Rohstoffnachfrage

Zukunftstechnologien stellen die deutsche Wirtschaft vor große Herausforderungen. Die meisten Rohstoffe müssen importiert werden, in einigen Fällen übersteigt der Bedarf die Produktion um mehr als das Doppelte. Insbesondere drei Metalle dürften knapp werden.

Studie erwartet steigenden Bedarf für Technologiemetalle


Die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat gestern im Bundeswirtschaftsministerium die neue Forschungsstudie „Rohstoffe für Zukunftstechnologien 2016“ vorgestellt. Ergebnis des 360 Seiten umfassendes Werk: Insbesondere für die Rohstoffe Lithium, das Übergangsmetall Rhenium und die Selteerdmetalle Dysprosium/Terbium wird der Bedarf im Jahr 2035 um mehr als das Doppelte der heutigen globalen Primärproduktion wachsen.

Lithium besonders nachgefragt

Im Fall von Lithium gehen die Autoren vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) davon aus, dass in knapp 20 Jahren 110.000 Tonnen benötigt werden. 2013 wurden etwa 30.000 Tonnen insgesamt produziert. Besonders gebraucht werde Lithium für Akkus und im Air-Frame-Leichtbau.


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Der Bedarf an Dysprosium/Terbium wird sich 2035 auf 7.400 Tonnen belaufen. Im Jahr 2013 wurden aber gerade einmal 2.400 Tonnen produziert. Beide Stoffe werden für Magnete, Windenergieanlagen und Elektrofahrzeuge eingesetzt. Rhenium wird für Superlegierungen verwendet. Hier wird der Bedarf laut Studie auf 120 Tonnen im Jahr 2035. Im Jahr 2013 wurden 50 Tonnen hergestellt.

Nicht ganz so schlimm ist die Lage bei anderen Technologiemetallen. Aber auch hier kalkulieren die Autoren mit einem vergleichbaren Szenario. Konkret handelt es sich dabei um Kobalt, Scandium, Tantal, Germanium, Neodym/Praseodym.

Von dem letztgenannten Metall werden laut Studie künftig 64.000 Tonnen für Magnete, Windenergieanlagen und Elektrofahrzeuge gebraucht, 37.000 Tonnen wurden 2013 gefördert.

Ebenfalls kritisch ist der Bedarf von Tantal. Der Stoff wird für Mikrokondensatoren und in der Medizintechnik gebraucht. Dazu müsste die Produktion von aktuell (2013) 1.300 Tonnen auf 2.100 Tonnen im Jahr 2035 ansteigen.


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Insgesamt hat die Studie über 160 Zukunftstechnologien zum Stand der Technik, der Marktreife sowie des Rohstoffbedarfs und des Recyclingpotenzials untersucht. Davon wurden 42 Zukunftstechnologien im Detail betrachtet und Szenarien für den Rohstoffbedarf erarbeitet. Daraus ergab sich unterm Strich für 16 Rohstoffe eine besondere Relevanz.

Dass Zukunftstechnologien die globale Rohstoffnachfrage in der Zukunft stark verändern, davon sind die Autoren überzeugt. Das Wechselspiel zwischen technologischem Wandel und Rohstoffbedarf spiele gerade für die von Rohstoffimporten abhängige deutsche Wirtschaft eine wichtige Rolle. Torsten Brandenburg, Leiter des Arbeitsbereichs Rohstoffwirtschaft der DERA stellte generell fest: „Nachfrageimpulse, beispielsweise durch die Elektromobilität oder Superlegierungen in der Luft- und Raumfahrt, werden die Märkte für Sonder- und Nebenmetalle in den kommenden Jahren stark bewegen“.

Recyclingtechnologien stärker nutzen

Um eine sichere Rohstoffversorgung zu gewährleisten, empfiehlt die Studie Unternehmen sich frühzeitig mit den Entwicklungen auf den internationalen Rohstoffmärkten zu beschäftigen. Darüber hinaus sollten mögliche Ausweichstrategien in Betracht gezogen werden.

„Hier gilt es beispielsweise neue Lieferantenbeziehungen aufzubauen, Rohstoffeffizienz in der Produktion zu erhöhen, Substitutionsmöglichkeiten und Recyclingtechnologien verstärkt zu nutzen“, betonte DERA-Leiter Peter Buchholz. Gerade technologisch getriebene Nachfrageimpulse hätten in der Vergangenheit zu starken Preisausschlägen bei mineralischen Rohstoffen geführt.

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