Marktbericht für Altpapier

Die Nachfrage auf den internationalen Altpapiermärkten ist seit Anfang des Jahres für die meisten Sorten gestiegen. In Deutschland blieben die Altpapierpreise aber bislang stabil. Aus China ist eine höhere Nachfrage nach hochwertigen Fasern zu verzeichnen, in England gab ein Papierhersteller überraschend das Aus bekannt.

Stärkere Altpapiernachfrage seit Jahresbeginn


Auch in Deutschland zog zum Jahresbeginn die Altpapiernachfrage an, berichtet Reinhold Schmidt von Recycling Karla Schmidt. Da aber gleichzeitig auch die Sammelmenge stieg, hat es im Januar keinen nennenswerten Preisänderungen gegeben – der Markt war ausgeglichen und der Export stabil. Im Februar gerieten die Preise dann unter Druck, da die Lager der Fabriken gut gefüllt waren und die Nachfrage leicht nachgab.

Einige Verarbeiter versuchten laut Schmidt, den Preisdruck auf Kaufhauspapiere und Wellpappen zu erhöhen, scheiterten aber am Widerstand der Altpapierhändler: Diese lieferten zu den niedrigen Preisen mehrere Wochen lang schlechte Qualitäten an – bis die Erlöse wieder angehoben wurden. Ebenfalls Anfang Februar wurde auf dem Markt dann verstärkt Altpapier zu höheren Preisen aus dem Ausland angefragt. Das Hoch hielt jedoch nicht an, Preise und Nachfrage sanken zum Monatsende wieder.

Unerwartet gut entwickelten sich Sammlung und Nachfrage in Tschechien im vergangenen Jahr und zum Jahresbeginn. Wie Jaroslav Dobes von SPDS-APOREKO sagt, zog die Produktion in den Fabriken im vierten Quartal 2014 um 3 Prozent an. Der Altpapiereinsatz verbesserte sich sogar um 14 Prozent. Die Altpapiersammlung für das gesamte Jahr 2014 verbesserte sich um 12 Prozent und erreichte ein Rekordniveau. Die Mengen wurden von den Verarbeitern und den ausländischen Händlern gut abgenommen. Auch das laufende Jahr begann in Tschechien gut.

Auch Merja Helander von Lassila & Tikanoja hat Positives bezüglich der Nachfrage zu berichten. In Finnland seien vor allem die lokalen Altpapiersorten gefragt, die Papierfabriken seien gut ausgelastet. Auch die Hersteller von Spezialpapieren setzen immer mehr Altpapier ein. Allerdings gehe die Sammlung von Altpapier leicht zurück. Hiervon sind vor allem die grafischen Sorten betroffen, da deren Verbrauch immer geringer wird. Für 2015 wird sich dieser Trend wohl fortsetzen, mutmaßt Helander.

Wellpappenpapiere in Spanien ziehen an

Um rund 15 Euro pro Tonne sind seit Januar die Preise für Wellpappenpapiere in Spanien gestiegen. Francisco J. Donoso von Alba Servicios Verdes macht dafür die erhöhte Nachfrage der Papierfabriken verantwortlich, die auch verstärkt exportierten. Hinzu kamen weniger Sammelmengen über die Ostertage. Auch bei weißen Sorten haben sich die Preise dank steigender Nachfrage aus dem Inland und Asien um 15 bis 20 Euro pro Tonne verbessert. Dagegen sind Nachfrage und Preise der Deinking-Sorten gefallen, da entsprechende Fabriken in Europa angekündigt haben, ihre Produktion einzustellen. Entsprechend hoch sind dort die Langerbestände.

In England hat Anfang des Jahres vor allem die Nachricht über das Aus des Papierherstellers Aylesford Newsprint den Markt kurzzeitig geschockt, berichtet Simon Ellin von der Recycling Association. 300 Arbeitsplätze seien davon betroffen. Dennoch glaubt Ellin, dass die damit wegfallenden Kapazitäten aufgrund der weltweit sinkenden Nachfrage an Zeitungspapieren ohnehin langfristig vom Markt verschwunden wären. Gleichzeitig sind die Preise für Wellpappenpapiere zum Ende des ersten Quartals wieder leicht gestiegen. Trotz schwacher Käufe aus den USA blieb die Nachfrage insgesamt stabil. Grund dafür waren neben dem schwachen Pfund auch die steigende Aktivität der Händler aus China.

Die Einschätzung des englischen Experten bestätigt Ranjit Baxi von J&H Sales International: Im asiatischen Raum ist nach dem chinesischen Neujahrsfest besonders die Nachfrage nach hochwertigen Fasern wieder gestiegen. Dabei haben die chinesischen Einkäufer vor allem nach Europa geblickt, da die Häfen an der US-amerikanischen Westküste zeitweise geschlossen waren und die Ostküste unter schwierigen Wetterbedingungen litt. Zeitgleich haben die Einführung von größeren Schiffen und die niedrigen Ölpreise für sinkende Frachtraten gesorgt. Trotz steigender Nachfrage blieben die Preise für Wellpappenpapiere mit 160 bis 168 US-Dollar pro Tonne jedoch eher schwach, gemischte Papiere wurden zwischen 120 und 135 US-Dollar pro Tonne gehandelt.

© 320°/ek | 17.04.2015

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