Konzept zur Abfalltrennung

In Skandinavien wird in mehreren Haushalten der Abfall in bunten Säcken getrennt gesammelt. Danach wird alles in die gleiche Tonne geworfen. Das System scheint erfolgreich zu sein - immer mehr Kommunen führen es ein.

Sortierung nach Farben


Die Skandinavier mögen es bunt. Zumindest bei der Abfalltrennung. Denn in vielen Haushalten wird der Müll in verschiedenfarbige Beutel sortiert – in die Optibags. Entwickelt hat die Tüten die schwedische Envac Gruppe, die verschiedene Abfallsammelsysteme entwickelt, liefert und betreut. Wie das bunte Trennsystem funktioniert, hat Marketingdirektor Jonas Törnblom gestern auf der Hamburger Konferenz T.R.E.N.D. vorgestellt.

Envac Optibag
Envac Optibag

Die Idee hinter den farbigen Beuteln ist simpel: Je nach Trennsystem sollen die Bürger die einzelnen Abfälle schon in der Wohnung in die verschiedenfarbigen Tüten werfen. So gilt beispielsweise Blau für Zeitungen, Grau für Metalle, Rot für Kunststoffe, Gelb für Pappe und andere Papiere und Grün für Bioabfall. Der Restmüll kann auch in benutzten Einkaufstüten gesammelt werden.

Die Beutel sind laut Törnblom sowohl im Handel als auch bei den Kommunen erhältlich, haben ein Volumen zwischen 10 und 200 Litern und sind mit einer Dicke von 35 Mikrometer ziemlich reißfest. Die vollen Tüten wiederum werden dann vor den Haustüren in einer einzigen Tonne entsorgt. Das ist vor allem für die Wohngebiete praktisch, in denen es keinen Platz für mehrere Tonnen gibt.

Zunehmende Verbreitung in Schweden und Norwegen

Die farbigen Tüten werden anschließend in einer Optibag-Anlage optisch sortiert und die darin enthaltenen Wertstoffe entweder recycelt, im Fermenter zu Biogas umgewandelt oder in der Müllverbrennungsanlage energetisch verwertet. Eine Optibag-Anlage besteht aus einer bis sechs Sortierlinien, sagte Törnblom. Die Sortierkapazitäten liegen zwischen acht und zehn Tonnen pro Stunde.

Die erste Optibag-Anlage wurde 1994 in Borås im Süden von Schweden in Betrieb genommen. Damals wurde in rund 65.000 Haushalten zunächst in zwei Beuteln und damit Fraktionen getrennt: Bioabfall in der schwarzen und Restmüll in der weißen Tüte.

Envac Optibag
Envac Optibag

Inzwischen sind laut Törnblom 36 Kommunen und Gemeinden an dieses System angeschlossen. Das heißt, dass in Schweden rund 900.000 Bürger ihre Abfälle in bunten Säcken trennen. Bis 2018 sollen elf weitere Gebiete angeschlossen werden. Auch in Norwegen stehen inzwischen mehrere Abfalltrennungsanlagen. 58 Kommunen mit rund 1,2 Millionen Personen nehmen dort an dem System teil.

Dabei wird jedoch nicht überall bis ins kleinste Detail getrennt. Bisher am weitesten verbreitet ist die Trennung in zwei Fraktionen: Bioabfall und Restmüll. In anderen Orten – beispielsweise Eskilstuna – wird der Abfall in sechs verschiedene Fraktionen aufgeteilt. Darüber hinaus gibt es noch weitere Erfassungskonzepte. So können beispielsweise Kunststoffe gemeinsam mit dem Restmüll gesammelt und anschließend wieder getrennt werden. Laut Törnblom können auch andere Fraktionen zunächst gemeinsam als Multistreams gesammelt und hinterher auseinander sortiert werden.

Neben der Kosteneffizienz der Optibags und der geringen Behälterzahl im Wohnumfeld pries Törnblom in Hamburg vor allem die hohe Sortenreinheit, die große Akzeptanz und die problemlose Erweiterung auf neue Fraktionen an. Dass auch die Bevölkerung bei der bunten Sammlung gut mitmacht, zeigt ein Vergleich der Fehlwürfe in Eskilstuna und der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. So wurden in den farbigen Tüten in Eskilstuna weniger als fünf Prozent Fehlwürfe gefunden. In Dresden lag der Anteil der Fehlwürfe bezüglich Leicht- und Metallverpackungen bei über 20 Prozent.

© 320°/ek | 04.02.2016

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