Stahlschrottmarkt

Weniger Stahlknüppel, mehr Schrott: Was sich 2016 in den türkischen Stahlwerken bereits vollzog, könnte sich 2017 fortsetzen. Für den Stahlschrotthandel in Deutschland wären das gute Nachrichten. Denn steigende Schrottexporte bedeuten in der Regel auch steigende Schrottpreise.

Stahlrecycler hoffen auf anziehende Schrottexporte


Das Jahr 2017 könnte deutschen und europäischen Schrottexporteuren ein gutes Geschäft bringen, glaubt der bvse. Denn sowohl in der Türkei als auch in China könnten die Stahlerzeuger durch die angekündigten öffentlich finanzierten Großprojekte auf gut gefüllte Auftragsbücher hoffen. „Solange der Schrottpreis zu den Primärrohstoffen wettbewerbsfähig bleibt, wird sein Verbrauch zunehmen“, ist sich der Entsorgerverband sicher.

Zugute kommt dem Schrotthandel, dass der Einsatz von Stahlknüppeln im vergangenen Jahr zurückgedrängt wurde. Stattdessen setzen die Stahlwerke in der Türkei wieder mehr Schrott ein. Laut bvse erzeugten die türkischen Stahlwerke im vergangenen Jahr 30,3 Millionen Tonnen Rohstahl. Dafür setzten sie rund 24,4 Millionen Tonnen Schrott ein. Davon wiederum stammten 16,1 Millionen Tonnen aus Drittländern.

„Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres, in dem türkische Schrottabnehmer rund 14,5 Millionen Tonnen importierten, ist dies eine Steigerung von 10,7 Prozent“, erklärt der Vizepräsident und stellvertretende Vorsitzende des bvse-Fachverbands Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling, Sebastian Will. „Das bedeutet, dass die Schrottanbieter einen Teil des verlorengegangenen Anteils an der türkischen Stahlproduktion zurückerobern konnten.“ Zugleich sei die Einfuhr von Halbwerkzeug von 7,4 Millionen auf 5,8 Millionen Tonnen gesunken.


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Der größte europäische Lieferant im Zeitraum Januar bis November 2016 war laut bvse das Vereinigte Königreich mit 2,3 Millionen Tonnen. Dahinter folgten die Niederlanden mit 2,2 Millionen Tonnen, Belgien (1,8 Millionen Tonnen), Frankreich (0,6 Millionen Tonnen) und Dänemark (0,5 Millionen Tonnen). Damit konnten die Europäer ihren Lieferanteil als wichtigste Beschaffungsregion für türkische Stahlwerke auf 58,6 Prozent ausbauen. Im gleichen Zeitraum hatten US-Lieferanten einen Anteil von 19,3 Prozent und GUS-Exporteure von 15,9 Prozent.

„Günstige Schrotteinkaufspreise und ungünstige Knüppelimportpreise haben den Schrottverbrauch des weltweit größten Schrottimporteurs und drittgrößten Stahlproduzenten Türkei in 2016 positiv beeinflusst“, resümiert der bvse. Von daher könnte das Jahr 2017 für die Schrottexporteure vielversprechend werden, meint der Verband. Voraussetzung sei allerdings, dass die aktuelle wirtschaftliche und politische Lage stabil bleibe.

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