Neue Studie

Ohne strategische Metalle ist kaum eine Zukunftstechnologie denkbar. Doch die Verfügbarkeit solcher Metalle ist begrenzt. Was helfen würde, wäre ein stärkeres Recycling. Eine Untersuchung zeigt: Für viele Metalle würde sich das mengenmäßig durchaus lohnen.

Strategische Metalle haben vielversprechendes Recyclingpotenzial


Strategisch wichtige Metalle wie Edel- und Sondermetalle sind essenzieller Bestandteil vieler Zukunftstechnologien. Kein Windrad, keine Solarzelle und kein Bildschirm, der diese Metalle nicht benötigt. Doch bislang werden die meisten Sondermetalle nicht oder nur in sehr geringem Umfang aus Altprodukten zurückgewonnen. Dadurch gehen große Mengen an Metallen verloren.

Wie groß diese Mengen im Einzelfall sind, hat nun eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) ermittelt. Untersucht wurde ebenfalls, welche Metallmengen in Deutschland nach Ende der Nutzungszeit erfasst und wieder in den Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden könnten. Die Studie trägt den Titel „Recyclingpotenziale strategischer Metalle“ (ReStra) – betrachtet wurde dafür das Jahr 2020.

Zu den Metallen, die in besonders großer Menge aus Altprodukten herauszuholen wären, zählen demnach Platin, Palladium und Rhodium. Das UBA beziffert in seinem Abschlussbericht zum ReStra-Projekt die im Jahr 2020 zu erwartende Menge an Platin aus Altprodukten auf etwas mehr als 7.000 Kilogramm. Daneben würden in Altprodukten rund 14.200 Kilogramm Palladium und 3.200 Kilogramm Rhodium anfallen.


Strategische Metalle

Zu erwartende Metallmengen aus Altprodukten im Jahr 2020; Quelle: UBA-Studie Recyclingpotenziale strategischer Metalle (ReStra)

Doch bislang lassen sich die theoretisch verfügbaren Mengen nur bedingt aus Altprodukten herausholen. Denn die bestehenden Recyclingverfahren reichen vielfach nicht aus. Eine Optimierung der Entsorgungskette wäre vor allem für folgende Stoffströme lohnenswert: Autokatalysatoren, Batterien, Windenergieanlagen, medizinische Geräte und Elektrofahrräder. Bei diesen Abfallströmen würde eine optimierte Entsorgung zu einem drastisch verringerten Materialverlust führen, heißt es in dem Abschlussbericht.

Weniger Materialverluste durch optimierte Entsorgung

Laut Studie gehen bei Autokatalysatoren ausgehend von der Ist-Situation im Jahr 2020 unter anderem bis zu 798 Kilogramm Platin und fast annähernd so viel Rhodium verloren. Bei einer optimierten Entsorgung wären es nur noch maximal 451 Kilogramm Platin und 589 Kilogramm Rhodium. Das bedeutet, dass sich bis zu 347 Kilogramm Platin und bis zu 204 Kilogramm Rhodium mehr zurückgewinnen lassen würden.

Bei medizinischen Geräten ist der Materialverlust bei derzeitigen Methoden vor allem bei Seltenen Erden groß. Im Ist-Zustand würden 2020 über 4.900 Kilogramm Seltenerdmetalle verloren gehen. Mit einem optimierten Entsorgungsweg wären der Materialverlust deutlich kleiner, und zwar nur noch 710 Kilogramm. Das würde einem Mehr von über 4.200 Kilogramm entsprechen. Bei Batterien sieht es ähnlich aus. In einem optimierten Szenario könnten sich zwischen 75 und 106 Tonnen mehr an Seltenen Erden zurückgewinnen lassen.

Auch die Entsorgung von ausgedienten Windenergieanlagen und Elektrofahrrädern müsste optimiert werden, um riesige Verluste an Neodym zu vermeiden. Laut UBA-Bericht wird der Verlust an Neodym aus Windkraftanlagen im Jahr 2020 in der Ist-Situation 4.440 Kilogramm betragen. Bei einer optimierten Entsorgung wären es nur noch zwischen 65 und 224 Kilogramm. Das würde ein sattes Plus von über 4.240 Kilogramm bedeuten.

Noch mehr Neodym könnte auch aus ausgedienten Elektrofahrrädern zurückgewonnen werden. In der Ist-Situation würden 2020 annähernd 6.400 Kilogramm Neodym verloren gehen. Mit einer optimierten Entsorgungskette wären es maximal 928 Kilogramm. Damit würden sich über 5.470 Kilogramm des strategisch wichtigen Magnetmaterials zurückgewinnen lassen.

Neue Edel- und Sondermetallverordnung?

Ob die Studie vor allem dazu dienen soll, eine wissenschaftliche Basis für eine eventuelle Einführung einer Edel- und Sondermetallverordnung zu legen, bleibt offen. Das UBA hatte die Idee zu einer solchen Verordnung bereits vor zwei Jahren bei einem Workshop mit Wissenschaftlern und Entscheidungsträgeren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den Raum gestellt.

Mit einer Edel- und Sondermetallverordnung, so die Überlegung des UBA, könnten weitere bisher nicht spezifisch geregelte Abfallströme möglichst intelligent gelenkt und so ihr Recycling ermöglicht werden. Das könnte beispielsweise auch das Dilemma beim Recycling von Neodym lösen: Um die Versorgung der Recyclinganlagen sicherzustellen, könnte die Erfassung und Separation zum Beispiel von Neodym-Magneten in die Vorschriften aufgenommen werden. Dann wäre zumindest das Mengenproblem gelöst.

Mehr zum Thema
Landgericht München muss Lkw-Kartellprozess neu aufrollen
Fragen und Antworten zum PET-Markt in Europa
Institute senken Konjunkturprognose – Nur noch Miniwachstum
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
Die neue Abfall­­­verbringungsverordnung kann kommen
Erstes deutsches Unternehmen für Schiffsrecycling
Verpackungsmüll: Warum bayerische Kommunen weiterhin auf das Bringsystem setzen
„Noch wenig Hinweise auf konjunkturelle Belebung“
Elektrofahrzeuge, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien: Wie weit ist Mercedes schon?
Zu viel Bürokratie: „Das macht manche Firmen verrückt“
UN-Bericht: Die Welt produziert Jahr für Jahr mehr Elektroschrott
Regierung in Sachsen beschließt Förderung der Kreislaufwirtschaft