Halbjahresbilanz 2014

Aktuelle Zahlen zeigen, dass der Stahlschrottverbrauch im ersten Halbjahr 2014 gestiegen ist. Andere wichtige Schrottverbraucher weisen ein Minus aus. Große Veränderungen gibt es auch bei den Schrottimporten einiger Länder.

Stahlschrott: Höherer Verbrauch in der EU


Es geht weiter aufwärts: Sowohl die weltweite Stahlherstellung als auch der Verbrauch von Stahlschrott nehmen wieder zu. Wie aus der aktuellen Statistik des Bureau of International Recycling (BIR) hervorgeht, sind in den ersten sechs Monaten dieses Jahres etwa 821 Millionen Tonnen Stahl produziert wurden. Das ist ein Anstieg von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Den größten Produktionsanstieg vermeldete Südkorea. Dort wurden von Januar bis einschließlich Juni etwa 9,1 Prozent mehr und damit 36,1 Millionen Tonnen Rohstahl hergestellt. Mengenmäßig ist erneut China deutlicher Spitzenreiter mit 411,9 Millionen Tonnen. Allerding beträgt das Wachstum nur 3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Etwas höher fiel der Anstieg in der EU-28 aus. Dort kletterte die Produktion um 3,8 Prozent auf 87,4 Millionen Tonnen. In Russland wurden mit 34,8 Millionen Tonnen etwa 0,7 Prozent mehr Rohstahl hergestellt. In der Türkei hingegen sank die Produktion um 0,3 Prozent auf 17,26 Millionen Tonnen. Insgesamt waren im Juni 2014 die weltweiten Kapazitäten zu 78,3 Prozent ausgelastet.

Rückläufiger Stahlschrottverbrauch in der Türkei

Neben der Herstellung stieg auch die Verarbeitung von Stahlschrott. China fragte mit 47,5 Millionen Tonnen etwa 9,4 Prozent mehr Schrotte nach als im Vorjahreszeitraum. Auch Japan verarbeitete laut BIR-Statistik deutlich mehr Schrotte: Dort erhöhte sich der Verbrauch um 5 Prozent auf 18,89 Millionen Tonnen.

Ebenfalls angezogen hat die Stahlschrottnachfrage in den EU-28-Ländern. Hier lag sie um 3,4 Prozent über der Menge von Januar bis Juni 2014 und damit bei 47,7 Millionen Tonnen. Leicht rückläufig war hingegen der Schrottverbrauch in den USA (- 0,4 Prozent auf 26 Millionen Tonnen) in der Türkei (- 0,3 Prozent auf 14,46 Millionen Tonnen) und in Russland (- 0,4 Prozent auf 8,27 Millionen Tonnen).

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Weltweiter Stahlschrottverbrauch 1. Halbjahr 2014; in Mio t
(Quelle: Bureau of International Recycling BIR)

Jan-Jun 14 Jan-Jun 13 Prozent
EU-28 47,7 46,2 3,4
China 47,5 43,4 9,4
USA 26,0 26,1 -0,4
Japan 18,98 18,07 5,0
Südkorea 16,86 16,51 2,1
Türkei 14,46 14,51 -0,3
Russland 8,27 8,3 -0,4

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Bezüglich des Stahlschrotthandels fiel einmal mehr China auf. Diesmal aber mit einer drastischen Reduzierung des Imports. Dieser halbierte sich fast auf 1,3 Millionen Tonnen und zeigt, dass China seine Pläne, mehr Schrott im Inland zu sammeln, bereits in die Tat umgesetzt hat. Aber auch Südkorea (- 10,3 Prozent), Indien (- 29,5 Prozent), Malaysia (-55,7 Prozent), Canada (-29,6 Prozent) und Indonesien (- 16,3 Prozent) fuhren deutlich weniger Schrotte ein.

Der Rückgang um 0,6 Prozent auf 1,6 Millionen Tonnen in den EU-28-Staaten fällt da eher gering aus. Zugenommen haben hingegen die Importe in der Türkei um 4,9 Prozent auf 9,7 Millionen Tonnen. In den USA stieg die Einfuhrmenge um 25,8 Prozent auf 2,1 Millionen Tonnen.

Weniger Schrottexporte aus den USA

Im Bereich Export wurden aus den EU-28-Ländern mit rund 8,6 Millionen Tonnen 4,3 Prozent mehr Stahlschrotte ausgeführt als im Vorjahreszeitraum. Größter Abnehmer ist mit Abstand die Türkei (5,2 Millionen) gefolgt von Ägypten mit rund 1,0 Millionen Tonnen. Deutlich zurück gingen die Ausfuhren aus den USA. Mit 7,6 Millionen Tonnen, verließ fast ein Viertel weniger Stahlschrott das Land. Auch Japan verschiffte mit 3,7 Millionen Tonnen deutlich weniger (- 21,4 Prozent). Angestiegen ist hingegen der Export aus Russland: um 56,4 Prozent auf 2,6 Millionen Tonnen.

Tom Bird von Mettalis Recycling beobachtet in BIR-Marktbericht für Europa derzeit verbesserte Margen und Erholungsanzeichen für die Stahlproduktion. Kritisch bewertet er aber die „völlige Loslösung“ der Stahlschrott- von den Eisenerzpreisen. Es sei bedenklich, dass Eisenerz teilweise für 80 US-Dollar pro Tonne verkauft werde, wohingegen der Preis für Stahlschrott 300 US-Dollar darüber liege. Die günstigen Eisenerzpreise würden dazu führen, dass vor allem China billige Stahlprodukte im Mittleren Osten verkaufe, gegen die Stahlblöcke aus der Ukraine und der Türkei nicht mithalten könnten. Das würde wiederum Druck auf die Schrottpreise bedeuten. Dennoch: Die Schrottnachfrage sei nach wie vor stabil und die Preise aufgrund der knappen Verfügbarkeit weiterhin gut.

Aus Russland berichtet Andrey Moiseenko von Ukrmet, dass die Regierung die Exportsteuern weiter gesenkt habe. Seit September liegen diese bei 10 Prozent. Dennoch steigt der Export nur langsam: Es werde zu wenig Schrott gesammelt, erklärt der Stahlschrottexperte. Außerdem könnten einige Schiffe den Hafen wetterbedingt nicht verlassen.

© 320°/ek | 14.10.2014

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