HBCD-haltige Dämmstoffe

Wie HBCD-haltige Dämmmateralien sicher entsorgt werden können, fragen sich derzeit viele Abfallerbesitzer. Als Mittel der Wahl gilt die Müllverbrennung. Doch mit dem Verfahren CreaSolv steht auch ein stofflicher Verwertungsweg zur Verfügung.

Stoffliches Recycling mit CreaSolv-Verfahren


Durch das Verbot des Flammschutzmittels HBCD ist Dämmmaterial, das diesen Stoff enthält, seit 1. Oktober gefährlicher Abfall. Inzwischen haben einige Bundesländer einen vorläufigen Weg für die sichere Entsorgung eingerichtet. Das Unternehmen EPC schlägt vor, das Material stofflich zu verwerten.

Wie es seitens der Thüringer Ingenieurgesellschaft heißt, habe man sich bereits vor einiger Zeit dem Thema ‚Polystyrolentsorgung’ angenommen. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) und dem Unternehmen CreaCycle wurde eine Anlage entwickelt, die expandiertes Polystyrol (EPS/XPS) aufbereiten könne. Das entsprechende Verfahren hört auf den Namen EPS-Recyclingverfahren CreaSolv.

Damit sei es möglich, aus giftigen und verunreinigten Polystyrol-Abfällen – also HBCD-haltigem Polystyrol-Dämmstoff (EPS) – ein neutrales, hochreines Polystyrol-Recyclat zu erzeugen. „Selbstverständlich können in einer solchen Anlage auch verschmutztes Verpackungs-EPS (Fischboxen) oder Polystyrolbauteile recycelt werden“, erklärt Jörg Hamann, leitender Ingenieur bei EPC. Kunststoffe in Elektro- und Haushaltsgeräten seien in der Regel auch mit Flammschutzadditiven ausgerüstet.

Geschlossener Wertstoffkreislauf

Unterm Strich stellt das Verfahren laut EPC zum ersten Mal einen geschlossenen und wirtschaftlichen Wertstoffkreislauf für PS-haltige Abfallströme zur Verfügung. Darüber hinaus sei es eine ressourcenschonende Alternative zu etablierten Entsorgungsmethoden.

„Für Müllverbrennungsanlagen ist EPS mit seinem hohen Heizwert und den großen Volumina schon immer eine Herausforderung und kann nur zusammen mit anderen Abfällen in niedriger Konzentration mit verbrannt werden“, betont Hamann. Dagegen bevorzuge der CreaSolv-Prozess Polystyrol-Monochargen, was die Transportkosten und den damit verbundenen CO2-Ausstoß signifikant senke.

In Deutschland fallen nach Angaben der Bundesregierung jährlich rund 230.000 Tonnen Dämmmaterialien an. 42.000 Tonnen davon sind Abfälle in Form von Polystyrol und 35.000 Tonnen gemischter Baustellenabfall. Für den Brandschutz wurden die Dämmstoffe bisher mit dem Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) behandelt. HBCD steht heute als gefährlicher Stoff auf der POP-Liste. Die POP-Verordnung (persistente organische Schadstoffe) bestimmt, dass HBCD europaweit auf maximal 100ppm (parts per million) in EPS begrenzt wird.

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