Neue Berechnungsmethode

Eine neue Studie könnte die US-Umweltbehörde EPA in Erklärungsnot bringen. Denn nach Berechnungen von Wissenschaftlern werden mehr als doppelt so viele Siedlungsabfälle in den USA deponiert, als die offiziellen Zahlen der EPA behaupten.

Studie: USA deponieren wesentlich mehr Müll als bisher angenommen


Die US-Umweltbehörde EPA scheint bei der Deponierung von Siedlungsabfällen von falschen Zahlen auszugehen. Frühere Studien haben bereits die Vermutung nahegelegt, dass die EPA die tatsächlichen Deponierungsmengen unterschätzt. Eine aktuelle Studie stützt diese Vermutung – ihre Studienergebnisse stellten die bislang genaueste Kalkulation dar, behaupten Wissenschaftler der Yale University.

Laut der Yale-Studie wurden im Jahr 2012 in den USA 262 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle deponiert. Das liegt 115 Prozent über den Zahlen der EPA. Die US-Umweltbehörde hatte für das Jahr eine Deponierungsmenge von 122 Millionen Tonnen genannt. Der Grund für die Differenz liegt in der Berechnungsmethode.

„Die EPA publiziert traditionell Zahlen zum Abfallaufkommen und zur Deponierung, die auf einer Materialflussanalyse basieren“, erklärt Jon Powell, Doktorand am Institut für Chemie- und Umwelttechnik und Hauptautor der Studie. Die Materialflussanalyse basiere auf Informationen von Industrieverbänden, Unternehmen, der Bundesbehörde United States Census und vom Handelsministerium. Die Yale-Wissenschaftler hätten dagegen einen direkteren Weg gewählt. Sie hätten die Zahlen von den Betreibern der landesweit über 1.200 Siedlungsabfalldeponien ausgewertet.

Betriebliche Daten von Deponien ausgewertet

Diese Daten werden erst seit 2010 erhoben und dienen eigentlich der Berechnung der Treibhausgasemissionen, die von Deponien ausgehen. Gemäß der Berichterstattungsleitlinie U.S. Greenhouse Gas Reporting Rule müssen die Deponiebetreiber bestimmte betriebliche Daten melden. Diese Datensätze seien recht genau, denn die große Mehrheit der Deponien verfüge beispielsweise über geeichte Waagen zum Wiegen der Abfälle, heißt es in der Studie, die im September im Fachmagazin „Nature Climate Change“ veröffentlicht wurde. In der Datenbasis seien auch mehrere Ebenen der Qualitätssicherung berücksichtigt. Das führe zu einem Genauigkeitsgrad, der zuvor nicht realisierbar gewesen wäre.

Die neue Studie wirft die Frage auf, wieso die EPA diese Datensätze nicht ebenfalls für ihre Abfallstatistiken nutzt. Wenn die Zahlen der Yale-Studie korrekt sind, stellt sich zudem die Frage, wie es um die Recyclingquoten bestellt ist. Die EPA schätzt, dass im Jahr 2012 rund 34,5 Prozent der anfallenden Siedlungsabfälle recycelt wurden. Wenn aber tatsächlich mehr Abfälle deponiert wurden, müsste die tatsächliche Recyclingquote niedriger liegen.

Mehr zum Thema
Kreislaufwirtschaft: Deutschland und China vereinbaren Aktionsplan