Markt in Deutschland

Für Stahlschrotthändler hat das neue Jahr gut begonnen. Die Schrottpreise haben sich für alle Sorten deutlich verbessert – rund 30 Euro mehr pro Tonne konnten Händler erlösen. Die IG Metall hat derweil angekündigt, verstärkt um die Stahlbranche zu kämpfen.

Stahlschrottpreise ziehen zum Jahresbeginn an


Die Preise für Stahlschrott sind im Januar den dritten Monat in Folge gestiegen. Wie die aktuelle Erhebung des Stahlrecyclingverbands BDSV zeigt, liegen die Notierungen damit fast wieder auf dem Niveau von Mai 2016, dem besten Monat im vergangenen Jahr.

Den größten Sprung mit einem Plus von 31,30 Euro legte Shredderstahlschrott (Sorte 4) hin – die Tonne kostete damit 235,60 Euro. Im Einzelnen lauteten die durchschnittlichen Lagerverkaufspreise im Januar wie folgt:


Stahlaltschrott Sorte 1: 210,8 Euro/Tonne (+29,3 Euro vs. November)

Stahlneuschrott Sorte 2/8: 225,0 Euro/Tonne (+28,7 Euro vs. November)

Schwerer Stahlaltschrott Sorte 3: 226,9 Euro/Tonne (+29,2 Euro vs. November)

Shredderstahlschrott Sorte 4: 235,6 Euro/Tonne (+31,3 Euro vs. November)

Stahlspäne Sorte 5: 184,5 Euro/Tonne (+25,4 Euro vs. November)

Quelle: BDSV

An den Preisen für Eisenerz dürfte das neuerliche Plus der Schrottpreise nicht liegen. Nach einer kleinen Tal- und Bergfahrt blieben die Notierungen in Summe nahezu stabil. Zwischen Weihnachten und Neujahr waren die Preise zunächst um knapp fünf Euro auf rund 71 Euro pro Tonne gefallen. Seit Jahresbeginn erholte sich Eisenerz aber stetig und pendelte sich zuletzt zwischen 74 und 75 Euro pro Tonne ein. Gegenüber den Notierungen von Januar 2016 kostet Eisenerz nun nahezu doppelt so viel.

Der Grund für die erneute Preissteigerung ist nach Angaben von Händlern die stärkere Schrottnachfrage deutscher Stahlwerke. Die gute Nachfrage traf dabei auf witterungsbedingte Einschränkungen des Schrotthandels, so dass nicht alle Werke die gewünschten Mengen erhalten haben. Türkische Stahlwerke blieben dem Schrottmarkt in diesem Monat weitgehend fern. Angeblich wollen die türkischen Einkäufer aber niedrigere Preise durchsetzen. Ob sie damit im kommenden Erfolg haben, bleibt abzuwarten. Wenn ja, dann könnten die niedrigeren Exportpreise im Februar auch auf die deutschen Schrottpreise durchschlagen.

IG Metall will um Arbeitsplätze kämpfen

In der deutschen Stahlbranche hat sich unterdessen Thyssenkrupp-Vorstandschef Heinrich Heisinger zum Thema Fusion mit dem indischen Stahlhersteller Tata Steel zu Wort gemeldet – wenn auch nur sehr vage. „Ob, wann und mit wem ein Konsolidierungsschritt kommen wird, ist weiterhin offen“, sagte er mehreren Medienberichten zufolge. Haupthindernis seien immer noch die hohen Pensionslasten von Tata. Allerdings müsse aber auch ohne eine Fusion mit Tata die Stahlsparte strukturiert werden. Es wird aber nicht damit gerechnet, dass der Konzern mit Sitz in Düsseldorf seine Sparpläne noch vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 14. Mai bekanntgeben wird.

Die Gewerkschaft IG-Metall hat bereits angekündigt, um jeden Arbeitsplatz in der Stahlindustrie kämpfen zu wollen. Mitte Januar trafen sich Gewerkschaftler mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und 16 Betriebsräten aus der deutschen Stahlindustrie. Auf der Agenda stand neben dem verschärften Emissionsrechtehandel auch der Handelsschutz.

Das Treffen fand im Rahmen der „Stahl ist Zukunft“-Kampagne statt. Dabei wurde die Forderung erneuert, Anti-Dumping-Verfahren auch dann durchzuführen, wenn ein Land einen Marktwirtschaftsstatus hat. Die Forderung zielt im Wesentlichen gegen China, das diesen Status vermutlich bald bekommen wird. Wenn diese Forderung erfüllt würde, könnte die europäische Stahlindustrie auch langfristig eine Chance haben, hoffen Gewerkschaftsvertreter.

© 320°/ek | 24.01.2017

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