Starke Bautätigkeit

In den Ballungsgebieten Baden-Württembergs wird Deponieraum immer knapper. Die Folge sind kräftig steigende Preise für Bodenaushub. Die Bauwirtschaft schlägt nun Alarm und fordert ein sinnvolles Deponiekonzept.

Süddeutsche Bauunternehmer beklagen teure Deponierung


Wohin mit mineralischen Abfällen oder Bodenaushub? Diese Frage beschäftigt viele Bauherren schon eine geraume Zeit. Aktuell schlagen die Bauunternehmen in Baden-Württemberg Alarm. Sie beklagen den zunehmend knapper werdenden Deponieraum und die teure Entsorgung von Erdaushub.

Der Verband Bauwirtschaft Baden-Württemberg moniert vor allem die Zustände im Großraum Stuttgart und den umliegenden Landkreisen, in der Region Mannheim, Heidelberg und Karlsruhe sowie im südbadischen Raum rund um Freiburg. Überall dort herrsche aufgrund der starken Bautätigkeit ein akuter Notstand. Das Aufkommen an unbelastetem Bodenaushub in Baden-Württemberg sei 2016 auf über 28 Millionen Tonnen gestiegen. Das ist mehr als die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens des Bundeslands.

Die Betriebe wüssten einfach nicht mehr wohin mit den zig-Millionen Tonnen von Baumassenabfällen, die jährlich anfallen, so der Verband Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Etliche Baufirmen müssten inzwischen sogar bis nach Bayern oder Rheinland-Pfalz fahren. „Dieser Abfalltourismus quer durch unser Land mit all seinen Umweltbelastungen ist der reinste Wahnsinn und muss endlich gestoppt werden“, sagt Bauverbandspräsident Bernhard Sänger.


Deponien in Baden-Württemberg (Umweltdaten 2015):

Deponien in Baden Württemberg (Umweltdaten 2015)

Quelle: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg

Als Folge der Deponieknappheit sind die Gebühren in den letzten fünf Jahren sprunghaft nach oben geschnellt, teilweise auf das Doppelte, so der Verband. Je nach Region seien bei einem normalen Einfamilienhaus für die Entsorgung von Erdaushub inzwischen bis zu 30.000 Euro fällig. Das sind pro Tonne circa 23 bis 24 Euro.

„Was wir brauchen, ist ein sinnvolles Deponiekonzept, das die vorgeschriebene zehnjährige Entsorgungssicherheit tatsächlich garantiert“, fordert Sänger. „Die Landkreise müssen endlich dafür sorgen, dass bei Baumaßnahmen in ihrer Region anfallender Erdaushub auch ortsnah entsorgt werden kann.“

Glaubt man den Zahlen von Hartmut Haeming von der Interessengemeinschaft deutscher Deponiebetreiber (InwesD), so ist für Baden-Württemberg die zehnjährige Entsorgungssicherheit nachgewiesen. Laut Haeming beläuft sich die noch verfügbare Gesamtkapazität plus genehmigte Kapazität der Deponieklassen 0 bis II auf circa 50 Millionen Kubikmeter (Stand 2015). Die Restlaufzeit liege für DK 0 (Bodendeponie) bei 22 Jahren, für DK I bei 20 Jahren und für DK II bei 30 Jahren.


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[su_spoiler title=“Bodenaushub in Baden-Württemberg“]

  • Das Aufkommen an unbelastetem Bodenaushub (Abfallart ‚Boden und Steine‘) in Baden-Württemberg lag 2016 bei rund 28,3 Millionen Tonnen. Das waren knapp 1,7 Millionen Tonnen oder 6 Prozent mehr als im Vorjahr.
  • Die Verwertungsquote des Materials liegt bei 83 Prozent. Gut 22,5 Millionen Tonnen unbelasteter Bodenaushub wurden zur Verfüllung von übertägigen Abbaustätten oder im Deponiebau genutzt. Weitere 1 Million Tonnen wurden anderweitig verwertet. Die restlichen 4,7 Millionen Tonnen wurden auf Deponien beseitigt.
  • Mit 2,2 Millionen Tonnen wurden die im Landesvergleich größten Mengen an Boden und Steinen im Alb-Donau-Kreis entsorgt.

    (Quelle: Statistisches Landesamt)

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© 320°/bs | 05.02.2018

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