Preisentwicklung in Deutschland

Nach einem leichten Anstieg im März sind die Stahlschrottpreise in Deutschland im April wieder etwas zurückgegangen. Vor allem der Stahlmarkt in der Türkei übt Druck auf den heimischen Schrotthandel aus. Die weltweite Stahlherstellung ist derzeit weiter im Aufwind.

Stahlschrottpreise rutschen leicht ab


Das aktuelle Jahr ist für die Stahlschrotthändler eine Berg- und Talfahrt. Nach einem Plus zum Jahresbeginn, einem Rückgang im Februar und einem Anstieg im März, sind die Preise im April nun wieder gefallen, wie die aktuellen Zahlen des Stahlrecyclingverbands BDSV zeigen. Mit Preisrückgängen zwischen 3,70 und 1,10 Euro pro Tonne fällt das Minus allerdings moderat aus. Am stabilsten zeigte sich die Sorte Shredderstahlschrott (4), die höchsten Verluste mussten Händler bei Stahlaltschrott Sorte 1 hinnehmen.

stahlschrottpreise-in-deutschland (4)

Mit den aktuellen Notierungen liegen fast alle Stahlschrottsorten wieder auf dem Niveau vom Jahresbeginn. Dass die Preisrückgänge in Deutschland überwiegend gering ausgefallen sind, liegt nach Angaben des Entsorgerverbands bvse an dem „festen Schrottmarkt“. In zähen Verhandlungen konnten sich die meisten Händler gegen deutliche Preisreduzierungen wehren. Dementsprechend seien alle angebotenen Mengen verkauft worden.

Auch in den Nachbarländern sei von den Stahlwerken versucht worden, die Preise um bis zu 10 Euro pro Tonne zu drücken, doch auch hier konnten die Händler das Minus geringer halten. So lag der Preisrückgang in Italien, den Niederlanden, Belgien und Frankreich bei rund 5 Euro, in Luxemburg bei 2,50 Euro. In etwa gleich blieben die Notierungen in Österreich, Polen und Tschechien. Ein dickes Minus hingegen drückten die Schrottverbraucher in Großbritannien durch: Hier gingen die Preise teilweise um bis zu 23 Euro zurück.

Stahlpreise in der Türkei rutschen ab

Angespannter sieht die Situation derzeit in der Türkei aus. Trotz hoher Schrottnachfrage im EU-Raum und im Land selbst, mussten die Werke ihre Fertigstahlpreise deutlich reduzieren. Wie der bvse berichtet, rutschten die Exportnotierungen für Betonstahl um 40 US-Dollar pro Tonne ab. Grund für den Rückgang seien die steigenden Stahlexporte aus China gewesen. Nach Angaben der Finanzredaktion Finanztrends hat China die Stahlproduktion im März auf 5,65 Millionen Tonnen Stahl gesteigert. Das seien 16,5 Prozent mehr als im Vormonat Februar ausgeführt. Das zusätzliche Angebot habe auf die weltweiten Preise gedrückt.

Die Finanzredaktion betont allerdings, dass die steigenden Zahlen seit Jahresbeginn trotzdem unter dem Vorjahresvergleich liegen und somit es somit dennoch einen langfristigen Trend gebe: Die Stahlexporte aus China sind auf das Jahr betrachtet rückläufig.

Neben den fallenden Preisen für Fertigstahl gab es in der Türkei ein weiteres Problem: Die dortigen Stahlhersteller hielten sich beim Schrotteinkauf deutlich zurück und drückten laut bvse die Preise für die Sorte HMS 1/2 (80:20) um rund 25 US-Dollar pro Tonne. Damit liegen die Exportpreise seit März unter den Inlandspreisen – für kontinentaleuropäische Exporteure sei das aktuelle Preisniveau derzeit wirtschaftlich nicht darstellbar.

Auch der Eisenerzpreis gibt nach

Neben den Schrottpreisen ist auch der Eisenerzpreis leicht gefallen. Zuletzt kostete eine Tonne zuletzt 53,40 Euro – einen Monat zuvor waren es mit knapp unter 57 Euro pro Tonne noch etwa 5,7 Prozent mehr.

Ob die Preisentwicklung für Eisenerz anhalten wird, bleibt abzuwarten, ebenso wie die weitere Entwicklung der Stahlschrottpreise. Eine genaue Prognose erscheint derzeit schwierig, weil es eine Reihe von unvorhersehbaren Einflussfaktoren gibt. Generell erwarten Marktteilnehmer aber eher einen unveränderten Schrotthandel.

Deutsche Produzenten setzen mehr Schrott ein

Positive Neuigkeiten gibt es hingegen bezüglich der Stahlschrottbilanz für Deutschland im Jahr 2017. Nach übereinstimmenden Angaben von bvse und BDSV haben die deutschen Stahlwerke im vergangenen Jahr rund 25 Millionen Tonnen Stahlschrott eingesetzt – ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 8 Prozent.

Inklusive Exporte haben die deutschen Stahlrecyclingunternehmen insgesamt etwa 22 Millionen Tonnen Stahlschrott an Stahlhersteller geliefert. Die deutschen Stahlproduzenten haben den Angaben zufolge ihren Output ebenfalls gesteigert: Die Rohstahlproduktion ist demnach um rund 3,5 Prozent auf 43,6 Millionen Tonnen angestiegen.

Auch weltweit soll die positive Entwicklung erstmal anhalten. Wie der neueste „Short Range Outlook” des Weltstahlverbands worldsteel zeigt, könnten in diesem Jahr weltweit rund 1,62 Milliarden Tonnen Stahl nachgefragt werden – ein Plus von 1,8 Prozent gegenüber 2017. Für 2019 ist ein Plus von 0,7 Prozent vorhergesagt.

Während in China die Nachfrage in diesem Jahr eher gleichbleiben soll, sind vor allem Zentral- und Südamerika sowie der Mittlere Osten die Wachstumstreiber. In Europa soll die Nachfrage um 2 Prozent steigen. Für USA wird ein Plus von 3 Prozent erwartet.

 

© 320° | 24.04.2018

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