Untersuchung zu Haushaltsabfällen

Ist es sinnvoll, jede Plastikfolie und Kunststoffschale aus dem Haushalt zu sammeln und zu recyceln? Nein, heißt es in einer Studie aus der Schweiz. Der ökologische Mehrwert sei zu klein, der finanzielle Aufwand zu hoch.

Studie: Gemischte Kunststoffabfälle gehören in den Restmüll


Die Sammlung von jeglichen Kunststoffabfällen aus privaten Haushalten ist nicht sinnvoll. Das ist der Tenor einer Studie aus der Schweiz, die im Rahmen des Projekts Kunststoff Recycling und Verwertung (KuRVe) durchgeführt wurde. Demnach sollten nur bestimmte Kunststoffe getrennt gesammelt werden – ein Großteil der Kunststoffabfälle gehöre in den Restmüll, heißt es.

Bisher werden in der Schweiz lediglich PET-Flaschen flächendeckend separat gesammelt. Da aber immer häufiger – meist von privaten Firmen – auch weitere Kunststoffabfälle aus Haushalten gesammelt werden, haben acht Kantone, mehrere Verbände und das Bundesamt für Umwelt die Studie bei Carbotech und dem UMTEC-Institut der Hochschule Rapperswil in Auftrag gegeben.

Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass bei der gemeinsamen Sammlung von jeglichen Kunststoffabfällen es zwar einen ökologischen Nutzen gäbe, dieser aber ziemlich gering ausfallen würde. So liege das Verhältnis von Kosten und Nutzen von separaten Sammlungen von Kunststoffabfällen bei etwa einem Drittel der Effizienz des PET-Recycling-Systems. „Der potenzielle ökologische Nutzen einer neuen Kunststoffsammlung pro Person und Jahr entspricht etwa der Einsparung einer Autofahrt von 30 Kilometern pro Person und Jahr“, heißt es in der Studie.

Der Grund für den geringen ökologischen Nutzen sei, dass von den Kunststoffabfällen nur ein Teil stofflich verwertet werden kann, der Rest lande ohnehin wieder in der Verbrennung. „Problematisch bei der stofflichen Verwertung von großen heterogen zusammengesetzten Kunststoffmengen sind unter anderem die Verschmutzung und die Schwierigkeit, die zahlreichen verschiedenen Kunststoffe sauber voneinander zu trennen“, so die Autoren der Studie.

Getrenntsammlung rund 500 Schweizer Franken teurer

Finanziell lohne sich die Sammlung überhaupt nicht. Während die Entsorgung der Kunststoffe im Restmüll – mit anschließender Verbrennung – insgesamt bei etwa 250 Schweizer Franken liege, koste die separate Kunststoffsammlung und Verwertung etwa 750 Schweizer Franken. „Mit dem Kunststoffrecycling wird ein vergleichsweise geringer Umweltnutzen ziemlich teuer erkauft“, bilanzieren die Wissenschaftler.

Gleichwohl betonen die Autoren, dass das Kunststoffrecycling vielfach sinnvoll ist. Und zwar immer dann, wenn das Material auch recyclingfähig ist und getrennt gesammelt wird. Beispiele hierfür sind neben den PET-Flaschen auch Milchflaschen aus PE oder Getränkekartons.

Die Verbände, die unter anderem die Studie in Auftrag gegeben haben, sehen sich durch die Ergebnisse bestätigt: „Die drei Verbände vertreten daher klar die Haltung, dass auf absehbare Zeit die gemischten Kunststoffabfälle aus Haushalten weiterhin in den Abfallsack gehören.“ Daneben solle die Getrenntsammlung von PET-Flaschen weiter gefördert werden – bisher werden in der Schweiz pro Jahr rund 50.000 Tonnen gesammelt. Ergänzt werden soll die Sammlung allenfalls durch Getränkekartons.


Kunststoffe in der Schweiz

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[su_spoiler title=“Aufkommen und Recycling“] • In der Schweiz werden laut Studie jährlich rund 1 Million Tonnen Kunststoffe eingesetzt.

• Mehr als die Hälfte der Kunststoffe wird in langlebigen Produkten verbaut, beispielsweise für Fahrzeuge, Elektrogeräte oder im Baubereich.

• Rund ein Drittel der eingesetzten Kunststoffe (302.000 Tonnen) wird für Verpackungen (Haushalt, ohne Gewerbe und Industrie) verwendet.

• In der Schweiz gilt das im Abfall-Leitbild verankerte „Verbrennungsgebot“. Dadurch wurde die stoffliche Verwertung von Kunststoffabfällen aus Haushalten nicht forciert. Ausgenommen sind PET-Getränkeflaschen, die relativ sortenrein gesammelt und verwertet werden (Verwertungsquote > 80 Prozent).

• Heute werden in der Schweiz jährlich rund 68.000 Tonnen Kunststoffabfälle aus privaten Haushalten separat gesammelt.
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