Entwicklung des Altpapierverbrauchs

In Europa sind zusätzliche Herstellungskapazitäten für 4 Millionen Tonnen Verpackungspapiere geplant. Damit wird die Nachfrage nach Altpapier weiter zunehmen. Die Frage ist: Wie knapp wird Altpapier künftig werden?

Steigender Bedarf an Altpapier


Im vergangenen Jahr haben Papierfabriken in Europa zusammengenommen rund 90,7 Millionen Tonnen Papier herstellt und dafür 47,38 Millionen Tonnen Altpapier benötigt. Dieser Bedarf konnte locker gedeckt werden, wie Bernd Scholbrock, Geschäftsführer der Papierfabrik Schoellershammer beim Altpapiertag des Entsorgerverbands bvse vorrechnete. Demnach wurden im Jahr 2015 etwa 56,01 Millionen Tonnen Altpapier gesammelt und damit deutlich mehr, als benötigt wurden.

Von den nachgefragten 47,38 Millionen Tonnen Altpapier wurden in Europa fast die Hälfte für neue Kraftpapiere verwendet. 22,7 Prozent flossen in Zeitungspapiere, 18,5 Prozent in gemischte Sorten und lediglich ein Zehntel wurde für hochwertige Sorten gebraucht.

Den europaweit mit Abstand höchsten Altpapierbedarf hatte 2015 Deutschland mit fast 17 Millionen Tonnen, gefolgt von Frankreich (5,3 Millionen Tonnen) und Spanien (5,17 Millionen Tonnen).

Voraussichtlich keine Engpässe

Die überschüssige Altpapiermenge, die nicht in Europa verwendet wurde – insgesamt 10,52 Millionen Tonnen – fand Käufer außerhalt Europas. Drei Viertel der Ware gingen davon nach China, weitere Abnehmer waren beispielsweise Indien, Indonesien und die Schweiz.

Auch künftig wird in Europa das Altpapier wohl nicht knapp werden. Und das, obwohl alleine in den kommenden drei bis vier Jahren weitere Kapazitäten von etwa 4 Millionen Tonnen in Europa auf den Markt kommen sollen. Diese sollen überwiegend im Bereich Verpackungspapiere entstehen. Bereits jetzt sind mehr als die Hälfte aller Papierprodukte, die in Europa herstellt werden, Verpackungen.

„Vor allem für die niedrigen Sorten erwarte ich keine Engpässe“, so der Altpapierexperte. Den neuen Kapazitäten stünden auch unvorhersehbare Schließungen anderer Produktionslinien gegenüber. Außerdem sei in den vergangenen Jahren die Sammlung stärker gestiegen als die Nachfrage. Etwas unsicher ist Scholbrock allerdings bei hochwertigen Sorten. Da hier die Sammelmengen rückläufig seien, könnte es durchaus zu Engpässen kommen.

© 320°/ek | 27.04.2016

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