Stahlpreise

Die Stahlverarbeiter sehen sowohl ihre Erträge als auch ihre kurzfristige Liquidität bedroht. Wirtschaftsvertreter sprechen von einer „regelrechten Preisexplosion“. Auch die Versorgung ist knapp.

Stahlverarbeiter ächzen unter „explodierenden“ Preisen


Bedrohte Liquidität, sinkende Erträge, knappe Versorgung: Für die Stahlverarbeiter sind die steigenden Stahlpreise derzeit eine große Belastung, beschreibt der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) die aktuelle Entwicklung bei seinen Mitgliedern. „Unsere Unternehmen haben einen Materialkostenanteil von durchschnittlich 60 Prozent und werden daher mit voller Wucht von dieser Entwicklung getroffen“, sagt WSM-Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer.

Die regelrechte Preisexplosion hat laut Vietmeyer viele Unternehmen überrascht. Deren Erträge und auch die kurzfristige Liquidität sei dadurch bedroht. Zwar werde häufig über die weltweiten Überkapazitäten und die Krise am Stahlmarkt gesprochen und die steigenden Stahlpreise passten nicht dazu, doch „trotzdem sind sie Realität für Stahlverarbeiter auf der ganzen Welt“, sagt Vietmeyer.

Wichtiger Auslöser für die Preissteigerungen sind laut WSM die deutlich teureren Rohstoffe für die Stahlerzeugung. So haben sich die Preise für Kokskohle 2016 mehr als vervierfacht, die Preise für Eisenerz innerhalb eines Jahres verdoppelt – sie sind so hoch wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren. Da die Preissteigerungen generell überwiegend vom Weltmarkt ausgehen, haben die deutschen Stahlverarbeiter keine Auswahlmöglichkeiten, betont der WSM.

Hersteller von Flachstahlerzeugnissen besonders betroffen

Besonders betroffen sind derzeit die Hersteller von Flachstahlerzeugnissen wie Bleche. Wie der WSM weiter mitteilt, kostet am Spotmarkt das Referenzprodukt Warmbreitband aktuell um die 570 Euro pro Tonne, vor einem Jahr lag der Preis noch bei ca. 330 Euro pro Tonne. Vor allem ab November 2016 seien die Preise steil gestiegen und hätten mittlerweile den höchsten Stand seit 2011 erreicht. „Anfang des Jahres 2017 hat der Anstieg zwar etwas an Dynamik verloren, in den ersten Wochen des Jahres zeigte die Preiskurve aber weiter nach oben. Wie lange die Preise noch steigen werden, ist offen“, so der Verband.

Der WSM beobachtet aber auch bei Langprodukten wie Walzdraht kräftige Preissteigerungen: Erhöhungen im dreistelligen Eurobereich seien keine Seltenheit. Die vom Statistischen Bundesamt ermittelten Erzeugerpreise für Walzstahl lagen demnach im Januar um 15 Prozent über dem Vorjahr und haben den höchsten Stand seit 2014 erreicht.

Neben den Preisen macht den Herstellern auch die Versorgung, beispielsweise bei verzinkten Blechen, zu schaffen – hier gebe es monatelange Lieferzeiten. Außerdem könnten aufgrund der Antidumpingmaßnahmen weitere Importmengen wegfallen, glaubt der WSM. Dann wird sich die Situation weiter verschärften, so die Befürchtung.

© 320°/ek | 07.03.2017

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