Preisentwicklung in Deutschland

Die Zuversicht für das neue Jahr haben die Stahlrecycler bereits, nun müssen nur noch die Preise mitmachen. Die letzten beiden Monate des Jahres stimmen schon mal optimistisch. Denn auch im Dezember zeigen die Preise nach oben – wenn auch nur geringfügig.

Stahlschrottpreise halten ihr Niveau


Die Stahlschrottpreise in Deutschland haben im Dezember nochmals angezogen. Wie aus der aktuellen Erhebung des Stahlrecyclingverbands BDSV hervorgeht, sind die Schrottpreise um 5 bis 8 Euro je Tonne gestiegen.

Den größten Sprung machte Stahlneuschrott, der sich um durchschnittlich 8,4 Euro verteuerte. Im Einzelnen lauteten die durchschnittlichen Lagerverkaufspreise für Stahlschrott im Dezember wie folgt:


Stahlaltschrott Sorte 1: 181,5 Euro/Tonne (+6,1 Euro vs. November)

Stahlneuschrott Sorte 2/8: 196,3 Euro/Tonne (+8,4 Euro vs. November)

Schwerer Stahlaltschrott Sorte 3: 197,7 Euro/Tonne (+5,2 Euro vs. November)

Shredderstahlschrott Sorte 4: 204,3 Euro/Tonne (+5,2 Euro vs. November)

Stahlspäne Sorte 5: 159,1 Euro/Tonne (+5,7 Euro vs. November)

Quelle: BDSV

Neben den Stahlschrottpreisen sind auch die Notierungen für Eisenerz gestiegen. Beide Preise hängen eng miteinander zusammen: Wird Eisenerz teurer, werden Schrotte kostenmäßig interessanter – mit positiven Auswirkungen auf den Schrottpreis.

Zuletzt kostete die Tonne Eisenerz teilweise mehr als 80 Euro pro Tonne. Innerhalb eines Monats verteuerte sich das Metall damit um fast 14 Prozent. Im Dreimonatsvergleich liegt das Plus bei fast 40 Prozent oder mehr als 20 Euro pro Tonne. Im Vergleich zum Dezember 2015 hat sich der Preis sogar mehr als verdoppelt.

Bankanalysten sehen ThyssenKrupp skeptisch

Weiterhin düster sieht es bei einigen Stahlunternehmen aus. Wolfgang Eder, Chef des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine und Präsident des Weltstahlverbands, sagte kürzlich in einem Interview mit der Wirtschaftswoche, dass die europäischen Konzerne nicht um Kapazitätskürzungen herumkommen werden: „(…) wenn heute jemand glaubt, wir können weiter mit über 200 Millionen Tonnen Kapazitäten an Stahl in Europa leben, dann verkennt er die Realität. Das sind strukturell einfach 30 bis 40 Millionen Tonnen zu viel“, so Eder.

Der Stahlkonzern Tyssenkrupp hat unterdessen schon einige Schritte in diese Richtung unternommen. Er verhandelt derzeit mit dem indischen Stahlhersteller Tata Steel über eine mögliche Fusion. Allerdings könnte sich der Betriebsrat querstellen. Betriebsratschef Günter Back hat bereits verkündet, dass man sich im ersten Halbjahr 2017 auf eine heftige Auseinandersetzung mit der Geschäftsführung einstellt. Erst wenn ausstehende Fragen im Hinblick auf Pensionslasten des Unternehmens geklärt seien, könnten erste Schritte für ein Zusammengehen mit Tata getan werden, betonte er.

Die Schweizer Großbank UBS hat derweil Thyssenkrupp von „Neutral“ auf „Sell“ herabgestuft. Das Kursziel der Aktionen wurde von 20 auf 18 Euro gesenkt. Europäische Stahlwerte seien nicht länger attraktiv bewertet, heißt es in der Begründung. Die Bank rechnet damit, dass die Gewinnmarge von ThyssenKrupp im kommenden Jahr wegen hoher Lagerbestände und der Rohstoffpreisentwicklung wieder unter Druck geraten wird.

Rohstahlerzeugung steigt deutlich

Die weltweiten Produktionszahlen für die Herstellung von Rohstahl zeigen ungeachtet dessen weiter nach oben. Im November haben die 65 Länder, die ihre Produktionszahlen an den Weltstahlverband worldsteel übermitteln, mit 132,4 Millionen Tonnen etwa 5 Prozent mehr produziert als im November 2015. In den ersten elf Monaten dieses Jahres lag die Produktion 0,4 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.

Besonders deutlich war der Anstieg in China: Um über 3 Millionen Tonnen beziehungsweise 5 Prozent legte die Produktion im Vergleich zu 2015 zu. Seit Jahresbeginn liegt das Plus damit bei über 8 Millionen Tonnen – trotz versprochener Kapazitätskürzungen.

In Deutschland war die Produktion im November hingegen rückläufig: Mit 3,3 Millionen Tonnen wurde etwa 4,2 Prozent weniger herstellt. Alle EU-Länder zusammen produzierten ein leichtes Plus von 2,6 Prozent. Ebenfalls im Plus war die Herstellung in den Türkei: Sie lag mit 2,9 Millionen Tonnen über 10 Prozent über dem Vorjahreswert.

Insgesamt waren im November die weltweiten Kapazitäten zu 69,9 Prozent ausgelastet. Im Vorjahr lag der Wert mit 67,1 Prozent noch leicht darüber. Im Vergleich zum Oktober 2015 ist der Wert aber um 0,1 Prozentpunkte minimal angestiegen.

© 320°/ek | 21.12.2016

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