Aufbau eines Sekundärrohstoff-Zentrums

In einem neuen Sekundärrohstoff-Zentrum sollen künftig innovative Recyclingverfahren und Technologien entwickelt werden. Das Ziel ist die Rückgewinnung wirtschaftsstrategischer Metalle wie Gallium, Germanium, Tantal oder Indium. Kleine und mittlere Unternehmen sollen dabei mitwirken können.

„Silicon Valley des Recyclings“


Von der einst blühenden Bergbaulandschaft im Harz ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Der Abbau von Silber, Eisen, Kupfer, Blei und Zink ist weitgehend Geschichte. Zu begutachten sind nun ehemalige Hüttenbetriebe, alte Halden sowie Bergeteiche, in den sich große Mengen an Rückständen befinden.

Was vielen unattraktiv erscheint, ist für Vertreter ein großer Fundus. So groß, dass nun die Harzer Recyclingwirtschaft ein Sekundärrohstoff-Zentrum errichtet. Knapp 11 Millionen Euro sollen in den kommenden drei Jahren in den Aufbau und Betrieb des Sekundärrohstoffzentrums investiert werden. Gefördert wird das Projekt vom niedersächsischen Wirtschaftsministerium mit 4,2 Millionen Euro. Neben dem Recycling-Cluster Rewimet beteiligen sich an dem neuen Sekundärrohstoffzentrum auch die Firmen H.C. Starck, HarzMetall (Recyclex) und Elektrorecycling mit Eigenmitteln.

„Das neue Sekundärrohstoffzentrum ist ein Leuchtturm im Rahmen des Südniedersachsen-Programms und trägt dazu bei, die Wirtschaft in der Region zu stärken“, sagt Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies. „Die Idee, die dahinter steckt, ist einfach und genial: Rückstände aus ehemaligen Harzer Hüttenbetrieben und alten Halden sowie Bergeteichen werden aufbereitet, seltene Metalle effizient und gewinnbringend gewonnen. Das ist Recycling in Reinkultur. Mit dem neuen Zentrum gehen wichtige Impulse für Wachstum einher, Arbeitsplätze werden geschaffen und gesichert.”

Bis zu 350 Arbeitsplätze

Die wissenschaftliche Unterstützung für das Projekt kommt von Professor Daniel Goldmann, der den Lehrstuhl für Rohstoffaufbereitung und Recycling an der TU Clausthal leitet. Ziel sei es, neue Recyclingverfahren und Technologien zu entwickeln, um wirtschaftsstrategische Metalle wie Gallium, Germanium, Tantal oder Indium unter anderem aus Harzer Abraumhalten zurückzugewinnen. „Es ist davon auszugehen, dass in den Halden große Mengen an wertvollen Metallen stecken”, so Professor Goldmann.

Die Geschäftsführung des neuen Sekundärrohstoff-Zentrums wird Michael Fooken übernehmen, bisher Leiter des H.C.-Starck-Standorts Goslar. „Im SRZ haben wir durch die Förderung künftig die Möglichkeit, wirtschaftsstrategische Metalle in großem Maßstab aus Sekundärrohstoffen zu gewinnen“, sagt der neue Geschäftsführer. „Das ist eine unerlässliche Voraussetzung für unsere anwendungsbezogene Forschung. Unsere Vision sind Produkte, die ohne Primärrohstoffe auskommen – deren Vorrat ist bekanntlich begrenzt –, die aber auch wirtschaftlich erfolgreich sind und damit Beschäftigung in der Region schaffen.”

Auch Andreas Sieverdingbeck, Vorstand des Recycling-Clusters Rewimet, ist zuversichtlich. „Wir sind im Harz auf dem Weg von der traditionellen Bergbauregion hin zum ‚Silicon Valley des Recyclings‘. Das Know-how ist bereits hier vor Ort. Die Rohstoffe, die wir benötigen, lagern unter anderem in den Halden und Deponien im Umkreis.“

Geplant ist, an den drei Standorten der Firmen Elektrorecycling, H.C. Starck und HarzMetall im Raum Goslar-Oker Großversuchsanlagen aufzubauen und Mitwirkungsmöglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen bei der Entwicklung neuer Recyclingverfahren zu schaffen. Die Arbeitsplätze an den drei Standorten sollen nach und nach ausgebaut werden. Im Rahmen der industriellen Umsetzung der im Sekundärrohstoff-Zentrum erarbeiteten Technologien sollen bis zu 350 hoch qualifizierte Arbeitsplätze entstehen. Ziel sei es darüber hinaus, auch internationale Partner in das Netzwerk einzubinden.

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