Marktbericht für Edelmetalle

Palladium war das einzige Edelmetall, das in der vergangenen Woche klar nach oben zeigte. Platin hat sich zwar etwas erholt, ist aber relativ gut verfügbar. Gold und Silber suchen nach einer Richtung. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Steigende Preise für Palladium


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Nach Seitwärtsbewegungen und Verlusten in den ersten Februarwochen suchte Gold am Ende des kürzesten Monats eine neue Richtung. Aus technischer Sicht versuchte Gold Schwung aufzunehmen: Psychologisch könnte der Markt von den jüngsten Gewinnen gestützt werden – den ersten seit gut einem Monat.

Optimistische Investoren müssen sich jedoch zunächst gedulden: der Zeitpunkt einer US-Zinserhöhung, Kursverlauf von US-Dollar und Euro sowie die Belastung durch den Ölpreis auf Rohstoffe insgesamt stellen eine ernsthafte Herausforderung für einen Aufwärtstrend dar. Es gibt keine übereinstimmende Meinung, und neue Höchststände der leitenden Aktienindizes zeigen, dass die Aufmerksamkeit derzeit eher auf andere Dinge gerichtet ist. Die Wirtschaftsdaten bieten auch wenig Anhaltspunkte für eine konkrete Richtung. Bis zu einer soliden Risikoeinschätzung kommt es auf das richtige Timing an.

Zum Wochenbeginn testete Gold die untere Marke von 1200 USD, wurde jedoch gestützt als China nach den Neujahrsfeierlichkeiten zurückkehrte. Tatsächlich öffneten viele Schmuckfabriken in Hongkong erst gegen Ende der Woche, viele auf dem chinesischen Festland starten erst am 2. März.

Der Anstieg der Eurogoldpreise veranlasste Mitte der Woche einige Investoren zu Käufen, gleichwohl stellen solche Rallys Anreiz zur Veräußerung von Gold dar. Nach dem starken Interesse im Januar blieben die Käufe im Februar in Europa eher auf Vorjahresniveau. Spannend wird sein, wie sich der indische Haushalt und Änderungen bei Zöllen auf die Nachfrage dieses wichtigen Abnehmers auswirken. Bereits im Januar stiegen die Importe gegenüber dem Vorjahresmonat um 55 Prozent auf 57,2 t.

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Gold: 23.02.-01.03.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.220,00 1.088,43 34,99
Tief 1.190,91 1.050,77 33,78

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Silber

Am Freitagnachmittag kletterte Silber nach oben, nachdem das Metall die ganze Woche auf nahezu unverändertem Niveau gehandelt wurde. Wie Gold sucht auch Silber nach einer Richtung und braucht Schlusskurse über 16,60 USD für einen Aufwärtstrend. Der Preis liegt jedoch deutlich sowohl unter der 100- als auch der 30-Tage-Durchschnittslinie, und es gibt Risiken für erneute Schwäche, vor allem im Vergleich zu Gold, dessen Ratio immer noch um 73 pendelt.

Die ETF-Silberbestände erreichten jedoch einen Höchststand im bisherigen Jahresverlauf trotz der Attraktivität starker Aktienmärkte. Der starke USD belastet Silber weiterhin, und das dürfte sich zunächst auch nicht ändern. Die Rendite portugiesischer Anleihen fiel in der Berichtswoche unter die der entsprechenden US-Titel, was einige Fragen zur Risikobewertung aufwirft. Im Mittelpunkt des Interesses in dieser Woche stehen die EZB-Sitzung am Donnerstag sowie Wirtschaftsdaten aus China wegen weiterer möglicher Anzeichen für einen Abschwung.

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Silber: 23.02.-01.03.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 16,94 14,96 480,87
Tief 16,04 14,15 454,92

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Platin

Nach dem Rückgang auf ein Fünfjahrestief hat sich Platin zum Ende der Berichtswoche etwas erholt. Dennoch wird der schwächere Unterton kaum rasch verfliegen: die Schwammprämien sind letzte Woche leicht zurückgegangen und das Metall ist im Markt nicht knapp.

Nach den Streiks im vergangenen Jahr steigt die Produktion in den Minen und die Metall-Verfügbarkeit ist unter den Abnehmer offenbar kein Thema. Die Frage ist, wie sich die Nachfrage vor allem in Kernbereichen wie Autokatalysatoren entwickelt. Europas größter Fahrzeughersteller legte zwar für 2014 eine starke Bilanz vor, warnte aber, dass es für 2015 keine Garantien auf Erfolg gebe. Das Unternehmen begründete dies mit der anhaltenden politischen Unsicherheit, heftigen Währungsschwankungen, und schwierigen Marktbedingungen etwa in Brasilien und Russland.

Schaut man sich die Kostenkurve der Minen an, werden die Folgen deutlich. Vergangene Woche kündigte die zweitgrößte Platinmine Pläne zum Verkauf von Minen, Schachtschließungen und Sparprogramme an, da sie längere Zeit niedrigere Preise erwarte. Demgegenüber ist der höhere Verbrauch von Platin in der Industrie konstruktiv vor allem bei der Herstellung von Chemikalien.

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Platin: 23.02.-01.03.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.197,50 1.069,18 34,48
Tief 1.150,00 1.014,90 32,63

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Palladium

Der Star der Woche: Palladium sprang wieder über die Marke von 800 USD und erreichte damit sein Niveau vom Jahresanfang. Die Analysten favorisieren das Metall mit Recht, und steigende Preise können bis zu einem gewissen Grad einen „Nachahmer-Effekt“ hervorrufen.

Die Fundamentaldaten für Palladium sehen konstruktiv aus, wobei der Anstieg im Autosektor mit der Minenproduktion Schritt hält. Dieses enge Verhältnis zeigt sich im stark steigenden Angebot von Metall aus gebrauchten Autokatalysatoren.

Die Spannungen in der Ukraine und die Auswirkungen auf das russische Angebot scheinen bisher keine Sorgen zu bereiten. Sollte der Markt den Test bestehen und über 800 USD bleiben, könnte sich das Augenmerk wieder auf das Vorjahreshoch richten, das jetzt weniger als 100 USD vom derzeitigen Stand entfernt ist. Die Prämien für Palladiumschwamm hielten sich weitgehend stabil und zeigten keine erneute Marktanspannung.

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Palladium: 23.02.-01.03.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 822,50 735,00 23,63
Tief 772,00 681,00 21,89

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Rhodium, Ruthenium, Iridium

Die Nachfrage nach Rhodium aus dem Automobilsektor bleibt solide, wenngleich sich die Nachfrage aus Asien nach dem Chinesischen Neujahrsfest in verschiedenen Bereichen bisher wenig belebt hat.

Die Rally bei Palladium und zu einem geringeren Teil auch bei Platin konnte Rhodium nicht mitziehen, und die Investoren scheinen sich lieber zurückzuhalten. Die Lieferbarkeit bleibt gut, was weiterhin für eine Seitwärtsbewegung spricht.

Zu Ruthenium, dessen Preis sich seit Jahresanfang kaum bewegt hat, gibt es wenig hinzuzufügen. Das Kaufinteresse bleibt sehr begrenzt und ein weiterer geringer Preisrückgang wäre keine wirkliche Überraschung.

Bei Iridium ist der Aufwärtstrend von Anfang Dezember abgeflaut und die Tendenz geht ebenso seitwärts. Im Vergleich zu den Vorwochen ging die physische Nachfrage leicht zurück. Im Großen und Ganzen haben wir in der Berichtswoche keine Änderung der OPM Preise gesehen. Rh wurde bei 1.135 bis 1.205 USD, Ru bei 48-58 USD und Ir bei 530 bis 610 USD gehandelt.

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23.02.-01.03.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruthenium ($/oz)
Hoch 1.135,00 530,00 48,00
Tief 1.205,00 610,00 58,00

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