Bilanz 2017

Im vergangenen Jahr wurden weltweit rund 600 Millionen Tonnen Stahlschrott verwendet. Vor allem China und die Türkei weisen hohe Zuwachsraten aus. Aber auch in der EU hat der Verbrauch von Stahlschrott deutlich zugenommen.

Stahlproduktion auf Schrottbasis nimmt weltweit zu


In der Stahlindustrie wurden im vergangenen Jahr rund 1,69 Milliarden Tonnen Stahl hergestellt. Dafür wurden etwa 600 Millionen Tonnen Schrott verwendet, wie aus der Statistik des Weltrecyclingverbands BIR hervorgeht. Im Vergleich zu 2016 entspricht das einem Anstieg um etwa 40 Millionen Tonnen.

Ein direkter Vergleich der Zahlen aus 2017 und 2016 ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, wie der statistische Berater des Weltrecyclingverbands BIR Rolf Willeke deutlich macht. China hatte für 2017 einen sprunghaften Anstieg des Schrotteinsatzes gemeldet. Der Anstieg sei dadurch zu erklären, dass dort im vergangenen Jahr einige Induktionsöfen stillgelegt wurden, erklärt Willeke. Deren Schrotteinsatz wurde bis dato von dem chinesischen Verband für Metallschrotte nicht erfasst– alleine 2016 könnten das etwa 60 Millionen Tonnen gewesen sein. Ein Teil davon wurde nun in anderen Öfen verwendet, tauchte plötzlich in den Statistiken auf und sorgte für den sprunghaften Anstieg, der auch die weltweiten Daten deutlich nach oben hob.

Unstrittig sind jedoch die Zahlen zur weltweiten Stahlherstellung: Diese ist um 3,9 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Tonnen gestiegen. „Interessant dabei ist, dass die Produktion in den Sauerstoff-Blasstahlwerken um 2,3 Prozent gestiegen ist (1,2 Milliarden Tonnen), die schrottintensive Herstellung in Elektrolichtbogenöfen aber um 8 Prozent auf 445 Millionen Tonnen“, hebt Willeke die wachsende Bedeutung der Schrotte hervor. Die Einsatzquote von Stahlschrott weltweit lag damit bei 35,5 Prozent.

Stahlschrottverbrauch in den wichtigsten Stahlregionen:

In den sieben wichtigsten Stahlregionen – China, EU-28, USA, Japan, Südkorea, Türkei und Russland – ist der Einsatz von Stahlschrott gestiegen. Allen voran in China, auch wenn diese Zahlen nicht den tatsächlichen Anstieg abbilden:

  • China: Einsatz von Stahlschrott ist 2017 um 17,8 Prozent auf rund 147,9 Millionen Tonnen gestiegen.
  • Türkei: Anstieg des Stahlschrotteinsatzes um 17 Prozent auf 30,3 Millionen Tonnen. Die Einsatzquote liegt dort damit bei starken 80,8 Prozent – der weltweite Spitzenwert.
  • EU-28: Hierfür verbucht das BIR ein Plus von 5,6 Prozent auf 93,5 Millionen Tonnen. Insgesamt wurden bei der Stahlherstellung damit etwa 55,5 Prozent Schrotte eingesetzt. Die größten Verbraucher waren hier mit 21,6 Millionen Tonnen Italien (+ 8,4 Prozent), gefolgt von Deutschland mit 19 Millionen Tonnen (+ 3,5 Prozent).
  • USA: Dort ist der Stahlschrottverbrauch um 3,7 Prozent auf 58,5 Millionen Tonnen gestiegen. Die Einsatzquote betrug damit rund 72 Prozent.

Stahlschrottverbrauch in den wichtigsten Stahlregionen:

Steel Scrap in Key Countries

Quelle: BIR

Auf und Ab bei den Stahlschrotteinfuhren:

  • Die mit Abstand größten Mengen an Stahlschrott hat – wie auch in den Vorjahren – die Türkei eingeführt. Mit fast 21 Millionen Tonnen waren es im vergangenen Jahr 3,3 Millionen Tonnen mehr als noch 2016.
  • Auf Platz zwei lag mit etwa 6,2 Millionen Tonnen Südkorea (Plus 5,6 Prozent). Fast ein Fünftel mehr Stahlschrotte importierte die USA (Platz 4) und kam im vergangenen Jahr auf 4,6 Millionen Tonnen.
  • Rückläufig war die Einfuhr von Stahlschrotten nur in wenigen Ländern. Das größte Minus mit fast 16 Prozent verbucht Indien – hier wurden 2017 nur noch 5,3 Millionen Tonnen eingeführt. Ebenfalls im Minus waren Taiwan (Minus 7,5 Prozent) und Mexiko (Minus 5,9 Prozent).

Entwicklungen beim Export von Stahlschrott:

Mit 99 Millionen Tonnen wurden im vergangenen Jahr etwa 9,3 Prozent mehr Stahlschrotte gehandelt als noch im Jahr zuvor. Der meiste Stahlschrott wurde – wie schon im Vorjahr – aus der EU-28 ausgeführt: Hier waren es mit etwas über 20 Millionen Tonnen etwa 12,9 Prozent mehr als noch 2016.

  • Über die Hälfte der EU-Exporte (12,6 Millionen Tonnen) wurden an die Türkei geliefert.
  • Weitere nennenswerte Mengen gingen nach Ägypten (1,4 Millionen Tonnen), Pakistan (1,4 Millionen Tonnen) und die USA (920 000 Tonnen).
  • Innerhalb der EU wurden laut Willeke etwas weniger als 30 Millionen Tonnen Stahlschrott gehandelt. Verglichen mit 2016 ist das ein Anstieg um etwa 7,7 Prozent.

Die weltweit wichtigsten Stahlschrott-Exporteure:

Main Steel Scrap Exporters in the World

Quelle: BIR

  • Andere Nationen wie Kanada oder Australien schraubten die Exporte ebenfalls prozentual in zweistelliger Höhe nach oben – allerdings waren da die Ausfuhren mit 4,4 beziehungsweise knapp 2 Millionen Tonnen in absoluten Zahlen nicht sehr hoch.
  • Leicht gefallen sind hingegen die Ausfuhren mit einem Minus von 5,5 Prozent in Japan (insgesamt 8,2 Millionen Tonnen) und einem Minus von 6 Prozent (5,2 Millionen Tonnen) in Russland.
  • Nahezu neu auf dem Exportmarkt war mit etwa 2,2 Millionen Tonnen China. „Das lag aber – wie schon beschrieben – vor allem an der Schließung der Induktionsöfen“, betont Willeke. Der Stahlschrott aus China wurde im vergangenen Jahr vor allem von Händlern aus Indonesien, Thailand und Vietnam gekauft.

 

© 320° | 22.05.2018

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