Preisentwicklung in Deutschland

Nach einem guten Jahresstart sind die Stahlschrottpreise im Februar wieder gefallen. Je nach Sorte mussten die Händler ein Minus zwischen 15 und 23 Euro pro Tonne hinnehmen. Die Stahlherstellung hingegen zog im Januar noch mal an - vor allem China stellte deutlich mehr her als im Vorjahr.

Stahlschrottpreise geben leicht nach


Nachdem die Preise für Stahlschrott vier Monate in Folge nach oben gingen, mussten die Händler im Februar für alle Sorten ein Minus hinnehmen. Die größten Verluste gab es laut aktueller Zahlen des Stahlrecyclingverbands BDSV bei der Sorte 4 (Shredderstahlschrott): Hier fielen die Preise pro Tonne um rund 23 Euro auf 212,50 Euro. Das geringste Minus gab es bei schwerem Stahlaltschrott (Sorte 3). Hier gingen die Preise um 15,80 pro Tonne auf 211,10 Euro zurück.

Im Einzelnen präsentieren sich die durchschnittlichen Lagerverkaufspreise für Stahlschrott im Februar wie folgt:


Stahlaltschrott Sorte 1: 194,8 Euro/Tonne (-16,0 Euro vs. Januar)

Stahlneuschrott Sorte 2/8: 208,5 Euro/Tonne (-16,5 Euro vs. Januar)

Schwerer Stahlaltschrott Sorte 3: 211,1 Euro/Tonne (-15,8 Euro vs. Januar)

Shredderstahlschrott Sorte 4: 212,5 Euro/Tonne (-23,1 Euro vs. Januar)

Stahlspäne Sorte 5: 167,8 Euro/Tonne (-16,7 Euro vs. Januar)

Quelle: BDSV

An der Entwicklung der Eisenerzpreise kann das Minus der Stahlschrottpreise nicht liegen. Diese verhalten sich oft parallel, da bei steigenden Eisenerznotierungen die Produzenten häufiger zu Schrotten greifen und damit die Preise hochtreiben. Doch zuletzt waren die Eisenerzpreise so hoch wie schon lange nicht mehr. Bei rund 85 Euro pendelte sich der Preis für eine Tonne in der letzten Februarwoche ein. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Preis damit um fast 90 Prozent gestiegen.

Angezogen hat auch die weltweite Rohstahlproduktion. Die 67 Länder, die an den Weltstahlverband worldsteel berichten, haben im Januar etwa 136,5 Millionen Tonnen Rohstahl hergestellt. Im Vergleich zum Januar 2016 war das ein Plus von 7 Prozent. Einmal mehr zog die Produktion in China an: um 7,4 Prozent auf 67,2 Millionen Tonnen.

Deutschland steigert Rohstahlproduktion

Auch in Deutschland erhöhte sich die Produktion, hier wurden mit 3,6 Millionen Tonnen 1,2 Prozent mehr produziert als im Vorjahresmonat. Deutlich stärker war das Plus in der Türkei: Hier wurden mit 2,9 Millionen Tonnen 12,8 Prozent mehr als noch im Januar 2016 hergestellt. Ähnlich hoch war der Anstieg in Russland mit 11,6 Prozent auf 6,2 Millionen Tonnen und auch die USA war mit 6,9 Millionen Tonnen um 6,5 Prozent im Plus.

Die Auslastung der Kapazitäten weltweit lag bei etwa 68,5 Prozent. Das sind 3,4 Prozentpunkt mehr als ein Jahr zuvor und immerhin 0,9 Prozentpunkte mehr als noch im Dezember.

WV Stahl warnt vor Importkrise

Trotz Erholungstendenzen auf dem Stahlmarkt warnt die Wirtschaftsvereinigung Stahl (WV Stahl) weiterhin vor großen Herausforderungen. Nach wie vor sei für Europa die Importkrise nicht überwunden: So seien die chinesischen Importe in die EU trotz der eingeführten Antidumpingmaßnahmen mit 6 Millionen Tonnen Walzstahl doppelt so hoch wie 2013. Außerdem steigerten Länder wie Indien oder der Iran, gestützt mit staatlicher Hilfe, ihre Einlieferungen in den europäischen Markt. In Summe sind laut WV Stahl die Walzstahlimporte in die EU 2016 um 10 Prozent gestiegen und damit das dritte Mal in Folge stärker gewachsen als der Markt.

Laut WV Stahl-Präsident Hans Jürgen Kerkhoff hat bisher lediglich die EU ihre Rohstahlkapazitäten reduziert. Die weltweiten Kapazitäten hingegen haben um 500 Millionen Tonnen zugelegt. „Die aktuellen Stilllegungspläne der chinesischen Regierung reichen bei weitem nicht aus“, so Kerhoff. Protektionismus sei allerdings die falsche Antwort. Vielmehr müsse das neu geschaffene Stahlforum im Rahmen der G-20 nun konkrete Schritte einleiten, um marktwirtschaftliche Anpassungsprozesse zur Bewältigung der globalen Strukturkrise zu stärken.

Außerdem warnte Kerkhoff, dass der Vorschlag der EU-Kommission zum Emissionsrechtehandel die Industrie schwäche. Die effizientesten Anlagen dürften durch den Emissionsrechtehandel nicht mit zusätzlichen Kosten belastet werden.

Belastend dürfte es für die Branche auch werden, wenn sich die Vorhersagen des McKinsey Global Institute bewahrheiten werden. In einer neuen Studie heißt es, dass aufgrund neuer Technologien die Rohstoffnachfrage nach Erdöl, Kohle und Eisenerz im Jahr 2035 ihren Höhenpunkt erreichen und dann sinken wird. Bis dahin soll der Anteil erneuerbarer Energien von heute 4 auf weltweit 36 Prozent steigen.

Weniger verkaufte Autos aufgrund zunehmender Carsharing-Angebote würden auch Auswirkungen auf die Stahlnachfrage haben, heißt es in der Studie. Lediglich die Kupferhersteller könnten sich freuen: Dort soll die Nachfrage dank des Einsatzes in elektronischen Geräten und in der Bauindustrie weiter steigen.

© 320°/ek | 23.02.2017

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