Marktentwicklung bei Autobatterien

In Belgien wird das Aufkommen an Lithium-Ionen-Akkus aus elektrisch betriebenen Fahrzeugen stark steigen. Das ist gut für die Umwelt und politisch gewollt. Doch es gibt auch eine Kehrseite: Für Batterie-Sammelorganisationen werden falsch entsorgte Autobatterien zu einem immer größeren finanziellen Risiko.

Starkes Wachstum von Lithium-Ionen-Akkus in Belgien


Nickel-Metallhydrid-Akkus haben in Belgien schon bald als Batterien für elektrisch betriebene Fahrzeuge ausgedient. Im vergangenen Jahr waren noch in drei Vierteln der neu zugelassenen elektrischen Fahrzeuge NiMH-Akkus verbaut. 2020 werden sie komplett vom Markt verschwunden sein. Dann werden ausschließlich Lithium-Ionen-Akkus die Elektromotoren mit Energie versorgen.

Nach Angaben der belgischen Batteriesammelorganisation Bebat wurden im vergangenen Jahr 9.476 E-Fahrzeuge in Belgien neu zugelassen. „Im Jahr 2020 wird die Zahl der Neuzulassungen von elektrisch betrieben Fahrzeugen bereits bei 29.000 liegen“, prognostizierte Bebat-Geschäftsführer Peter Coonen in der vergangenen Woche beim International Congress for Battery Recycling (ICBR) in Montreux. Das entspreche einem Anteil von 6 Prozent aller Neufahrzeuge. Etwas mehr als die Hälfte der E-Fahrzeuge (51 Prozent) werden Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeuge (PHEV) sein. Elektrofahrzeuge (EV) und Hybridelektrofahrzeuge (HEV) werden 2020 auf einen Marktanteil von 27 Prozent respektive 22 Prozent kommen.

Fünf Jahre später – im Jahr 2025 – werden laut Bebat-Prognose bereits 43.800 neue E-Fahrzeuge auf den belgischen Straßen unterwegs sein. Das wären 9 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge. Da schon in fünf Jahren erwartungsgemäß keine NiMH-Akkus mehr in elektrischen Fahrzeugen eingesetzt werden, kumuliert sich im Zeitraum von 2010 bis 2025 die Zahl der Lithium-Ionen-Batterien in Neufahrzeugen laut Coonen auf 303.500. Das Gesamtgewicht der Akkus werde sich auf 52.614 Tonnen belaufen.

Entsorgungskosten kumulieren sich auf über 55 Millionen Euro

Im Durchschnitt habe ein Lithium-Ionen-Akku eine Lebensdauer von 8 Jahren, erklärte der Bebat-Geschäftsführer. Etliche Batterien würden zusammen mit den Autoexporten ins Ausland gehen oder ein zweites Leben bekommen. 57 Prozent der verkauften Lithium-Ionen-Fahrzeugbatterien würden in Belgien recycelt, sagte Coonen. Somit würden bis 2025 etwa 36.600 Lithium-Ionen-Akkus ins Recycling gelangen. Diese hätten ein Gesamtgewicht von 6.335 Tonnen. Zwischen 2026 und 2063 würde sich der Rücklauf der Altbatterien auf 136.400 Stück (23.665 Tonnen) summieren.

Der Siegeszug der Lithium-Ionen-Fahrzeugbatterien ist auch mit steigenden Entsorgungskosten verbunden. „Das Recycling selbst ist mit 80 Prozent der größte Kostenfaktor, die Logistik fällt mit zwölf Prozent und die Organisation mit acht Prozent ins Gewicht“, sagte Coonen. Im vergangenen Jahr lagen die durchschnittlichen Entsorgungskosten für Lithium-Ionen-Akkus in Belgien demzufolge zwischen 275 Euro und 1.500 Euro pro Stück. Am günstigsten waren die mit 50 Kilogramm relativ leichtgewichtigen HEV-Batterien, am teuersten die 300 Kilogramm schweren EV-Batterien. Die 150 Kilogramm schweren PHEV-Batterien lagen in der Mitte dazwischen.

Im Zeitraum bis 2020 kumulieren sich die Entsorgungskosten für Lithium-Ionen-Batterien somit auf über 11,8 Millionen Euro. Bis 2025 werden die Kosten auf dann insgesamt über 55,6 Millionen Euro steigen, sagt Bebat voraus. Bis 2063 schließlich häufen sich die Kosten auf insgesamt über 181,5 Millionen Euro.

Falsch entsorgte Batterien werden finanzielles Risiko

Allerdings gelangen nicht alle gebrauchten Lithium-Ionen-Autobatterien in die Rücknahmesysteme der Hersteller oder ihrer Subunternehmer. Batteriesysteme oder einzelne Teile davon landen in den Sammelströmen für Geräte- oder Industriebatterien – dort, wo sie nicht hingehören. „Unseren Erfahrungswerten und Gesprächen mit Autoherstellern zufolge könnte der Anteil an Batterien aus E-Fahrzeugen, die in den ‚regulären Strömen‘ landen, zwischen sieben und zwölf Prozent liegen“, berichtete Coonen beim ICBR.

Abgesehen von den davon ausgehenden Gefahren bei der Entsorgung und Recycling bedeuten diese falsch entsorgten Autobatterien auch Kosten für die Batteriesammelsysteme. Bebat hat für sich ausgerechnet, dass die kumulativen Kosten für diese bei Gerätebatterien gestrandeten Autobatterien bis 2020 bei über 1,18 Millionen Euro und bis 2025 bei über 5,56 Millionen Euro liegen. „Das entspricht immerhin zwei bis neun Prozent unserer jährlichen Betriebskosten“, sagte Coonen. Im Zeitraum bis 2063 sollen sich die Kosten gar auf insgesamt über 18,15 Millionen Euro summieren.

„Solange Lithium-Ionen-Batterien ein kostspieliger Abfallstrom mit negativem Wert sind, werden Sammel- und Compliance-Systeme eine einfache und billige Alternative bleiben“, befürchtet der Bebat-Geschäftsführer. Das sei ein nicht unerhebliches finanzielles Risiko für die bestehenden Batteriesammelorganisationen. Notwendig sei daher ein offener Dialog zwischen Autoherstellern und Sammelsystemen. „Denn es muss ein faires Ausgleichssystem geschaffen werden, damit die Sammelsysteme nicht allein auf diesen Kosten sitzen bleiben“, so Coonen.

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