Sammlung von Bioabfällen

Die unterirdische Müllsammlung in Hamburg kommt so gut an, dass die Stadtreinigung die Sammelmenge an Bioabfällen steigern konnte. Auch wenn es noch zu einigen Fehlwürfen kommt, ist die Qualität des Biomülls hinsichtlich Gasausbeute überdurchschnittlich gut.

SRH erfasst mehr Biomüll via Unterflur-Sammlung


Die Stadtreinigung Hamburg (SRH) hat mit der Unterflursammlung die Bioabfallerfassung im städtischen Bereich gesteigert. „Damit ist die SRH der erste kommunale Entsorger, der für alle vier gängigen Abfallfraktionen, also Restmüll, Papier, Wertstofftonne und Bioabfall, Unterflursysteme einsetzt“, sagte Sven Winterberg, Vertriebsleiter bei der Hamburger Stadtreinigung, beim Biomasseforum des Witzenhausen-Instituts in Bad Hersfeld. Die Akzeptanz der Nutzer und der Wohnungswirtschaft sei sehr hoch. Interessanterweise weist der über Unterflursysteme gesammelte Bioabfall eine höhere Störstoffquote auf als der in kleinen Tonnen von Privathaushalten gesammelte. Trotzdem sei die Qualität der Bioabfälle hinsichtlich der Gasausbeute in der Biogasanlage der SRH weit überdurchschnittlich.

Aktuell hat die SRH in der Hansestadt 31 Bio-Unterflursysteme in Betrieb. Zwölf weitere sind im Bau und 13 in Planung. „Die Tendenz zeigt also, dass das Modell ein Erfolg ist, auch wenn die gesamte Anzahl der verbauten Systeme noch kleiner ist als die anderer Fraktionen“, berichtet Winterberg. Zum Vergleich: Es gibt 123 Unterflursysteme zur Erfassung von Restmüll, 60 für Papier und 56 für die Hamburger Wertstofftonne. Bislang bietet die SRH Behälter mit einem Volumen von 3.000, 4.000 und 5.000 Litern an, im Januar 2015 sollen noch 2.000-Liter-Behälter hinzukommen, da diese von den Wohnungswirtschaftsunternehmen gewünscht wurden.

Diese Unterflurbehälter für Biomüll kommen bei den Anwohnern augenscheinlich viel besser an als Oberflurbehälter. Denn nach Angaben der SRH ist die Sammelmenge von Bioabfällen in Wohnanlagen, die über Unterflursysteme verfügen, pro Haushalt etwas höher als die in Anlagen, in denen der Müll überirdisch gesammelt wird. Zuletzt lag die Sammelmenge bei knapp acht Tonnen pro Monat. Das dürfte wohl auch daran liegen, dass die Nutzer die Unterflursammlung als sauberere und hygienischere Lösung empfinden. „Da der Abfall unter die Erde verschwindet, sind Geruchsbelästigungen so gut wie ausgeschlossen“, sagt Winterberg. Da die Behälter keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt seien, sei auch die Temperatur im Inneren etwas konstanter. Um die Geruchsentwicklung noch weiter einzudämmen, könnten auch Gelplatten, sogenannte Deo-Pads, eingesetzt werden. Nicht zuletzt sei auch das Wohnumfeld sauberer, denn es gebe keine überquellenden Müllbehälter oder Beistellungen mehr.

Höherer Sammelkomfort zieht höhere Gebühren nach sich

Allerdings ist die Fehlwurfquote bei Nutzern von Unterflursystemen höher als bei Privathaushalten. So werden laut Winterberg unter anderen die dünnwandigen Plastiktüten, die für die Abfallsammlung verwendet werden, zusammen mit den Bioabfällen in den Unterflursystemen entsorgt. „Trotzdem ist dieser Abfall für unsere Biogasanlage von höherer Qualität als der in kleinen Tonnen bei Privathaushalten eingesammelte.“ Die Erklärung hierfür ist, dass der Biogasanlage eine Sortieranlage vorgeschaltet, welche die Störstoffe aussortiert. Außerdem habe der Unterflur-Bioabfall ein wesentlich höheres Gasbildungspotenzial. So sei der Anteil von Küchenorganik wegen der Standorte im mehrgeschossigen Wohnungsbau deutlich höher als im Durchschnitt des Hamburger Bioabfalls. Hier machten Gartenabfälle einen Großteil aus.

Hinsichtlich Trennverhalten schneiden Oberflursammlung in Anlagen der Wohnungswirtschaft im Vergleich zu Unterflursystemen noch schlechter ab. „Dies gilt sowohl für die absolute Sammelmenge als auch für den Störstoffanteil“, sagt der SRH-Vertriebsleiter. Und das Trennverhalten bei Unterflursysteme werde im Laufe der Zeit sogar immer besser, das würden Ergebnisse der SRH-Hausmüllanalysen beweisen. Diese zeigten, dass sich mit zunehmender Dauer des Angebots zur Mülltrennung auch die Gewohnheiten der Bürger positiv entwickeln. „Ansprechende und komfortable Unterflursysteme könnten zusätzlich zu einer weiteren Verbesserung des Trennverhaltens motovieren“, ist Winterberg überzeugt.

Für diesen Komfort müssen die Nutzer und die Wohnungswirtschaft allerdings tiefer in die Tasche greifen. Denn die Gestellungsgebühr liegt mit 71 Euro je Monate höher als bei den anderen Fraktionen. Diese schlagen mit 58 Euro im Monat zu Buche. Winterberg erklärt das mit den besonderen Anforderungen an Wartung und Technik bei Unterflursystemen für Bioabfälle. Für die kleineren 2.000-Liter-Behälter werde auch ein neues Gebührensystem eingeführt. Damit könnten dann auch kleinere Einheiten angeschlossen werden, oder aufgrund geringerer Sammelmengen von Biomüll in Großwohnanlagen nur für Bioabfall ein kleineres Unterflursystem verbaut werden.

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