Angespannte Marktlage

Was Branchenvertreter schon vor einiger Zeit vorhergesagt haben, ist nun eingetroffen: Die Altreifenentsorgung ist deutlich teurer geworden. Manche Entsorger nehmen alte Pneus nur noch beschränkt an. Die Ursachen reichen bis nach China.

Steigende Annahmepreise am Altreifenmarkt


Die steigende Menge an Altreifen sorgt für Unruhe am Altreifenmarkt. Erst vergangene Woche hat das Unternehmen Kurz Karkassenhandel seinen Kunden mitgeteilt, dass es die Annahmepreise vorübergehend drastisch erhöhen wird. Die Kunden wurden aufgefordert, ausgediente Reifen nur noch nach Voranmeldung anzuliefern.

Wie der Entsorger schreibt, ist der „Bedarf in den verwertenden Unternehmen, vor allem in Zementwerken und Granulierbetrieben, längst gedeckt“. Die Kapazitäten seien erschöpft. Einige Verwerter hätten bereits einen Annahmestopp ausgerufen.

Für Entsorger wird es vor diesem Hintergrund immer schwieriger, ihre Altreifen abzusetzen. Die Folge sind höhere Zuzahlungen, so dass Entsorger zum Ausgleich die Annahmepreise erhöhen. „Um angesichts dieser Situation weiterhin wirtschaftlich arbeiten zu können, sind wir gezwungen, die Mehrkosten weiterzugeben“, erklärt auch Kurz Karkassenhandel. „Sobald sich die Situation entspannt, werden wir die Preise wieder anpassen.“

Mehr Reifen aus China

Was die Problematik für Altreifen-Entsorger noch verschärft, ist die zunehmende Menge billiger chinesischer Fabrikate. Wie Christina Guth, Vertreterin der Initiative Zertifizierte Altreifen Entsorger (ZARE), vor einiger Zeit im Interview mit 320° erklärte, haben sich die Mengen in den letzten zwei Jahren stark erhöht. „Der Anteil der importierten Chinareifen an der Gesamtstückzahl liegt bei Pkw-Reifen bei 10 Prozent und bei Lkw-Reifen bei 20 Prozent“, erklärte sie im Interview. Neben dem Mengenanstieg sorgten die billigen Importe auch dafür, dass die bisherige Runderneuerung nicht mehr konkurrenzfähig ist.

Wann sich die Situation entspannt, ist kaum abzusehen. Branchenvertreter rechnen damit, dass diese Phase zwei, drei Jahre andauern könnte. Sie gehen davon aus, dass die Annahmepreise bis Ende des Jahres noch weiter steigen werden.

 

© 320°/bs | 30.01.2018

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