Marktbericht für Edelmetalle

Nach den Verlusten der Vorwoche steigt die Nachfrage nach Gold wieder. Auch Silber entwickelt sich nach oben. Palladium erreichte am vergangenen Mittwoch sogar den höchsten Stand seit 2011. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Solides Plus bei Silber


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Nach den signifikanten Kursverlusten in der Vorwoche verzeichneten wir in den vergangenen Tagen einen deutlichen Anstieg der Barrennachfrage. Anleger, die sich in den vergangenen Wochen zurückhaltend verhalten haben, nutzten das gesunkene Preisniveau, um sich vor allem mit Barren zwischen 100g und 1kg einzudecken. Unterstützung kam im Wochenverlauf auch von sinkenden Aktienkursen: Nachdem am Montag noch neue Rekordniveaus erreicht wurden, realisierten Anleger im weiteren Verlauf Gewinne, was umgekehrt den Goldpreis unterstützte – am Freitag stieg die Notierung bis auf 1.277 US-Dollar/oz.

Der Status als „sicherer Hafen“ könnte neue Nahrung erhalten, wenn die Situation im Irak weiter eskaliert oder sich sogar ausbreitet. In diesem Fall halten wir Kurse deutlich über 1.300 US-Dollar/oz für wahrscheinlich. Noch ist es allerdings nicht soweit: Die gestiegene Barrennachfrage in den vergangenen Tagen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Gold derzeit nicht im Fokus der Investoren steht. Nach dem Kurssturz bis auf 1.240 US-Dollar/oz ist die aktuelle Erholung eine normale Reaktion. Wir schließen auch nicht aus, dass sich dieser Anstieg bis auf 1.287 US-Dollar/oz fortsetzt. Preise darüber sind derzeit nur vorstellbar, wenn auch die physische Nachfrage in Asien anzieht. Hier ist das Kaufinteresse – ungeachtet der gefallenen Preise – weiterhin verhalten. Ein siebtes Jahr in Folge konnte sich China in 2013 als größter Produzent von Gold etablieren.

Silber

Silber konnte vergangene Woche ein solides Plus verzeichnen und sich so vom Jahrestief bei 18,63 US-Dollar/oz weiter entfernen. Begünstigt wurde die Bewegung durch fallende Aktienmärkte und eine wieder leicht anziehenden „safe haven“-Nachfrage. Mit dem jetzigen Level um 19,70 US-Dollar/oz scheint uns Silber angemessener bewertet zu sein als bei Levels unter 19 US-Dollar/oz. Die 20 US-Dollar/oz Marke bildet nun wieder den Widerstand nach oben und wird die Aufwärtsbewegung vermutlich erst mal deckeln. Gespannt wird der Markt am Mittwoch wieder auf die Federal Reserve schauen, um zu sehen, ob sich am Zinsausblick etwas ändert. Von der US-Datenfront kommen heute Zahlen für die Industrieproduktion, am Dienstag die Wohnungsmarktdaten und Donnerstag Arbeitslosenzahlen.

Platin

Die Streiks in Südafrika befinden sich mittlerweile im 5. Monat. Der Bergbauminister, Ngoako Ramatlhodi, entzog sich noch Anfang der Woche aus den Lohnverhandlungen zwischen den Parteien, um Druck zu erzeugen und mit der Hoffnung, dem langwierigen Streik endlich ein Ende zu setzen. Nachdem jedoch am Donnerstag von Seiten der Platinproduzenten verkündet wurde, dass es zwischen den Parteien zu einer „grundsätzlichen Einigung“ gekommen sei, schien die Hoffnung für ein Ende des Streiks in der Platinminenindustrie groß zu sein.

Auf die Ankündigungen reagierte der Platinpreis am Donnerstag mit einem Rückgang um 2,3 Prozent auf 1.442 US-Dollar/oz. Ende der Woche standen die Zeichen in Bezug auf die Lohnverhandlungen weiterhin auf grün, als der Anführer von AMCU, Joseph Mathunjwa, mitteilte, dass er sich mit den Platinproduzenten in Bezug auf die Reaktionen der streikenden Minenarbeiter über die jüngsten Lohnverhandlungen zusammensetzen wolle. Eine finale Einigung wurde zwar noch nicht getroffen, doch die neusten Entwicklungen sind ein erster Lichtblick im längsten und teuersten Streik in der Geschichte der südafrikanischen Minenbranchen.

Palladium

Am Mittwoch notierte Palladium auf dem höchsten Stand seit Februar 2001 bei einem Preis von 862,50 US-Dollar/oz. Begründet wird der Preisanstieg sowohl durch Entwicklungen im andauernden Streik in Südafrika als auch durch die angekurbelte Nachfrage durch robuste Absätze in der chinesischen und in der US-amerikanischen Automobilindustrie. Nach der Verkündung der „grundsätzlichen Einigung“ in den Lohnverhandlungen zwischen der radikalen Gewerkschaft AMCU und den Produzenten kam es Donnerstag jedoch zu einem Kursrückgang von 3,6 Prozent auf 825,50 US-Dollar/oz. Im Falle einer Einigung kann davon ausgegangen werden, dass die Preise für Palladium und Platin kurzfristig weiter nachgeben. Langfristig sprechen die derzeitigen Entwicklungen jedoch eher für Preisanstiege sowohl im Platin als auch im Palladium, da es noch mehrere Monate dauern wird, bis die Produktion wieder auf das übliche Niveau angekurbelt werden kann.

Rhodium, Ruthenium, Iridium

Rhodium hat sich in den vergangenen beiden Wochen relativ verhalten gezeigt und nochmals leicht um ca. US-Dollar30 nachgegeben. Mitte vergangener Woche gab es dann wieder erste Käufe, da der Preis so günstig war, wie seit fast 2 Monaten nicht mehr. Die Käufe kommen aktuell vermehrt aus der Automobilindustrie, was auf eine nachhaltige Kurserholung deuten könnte. Die Minen sind nach wie vor nicht aktiv und können aufgrund der Situation in Südafrika so gut wie keine zusätzlichen Mengen anbieten. Bisher bestimmten die Händler die Preisbewegung der letzten Wochen, aber es scheint wieder zunehmend Interesse aus der Industrie zu geben. Verkäufer halten sich aber aufgrund des schwachen Preises deutlich zurück.

Im Iridium sehen wir weiterhin gutes Kaufinteresse von der Industrie, was den Preis noch einmal leicht anziehen ließ. Auch hier gibt es nur ein begrenztes Angebot aufgrund des ohnehin kleinen Marktes.

Ruthenium ist weiterhin in einem „Dornröschenschlaf“ und bewegt sich so gut wie gar nicht. Es gibt immer noch stabile Nachfrage, die allerdings momentan gut zu bedienen ist.

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