Markt für Edelmetalle

Nicht nur Palladium scheint der Nutznießer des Diesel-Skandals zu sein, sondern auch Rhodium. In der vergangenen Woche konnte der Rhodium-Preis erneut zulegen. Aber auch der Goldpreis geht mit einem Plus hervor. Der Markt für Edelmetalle.

Starker Preisanstieg für Rhodium


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold mit Gewinnen ins Wochenende

Bis zum Schlussspurt am Freitag schien es so, als ob Investoren die Auswirkungen der für Dezember erwarteten Zinserhöhung in den USA und die Unsicherheit der zukünftigen US-Finanzpolitik abwarten. So stagnierte der Goldpreis in der letzten Handelswoche weitgehend um die Marke von 1.280 US-Dollar/oz. Das Zwischenhoch erreichte Gold am Dienstag mit 1.293 US-Dollar/oz im Einklang mit einem schwachen USD und verlor dann zunächst wieder an Wert.

Die Nachricht, dass Trumps Wahlkampagne im Jahr 2016 möglicherweise unter russischer Einflussnahme stand konnte den Preis nur wenig unterstützen. So legte das gelbe Metall erst am Freitag deutlich an Wert zu und beendete die Handelswoche bei einem Preis in Höhe von 1.294 US-Dollar/oz.

Ein wesentlicher Treiber dabei war die Unsicherheit über die Entwicklung Trumps Steuerpolitik. Die geplante Reform des US-Präsidenten soll die Unternehmenssteuer von 35 auf 20 Prozent senken. Die erste Instanz, das Repräsentantenhaus, hat das Vorhaben bereits genehmigt, sodass jetzt die Abstimmung des Senats erfolgen kann, wo es aber auch in den eigenen Reihen von Trump Widerstände gibt. Eine Entscheidung dort könnte bereits in dieser Handelswoche fallen. Gegner der Reform kritisieren, dass diese Umgestaltung lediglich wohlhabende Schichten der Gesellschaft sowie Unternehmen begünstige.

Wie wir bereits berichteten, ist die globale Goldnachfrage auf einem 8-Jahres-Tief. Auch die ETF-Bestände sind immer noch deutlich unter Vorjahresniveau, obwohl diese bislang in jedem Quartal in 2017 zulegen konnten. Investoren nutzen Gold weiterhin als Risikoabsicherung, jedoch sind die geopolitischen Spannungen, wie beispielsweise der Nordkorea Konflikt, in den letzten Wochen eher in den Hintergrund gerückt und die Investoren fokussierten sich insgesamt stärker auf die Aktienmärkte.

Charttechnisch gesehen bereitet der aktuelle Kampf um die 100-Tage-Linie bei 1.280 US-Dollar/oz Spannung. Sollte sie deutlich überwunden werden, wäre dies als klares Kaufsignal zu werten.

Silber im Windschatten von Gold

Preistechnisch verlief die Handelswoche für Silber zunächst eher unspektakulär. Silber durchbrach gleich zu Beginn der letzten Woche die 17 US-Dollar-Marke und handelte im Verlauf der letzten Woche meist oberhalb dieser Marke, bevor es dann am Freitagabend im Windschatten von Gold nach oben rauschte. Die Handelswoche schloss Silber mit 17,31 US-Dollar/oz ab.

An der Comex stiegen die Netto-Long Position auf aktuell 81.141 Kontrakte. Für die anstehende Handelswoche sehen wir charttechnische Unterstützung bei 17,00 US-Dollar/oz.

Platin im Fahrwasser von Gold

Über die letzte Woche handelte Platin in einer Spanne zwischen 930 US-Dollar/oz und 940 US-Dollar/oz. Am Freitag geriet Platin dann ins Fahrwasser von Gold und gewann kräftig an Wert. Somit konnte die immer größer werdende Kluft gegenüber dem Schwestermetall Palladium bei einem Wochenhoch von 960 US-Dollar/oz wieder etwas verkleinert werden. Heute Morgen handelt Platin allerdings wieder ca. 15 US-Dollar/oz tiefer, was bestätigt, dass es dem kurzen Preissprung bisher an Substanz fehlte.

Im Moment wartet man nämlich eher vergeblich auf Nachrichten, die die Lücke zwischen Platin und Palladium wieder kurzfristig schließen könnten. Langfristig könnte es für Platin möglicherweise wieder Luft nach oben geben. Es gibt wieder aktuelle Meldungen aus der Minenindustrie, die zukünftig Rückenwind liefern könnten. Dabei stand in der vergangenen Woche vor allem die Platinminenproduktion in Simbabwe im Fokus. Denn mit dem Militärputsch in Simbabwe, welches nach Südafrika und Russland zum größten Produzenten von Platingruppenmetallen weltweit gehört, könnte das globale Platinangebot beeinflusst werden, was sich wiederum im Preis niederschlagen könnte.

Bisher haben diese Meldungen den Platinpreis jedoch nicht wirklich beeinflusst. Es wird zudem berichtet, dass zunächst abgewartet werden muss, ob der Machtwandel in Simbabwe sich nicht eventuell sogar positiv auf die Minenindustrie auswirken könnte im Gegensatz zur Situation in der Mugabe-Ära. Zudem bleibt erstmal abzuwarten, wie lange etwaige Produktionsunterbrechungen andauern würden.

Da sind die Nachrichten derzeit aus Südafrika schon sehr viel konkreter: denn Platingiganten wie Lonmin und Impala Platinum stehen unverändert vor finanziellen Herausforderungen, die den Minenoutput langfristig gefährden könnten.

Palladiumpreis testet wieder die 1.000 US-Dollar/oz Marke

Nachdem das Metall in den vergangenen Wochen unermüdlich in die Höhe schoss und die 1.000 US-Dollar/oz-Marke durchbrach, legte Palladium in der vergangenen Woche eine kurze Verschnaufpause ein. Am Freitag raffte sich das Metall allerdings wieder auf und erreichte ein Tageshoch von 1.002 US-Dollar/oz, nachdem es am Mittwoch noch auf ein Wochentief von 978 US-Dollar/oz fiel.

Bereits dreimal versuchte sich Palladium dieses Jahr dauerhaft über 1.000 US-Dollar/oz zu etablieren. Gelungen ist es dem Metall allerdings immer nur kurzfristig. Primär ist der Rückgang in der vergangenen Woche auf Gewinnmitnahmen der Palladiuminvestoren zum Jahresende zurückzuführen. Allerdings sind sich Analysten einig: Vor dem Hintergrund der robusten Fundamentaldaten im Palladium scheint der langfristige Durchbruch oberhalb der 1.000 US-Dollar/oz Linie nur eine Frage der Zeit zu sein.

Charttechnisch könnte allerdings eine Neubewertung wieder notwendig sein, sobald Palladium eine seiner Unterstützungslinien bei 950 US-Dollar/oz unterschreiten sollte. Wir gehen jedoch davon aus, dass das dauerhafte Überschreiten der 1.000 US-Dollar/oz Linie derzeit erstmal realistischer erscheint. Auch Schwammprämien und Finanzierungskosten befinden sich unverändert auf hohen Niveaus, welche die starke Nachfrage unterstreichen. Eine erste Widerstandslinie sehen wir charttechnisch derzeit bei 1.020 US-Dollar/oz.

Extremer (überraschender) Preisanstieg bei Rhodium; Ruthenium Preis klettert beständig weiter; Iridium mit erhöhter Nachfrage

Nachdem es Ende der letzten Woche so aussah, als würde der Rhodium-Markt sich etwas beruhigen und stabilisieren, wurden alle wieder einmal eines Besseren belehrt. Schon zu Beginn der Berichtswoche ist der Preis aufgrund von Käufen mit großen Mengen, zum Teil mit spekulativem Hintergrund, wieder extrem angestiegen und hat im Laufe der Woche 250 US-Dollar/oz zurückgewonnen. Inzwischen handelt der Preis wieder nur noch mit 125 US-Dollar/oz unter dem Höchstkurs von Ende Oktober.

Die Preisrange der letzten 4 Wochen, zunächst mit einem Preisanstieg von 400 US-Dollar/oz, einem Absturz von 350 US-Dollar/oz und wieder einer schnellen Erholung von 250 US-Dollar/oz ist beispiellos und spricht natürlich für sich. Potenzielle industrielle Marktteilnehmer, sowohl Verkäufer als auch Käufer, sind verständlicherweise sehr verunsichert und reagieren zum Teil überzogen. Generell scheint die Aufwärtsbewegung aber fundamental begründet zu sein, da die Autoindustrie weiterhin von Platin hin zu Palladium und Rhodium umschichtet, da Autokäufer nach wie vor deutlich mehr benzingetriebene Fahrzeuge ordern als solche mit Dieselmotoren. Wir erwarten für die kommende Woche einen gut unterstützten Markt mit starkem physischen Interesse.

Auch wenn der Markt sich letzte Woche etwas beruhigt hatte, bleibt die Ruthenium Gesamtnachfrage auf einem hohen Niveau. Es gibt beständig Interesse von den großen Anwendern und daher gehen wir mittelfristig auch von weiter steigenden Preisen aus. Dennoch gibt es natürlich bei festeren Kursen den ein oder anderen Verkäufer, der das Niveau nutzt, um sich von Beständen zu trennen.

Im Iridium hat sich der Trend der Vorwoche fortgesetzt und die Nachfrage ist dementsprechend auf einem stabilen hohen Level. Die Käufe kommen prinzipiell von allen Verbrauchern und Anwendern und sollte dies Bestand haben, können wir uns mittelfristig auch wieder etwas festere Kurse vorstellen, nachdem sich der Preis nun schon lange ohne große Veränderungen zeigt.

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