Preisentwicklung in Deutschland

Nach einer leichten Delle im Februar haben sich die Stahlschrottpreise im März deutlich erholt – je nach Sorte stiegen sie zwischen 22 bis 30 Euro pro Tonne an. Die Preise für Eisenerz klettern derweil unermüdlich nach oben – ebenso die Rohstahlproduktion.

Stahlschrottpreise ziehen deutlich an


Nachdem die Preise für Stahlschrott im Februar leicht nach unten gerutscht sind, kletterten sie im März wieder deutlich nach oben. Je nach Sorte konnten die Schrotthändler zwischen 22 und 30 Euro pro Tonne mehr erlösen als noch im Februar. Die Notierungen nähern sich somit dem Rekordwert vom Mai 2016, wie die aktuellen Zahlen des Stahlrecyclingverbands BDSV zeigen.

Den größten Preissprung machte mit einem Plus von 30,20 Euro pro Tonne die Sorte 4 (Shredderstahlschrott) – sie kostete damit 242,70 Euro pro Tonne. Um 22,60 Euro ist der Durchschnittspreis für die Sorte 3 (Schwerer Stahlschrott) gestiegen, er liegt nun bei 223,70 Euro je Tonne. Im Einzelnen lauteten die durchschnittlichen Lagerverkaufspreise für Stahlschrott im März wie folgt:


Stahlaltschrott Sorte 1: 217,8 Euro/Tonne (+23,0 Euro vs. Februar)

Stahlneuschrott Sorte 2/8: 233,9 Euro/Tonne (+25,4 Euro vs. Februar)

Schwerer Stahlaltschrott Sorte 3: 233,7 Euro/Tonne (+22,6 Euro vs. Februar)

Shredderstahlschrott Sorte 4: 242,7 Euro/Tonne (+30,2 Euro vs. Februar)

Stahlspäne Sorte 5: 192,5 Euro/Tonne (+24,7 Euro vs. Februar)

Quelle: BDSV

Auch die Preise für Eisenerz sind zuletzt weiter nach oben geklettert und kratzen mittlerweile an der 90-US-Dollar-Marke. Damit ist Eisenerz mittlerweile mehr als doppelt so teuer als noch vor einem Jahr, als eine Tonne noch 55 Euro kostete. Die Erhöhungen haben meist auch Auswirkungen auf den Stahlschrottpreis, da bei teurem Eisenerz mehr Schrott als Alternative nachgefragt wird.

Selbst Analysten haben nicht mit weiteren Preissteigerungen beim Eisenerz gerechnet. „Die Preise für Eisenerz und Stahl sind seit Jahresbeginn entgegen vieler Erwartungen im Aufwind und auf Mehrjahreshochs gestiegen“, so Experten der Commerzbank. So habe der Mai-Kontrakt für Baustahl in Shanghai um 25 Prozent zugelegt, der für Eisenerz an der Börse in Dalian um knapp 30 Prozent.

Da es keine Positionierungsdaten gebe, könne man darüber nur mutmaßen, ob die Preisanstiege beim Eisenerz von Spekulanten oder physischen Marktteilnehmern ausgegangen seien. Zwar gebe es vor allem in China eine Wiederbelebung des Immobilienmarkts, aber die Analysten der Commerzbank glauben nicht, dass die jüngsten Preisanstiege dauerhaft sein werden. Zum einen seien die Eisenerzbestände in chinesischen Häfen laut SteelHome mit 131 Millionen Tonnen auf einem Höchsttand seit 2010 und die Baustahlbestände sind trotz Abbau mit über 7,1 Mio. Tonnen weiterhin recht hoch.

China stellt 6,4 Prozent mehr Rohstahl her

Weiter im Aufwind ist auch die weltweite Rohstahlproduktion. Rund 126,6 Millionen Tonnen haben die 67 Länder, die an den Weltstahlverband worldsteel berichten, im Februar herstellt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist das ein Plus von 4,1 Prozent – dieses Jahr habe der Februar allerdings auch 29 Tage, merkt worldsteel an.

Erneut angezogen hat auch die Produktion in China: um 6,4 Prozent auf 61,2 Millionen Tonnen. Ein Plus von 2,6 Prozent auf 3,5 Millionen Tonnen gab es auch in Deutschland. Italien stellte mit 2 Millionen Tonnen etwa 1,2 Prozent mehr her als noch im Februar 2016. Deutlich angezogen ist auch die Produktion in der Türkei: Um 15,6 Prozent auf 2,7 Millionen Tonnen.

Rückläufig hingegen war der Output mit 1,2 Millionen Tonnen (minus 5,8 Prozent) in Frankreich und mit 6,4 Millionen Tonnen (minus 1 Prozent) in den USA. Die Auslastung der Kapazitäten weltweit lag bei etwa 70,3 Prozent. Das sind 4 Prozentpunkt mehr als ein Jahr zuvor und 1,1 Prozentpunkte mehr als noch im Januar.

Beschäftigte in der Stahlbranche bekommen mehr Geld

Ein Plus gibt es ab 1. April auch für die rund 72.000 Beschäftigen der deutschen Stahlbranche. Ende vergangener Wochen haben sich Arbeitgeber und die Gewerkschaft IG Metall darauf geeinigt, die Löhne und Gehälter in zwei Stufen anzuheben: Ab 1. April zunächst um 2,3 Prozent für 13 Monate, ab 1. Mai kommenden Jahres dann um weitere 1,7 Prozent. Der Vertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2018.

Weiterhin offen hingegen ist die mögliche Fusion des indischen Stahlherstellers Tata Steel mit der Stahlsparte von Tyssenkrupp. Erst Anfang März hatten die Inder ihr Kaufinteresser wiederholt. Kurz darauf berichtete aber die englische Zeitung „The Sunday Times“, dass Tata die Gespräche möglicherweise aufgrund von Bedenken der Gewerkschaften am niederländischen Tata-Standort Ijmuiden aufgibt.

Für Tyssenkrupp gibt es aber laut Wirtschaftswoche einen Plan B: Der Konzern prüfe einen Börsengang der europäischen Stahlsparte. Eine Ausgliederung in eine neue Tochter werde bereits durchgespielt.

© 320°/ek | 24.03.2017

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