Marktentwicklung im April

Wenn die Prognosen eintreffen, wird sich die Stahlkonjunktur in Deutschland in diesem Jahr langsam erholen. Im April hat die Nachfrage nach Stahlschrott bereits zugelegt. Die Folge war ein deutlicher Anstieg der Stahlschrottpreise.

Stahlschrottpreise ziehen kräftig an


Gemäß der Preiserhebung des Stahlrecyclingverbands BDSV sind die Stahlschrottpreise im April um durchschnittlich 14 bis 17 Euro je Tonne gestiegen. Am stärksten fiel der Anstieg für die Sorte 5 (Stahlspäne) aus, hierfür ermittelte der BDSV eine durchschnittliche Erhöhung des Lagerverkaufspreises um 17,40 Euro. Etwas geringer fiel die Steigerung für die Sorte 3 (Schwerer Stahlaltschrott) aus, die im Durchschnitt bei 14,1 Euro liegt. Insgesamt ergibt sich nach BDSV-Angaben folgendes Preisbild für April:

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Lagerverkaufspreise (in Euro/t) Apr 15 Mrz 15 Differenz (in Euro)
Sorte 1 (Stahlaltschrott) 202,0 185,4 16,6
Sorte 2/8 (Stahlneuschrott) 220,6 204,2 16,4
Sorte 3 (Schwerer Stahlaltschrott) 222,1 207,0 14,1
Sorte 4 (Shredderstahlschrott) 230,8 214,3 16,5
Sorte 5 (Stahlspäne) 179,2 161,8 17,4

Quelle: BDSV
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Für die Stahlrecyclingwirtschaft ist zu hoffen, dass die erfolgte Preiserhöhung bereits ein Vorläufer einer insgesamt anziehenden Stahlschrottnachfrage ist. Der Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff, hatte erst vor kurzem wieder betont, dass die Stahl-Mengenkonjunktur in Deutschland tendenziell aufwärtsgerichtet ist. Für diese vorsichtige Prognose spricht aus seiner Sicht, dass der gesunkene Euro-Wechselkurs die Stahlnachfrage in Deutschland stärken wird. Außerdem haben sich die Bedingungen auf dem europäischen Stahlmarkt verbessert. Kerkhoff geht davon aus, dass die Stahlnachfrage in der EU in diesem Jahr weiter zulegen wird.

Vor diesem Hintergrund hält die Wirtschaftsvereinigung Stahl an ihrer Prognose fest, nach der die Rohstahlproduktion in Deutschland in diesem Jahr um 1 Prozent auf 43,3 Millionen Tonnen zulegen wird. Allerdings gibt Kerkhoff auch zu bedenken, dass die globale Stahlnachfrage wenig Schwung aufweist. Die weltweite Rohstahlproduktion ist in den ersten 3 Monaten um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. In China beläuft sich das Minus gegenüber dem ersten Quartal 2014 auf 1,7 Prozent. Damit verfestige sich der Eindruck, dass der chinesische Markt seinen Höhepunkt überschritten hat, erklärt Kerkhoff. Andere wichtige Schwellenländermärkte wie Russland oder Brasilien hätten ebenfalls den Rückwärtsgang eingelegt.

Insofern geht die Wirtschaftsvereinigung Stahl davon aus, dass die weltweiten Stahlkapazitäten auch 2015 unterausgelastet bleiben. Damit dürfte auch das Problem bestehen bleiben, dass China aufgrund eigener Überkapazitäten die übrigen Märkte mit Stahl überflutet. Weil dadurch beispielweise türkische Stahlwerke weniger absetzen können, sinkt auch deren Stahlschrottnachfrage. Im vergangenen Jahr hatte China seine Stahlexporte um mehr als 50 Prozent erhöht. In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahr betrug die Steigerungsrate sogar 60 Prozent.

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