Kunststoffverpackungen

Der Vorwurf, der in einer Studie erhoben wird, wiegt schwer: Experten gehen davon aus, dass die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen in Großbritannien viel zu hoch ausgewiesen wird. Angeblich deshalb, weil ein Systembetreiber bewusst falsche Zahlen verwendet.

Studie: Recyclingquote in UK ist schöngerechnet


Die Recyclingquote von Kunststoffverpackungen in Großbritannien ist in Wahrheit deutlich niedriger als offiziell angenommen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der britischen Unternehmensberatung Eunomia. Die offizielle Recyclingquote ist um ein Drittel zu hoch angesetzt, haben die Autoren in dem Papier „Plastic Packaging – Shedding Light on the UK Data” errechnet.

Offiziell wird die Recyclingquote von Kunststoffverpackungen in Großbritannien mit 39 Prozent angegeben. Berechnet wird diese, indem die recycelten Kunststoffverpackungen durch den jährlich anfallenden Kunststoffverpackungsabfall, geteilt wird. Das Problem dabei: Das dortige Umweltministerium Defra geht laut Eunomia von falschen Mengen aus.

Lauf Defra fallen jährlich 2,26 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen im Gewerbe und bei den Haushalten an. In Wahrheit aber liege die Menge an Kunststoffverpackungsabfällen deutlich höher: bei etwa 3,5 Millionen Tonnen, so Eunomia.

Daten wurden bewusst niedrig gehalten

Die Diskrepanz entsteht laut Eunomia, weil für die Höhe der anfallenden Menge die Menge an Kunststoffverpackungen verwendet wird, die in Großbritannien in Verkehr gebracht wird. Offenbar hat Defra dabei lediglich die berechneten Daten des größten Systembetreibers Valpak übernommen, statt unabhängige Zahlen zu erheben. Laut Eunomia sind diese Valpak-Zahlen aber bewusst niedrig gehalten. Denn „je niedriger die Zahlen für die Verpackungen auf dem Markt sind, desto geringer ist die Materialmenge, die recycelt werden muss, um die Ziele zu erreichen und die Kosten niedrig zu halten“, gibt Eunomia zu bedenken.

Mit der korrigierten Zahl für die anfallende Menge und bei gleichbleibender Recyclingmenge, liegt dann die tatsächliche Recyclingquote mindestens neun bis zehn Prozentpunkte unter dem Wert, der offiziell angegeben wird. „Damit hat Großbritannien auch die Recyclingziele unter der EU-Direktive in den Jahren 2008 bis 2012 verfehlt“, schreiben die Autoren. Aufgrund von weiteren ungenauen Angaben gehen die Analysten davon aus, dass die tatsächliche Recyclingquote bei 23 bis 29 Prozent liegt.

Datenschieflage danke Verunreinigungen und Feuchtigkeit

Eine weitere Datenschieflage entsteht laut Studie, wenn beim Inverkehrbringen nur die reinen, sauberen Kunststoffverpackungen angegeben werden, bei den Recyclingmengen aber Verunreinigungen und Feuchtigkeit mitgewogen wird.

Die Autoren schlagen daher vor, dass entweder nur als „recycelt“ gilt, was tatsächlich in den Anlagen bearbeitet wird – ohne Vereinigungen und trocken. Oder aber, dass als Basismenge nicht die Zahlen der Inverkehrbringern gelten, sondern das herangezogen wird, das tatsächlich als Abfall auch gesammelt wird – inklusive Schmutz und Feuchtigkeit.

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