Gütertransport

Strenge Regeln für Lenkzeiten, Personalmangel, steigende Betriebskosten: Das sind nur einige Probleme, mit denen die Transportbranche umgehen muss. Einige Punkte ließen sich von der Liste streichen – mit Hilfe automatisch fahrender Lkw.

Studie: Zukunft könnte autonomen Lkw gehören


Die meisten aktuellen Herausforderungen der Transportbranche könnten künftig mit autonom und automatisch fahrenden Lkw gelöst werden. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der Unternehmensberatung Roland Berger mit dem Titel „Automated Trucks – The next big disrupter in the automotive industry?“. Darin haben die Nutzfahrzeug-Experten den Status quo sowie Vor- und Nachteile der Technologie analysiert.

„Schon heute verfügen viele Lkw über Systeme wie Stau-Assistent oder Spurhalte-Assistent“, sagt Norbert Dressler, Partner von Roland Berger und Nutzfahrzeugexperte. „In der Phase der Vollautomatisierung werden eigenständig agierende Fahrzeuge unter allen Verkehrsbedingungen fahren können, eventuell sogar vollkommen ohne Fahrer.“

Allerdings bedeutet jede Stufe der Automatisierung eine höhere Systemkomplexität und mehr Kosten. Die Experten erwarten in Phase 1 je Lkw Kosten von 1.800 US-Dollar. In der letzten Phase der Vollautomatisierung, der Phase 5, seien es bis zu 23.400 US-Dollar je Lkw. Haupttreiber ist laut Studie die Software, die rund 85 Prozent der Gesamtkosten ausmacht.

Kostenersparnis um bis zu 90 Prozent

Ob sich das für die Flottenbetreiber rechnet, hängt sehr stark vom Einsatzbereich ab. „Lkw im Fernverkehr mit Lkw-Korridoren könnten einfacher in Kolonnen fahren, sodass sich die Investitionen schneller bezahlt machen“, so Dressler. Bei anderen Einsatzbereichen werde die Amortisation länger dauern, als die Flottenbetreiber in der Regel erwarten.

In der ersten Phase sind laut Studie durch Konvoi-Fahrten (Platooning) Kraftstoffeinsparungen von rund sechs Prozent möglich. Die größte Ersparnis gebe es in Phase vier, wenn der Fahrer vorgeschriebene Ruhezeiten einlegen kann, während der Lkw autonom weiterfährt. Dadurch würden, so die Experten, die Fahrerkosten um weitere sechs Prozent sinken. In Phase fünf könnten die Fahrerkosten um 90 Prozent sinken. Bei diesem Szenario fahren Langstrecken-Lkw vollkommen autonom.

Weitere Einsparungen sehen die Roland Berger-Analysten durch geringere Versicherungskosten. Denn das automatisierte Fahren sorge für mehr Sicherheit, die Anzahl der Lkw-Unfälle könne bis 2040 um 90 Prozent zurückgehen.

Chance für Softwareunternehmen

Profitieren von der Entwicklung dürften laut Studie die großen Flottenbetreiber. Diese hätten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber selbstständigen Kraftfahrern. Denn sie könnten leichter eigene Konvois bilden und einfacher mit anderen Unternehmen kooperieren.

neue-lkw-mautsaetze-in-deutschland-ab-2015Die besten Chancen böten sich für Lkw-Hersteller, die alles aus einer Hand anbieten sowie Dienstleister für Automatisierungstechnik. Darüber hinaus könnten Software-Unternehmen gerade in den Phasen 4 und 5 einen großen Anteil am Erlös- und Gewinnpool erobern. Ein neues Geschäftsfeld könnte zudem für Platooning-Dienstleister entstehen, die beispielsweise bei der Bildung von Lkw-Konvois helfen.

Unterm Strich ist klar: Langfristig werden automatisierte Lkw kommen, resümiert die Studie – trotz geringer Aussicht auf schnelle Amortisation und Problemen mit der Haftung seitens der Hersteller. Strengere Sicherheitsvorschriften für Fahrerassistenzsysteme bereiteten dafür den Weg.

Dressler geht davon aus, dass die Technologie sehr viel früher zur Verfügung stehen wird, als sie von der Transportbranche angenommen wird. „Dennoch sollten die Unternehmen, aber auch Branchenorganisationen und der Gesetzgeber sich rechtzeitig damit auseinandersetzen“, betont der Experte.

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