Preisentwicklung in Deutschland

Nach einer Preisdelle im September und Oktober sind die Preise für Stahlschrott im November für alle Sorten wieder deutlich gestiegen. Um mehr als 30 Euro zogen die Notierungen an. Derweil steuert China trotz Kürzungsversprechen auf ein neues Produktionshoch zu.

Stahlschrottpreise legen deutlich zu


Es geht wieder bergauf: Um mindestens 30 Euro pro Tonne sind die Preise für verschiedene Sorten Stahlschrott im November gestiegen. Nachdem im September und Oktober die Notierungen in Deutschland insgesamt um rund 10 Euro nachgaben, haben sie laut aktueller Preiserhebung des Stahlrecyclingverbands BDSV wieder deutlich angezogen.

Den größten Sprung machte die Sorte Shredderstahlschrott (Sorte 4) mit einem Plus von 37 Euro je Tonne. Am geringsten fiel der Preisanstieg für die Sorte Stahlaltschrott (Sorte 1) aus, die sich um 31,50 Euro pro Tonne verteuerte. Insgesamt konnten die Schrotthändler im November die zweithöchsten Preise in diesem Jahr verlangen – lediglich im Mai lagen die Notierungen noch höher. Im Einzelnen lauteten die durchschnittlichen Lagerverkaufspreise für Stahlschrott im November wie folgt:


Stahlaltschrott Sorte 1: 175,4 Euro/Tonne (+31,5 Euro vs. Oktober)

Stahlneuschrott Sorte 2/8: 187,9 Euro/Tonne (+32,4 Euro vs. Oktober)

Schwerer Stahlaltschrott Sorte 3: 192,5 Euro/Tonne (+34,7 Euro vs. Oktober)

Shredderstahlschrott Sorte 4: 199,1 Euro/Tonne (+37,0 Euro vs. Oktober)

Stahlspäne Sorte 5: 153,4 Euro/Tonne (+32,0 Euro vs. Oktober)

Quelle: BDSV

Neben den Preisen in Deutschland zogen auch die Exportnotierungen für Stahlschrott an. Bis zu 275 US-Dollar pro Tonne CFR konnten die Verkäufer für Lieferungen in die Türkei verlangen. Bei der Sorte HSM 1/2 (75:25) lag der Preis zwischen 260 und 265 US-Dollar pro Tonne.

Ein Grund für die Preissteigerung dürfte auch die Verteuerung von Eisenerz sein. An der Börse ist der Tonnenpreis im November deutlich nach oben geklettert und lag teilweise über 70 Euro. Vor drei Monaten war das Metall noch 15,4 Prozent billiger. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Preis sogar um fast 50 Prozent angestiegen.

Gestiegen ist zuletzt auch die weltweite Rohstahlproduktion. Im Oktober haben die 65 Länder, die an den Weltstahlverband worldsteel ihre Produktionszahlen übermitteln, insgesamt 136,4 Millionen Tonnen Rohstahl hergestellt. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Plus von 3,3 Prozent. Auch die weltweite Kapazitätsauslastung ist damit gestiegen: Von 68,2 Prozent auf 69,6 Prozent.

Während in Deutschland die Produktion auf 3,5 Millionen Tonnen um 3,7 Prozent gefallen ist, hat vor allem Indien stark zugelegt. Hier wurden mit 8,3 Millionen Tonnen fast eine Millionen Tonnen mehr hergestellt als noch im Vorjahreszeitraum.

China stellt erneut mehr Stahl her

Noch stärker zog die Produktion in China an. Im Oktober waren es 2,7 Millionen Tonnen mehr als noch im Oktober 2015. Insgesamt wurden laut worldsteel 68,5 Millionen Tonnen hergestellt. Dennoch hält Chinas Regierung an den Plänen fest, die Herstellung drastisch zu drosseln – angeblich sei das zum Großteil auch schon gelungen. So gibt die Entwicklungs- und Reformkommission in China an, dass vor Ende Oktober bereits Produktionskapazitäten im Umfang von 45 Millionen Tonnen stillgelegt worden seien.

Nach Einschätzung von Analysten der Commerzbank erklärt sich der Produktionsanstieg in China vor allem damit, dass die anziehenden Preise die Herstellung attraktiv gemacht hätten und daher in den Anlagen ohne Stilllegungen die Produktion verstärkt wurde. Insgesamt liegt in diesem Jahr die Herstellung von Stahl in China bereits 1 Prozent über dem Vorjahr und ist auf dem Weg zu einem neuen Rekord – trotz aller versprochenen Kürzungen.

© 320°/ek | 22.11.2016

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