einmal mehr andere Regeln.

Die Nachfrage aus Asien in Verbindung mit Fondsinteresse sorgt für eine Überraschung auf den Märkten. Momentan sehen wir keine Gründe, warum sich an der Gesamtsituation etwas ändern sollte. Dementsprechend sehen wir nach wie vor Potential für weiter steigende Notierungen.

Der von uns letzte Woche erwähnte Preisanstieg im Iridium ist jetzt eingetreten und es gibt auch hier nach wie vor nur ein sehr begrenztes Angebot, das allerdings in der vergangenen Woche etwas besser war. Dies schließt die Wahrscheinlichkeit auf schnell fallende Kurse doch momentan so gut wie aus. Wie erwarten in den kommenden Wochen langsam, aber stetig steigende Preise.

Im Ruthenium sieht es immer noch anders aus und das Angebot ist hier weitaus besser als die Nachfrage. Allerdings sind aktive Verkäufer bedingt durch den sehr tiefen Preis so gut wie nicht zu beobachten. Die Tendenz deutet in mittlerer Zukunft auf leicht schwächere Kurse hin.

 

Mehr zum Thema
Fragen und Antworten zum PET-Markt in Europa
Institute senken Konjunkturprognose – Nur noch Miniwachstum
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
Erstes deutsches Unternehmen für Schiffsrecycling
„Noch wenig Hinweise auf konjunkturelle Belebung“
Elektrofahrzeuge, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien: Wie weit ist Mercedes schon?
UN-Bericht: Die Welt produziert Jahr für Jahr mehr Elektroschrott
Voestalpine will Buderus Edelstahl verkaufen