Neue Studie

Was tun, wenn Straßenaufbruch nicht mehr im Straßenbau eingesetzt werden soll? Thermisch verwerten oder stofflich? Das Heidelberger Ifeu-Institut hat die Frage untersucht und seine Empfehlungen nun vorgelegt.

Teerhaltiger Straßenaufbruch: Stofflich oder thermisch verwerten?


Unter ökologischen Gesichtspunkten kann es sinnvoll sein, teerhaltigen Straßenaufbruch im Deponiebau einzusetzen anstatt ihn thermisch zu verwerten. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (IFEU), die der Entsorgerverband BDE in Auftrag gegeben hat.

Der BDE sieht sich damit in seiner grundsätzlichen Einschätzung bestätigt: „Im Deponiebau ist teerhaltiger Straßenaufbruch für den internen Wegebau, für Dränageschichten oder die Profilierung einsetzbar“, sagt BDE-Präsident Peter Kurth. Die Studie belege, dass die Entsorgung von teerhaltigem Straßenaufbruch nicht auf die thermische Verwertung beschränkt werden darf. „Dass einige Bundesländer die thermische Verwertung von teerhaltigem Straßenaufbruch in der Praxis als alternativlos betrachten, ist nach Vorlage der Studie aus ökologischer Sicht zu hinterfragen.“

Thermische Verwertung unter Umständen lohnenswert

Die Heidelberger Forscher hatten beide Verwertungsoptionen hinsichtlich ihrer Öko-Bilanz verglichen. Im Ergebnis schneidet die Verwertung auf der Deponie gegenüber der thermischen Behandlung besser ab, wenn die Zusatztransportstrecke zur thermischen Behandlung im Vergleich zur Entfernung zur Deponie größer ist als 60 Kilometer per Schiff. Der Vergleich fand auf Grundlage der verfügbaren Daten einer maßgeblichen thermischen Behandlungsanlage in den Niederlanden statt. In Deutschland selbst existiert keine nennenswerte Kapazität zur Behandlung von teerhaltigem Straßenaufbruch.

Wäre die thermische Behandlungsanlage in den Niederlanden an das Fernwärmenetz angeschlossen (teilweise Optimierung der energetischen Nutzung), wäre die Verwertung auf der Deponie erst dann besser, wenn die Zusatztransportstrecke zur thermischen Behandlung im Vergleich zur Entfernung zur Deponie größer ist als 240 Kilometer per Schiff.

Würde eine solche thermische Anlage mit Anschluss ans Fernwärmenetz jedoch in Deutschland in Mittelgebirgsnähe errichtet, so würde die Beseitigung bzw. Verwertung auf der Deponie dann besser abschneiden, wenn die Zusatztransportstrecke zur thermischen Behandlung im Vergleich zur Entfernung zur Deponie größer ist als 90 Kilometer per Lkw.

Differenzierte Ergebnisse

Unterm Strich sind es daher eine Reihe von Faktoren, die den Ausschlag für einen bestimmten Verwertungsweg geben. Für erschlossene Gebiete in Nordwestdeutschland, die gut per Schienen- und Wasserweg zu erreichen sind, könne sich auch die thermische Behandlung in den Niederlanden lohnen, so das Institut. Vorausgesetzt, es werde zumindest teilweise eine energetische Nutzung angestrebt.

In den weiter von den Niederlanden entfernten zentralen Gebieten Norddeutschlands sollte der Aufbau thermischer Behandlungsanlagen erfolgen. Und dies, wie die Autoren betonen, bevorzugt in Gebieten, die ähnlich wie die Niederlande weit entfernt von Primärrohstoffen liegen. Für periphere Gebiete Deutschlands, die nahe an Primärrohstoffquellen liegen, empfehlen die Forscher hingegen die Deponierung und dort bevorzugt die Nutzung als Baustoffe.

Hintergrund der Studie ist ein Rundschreiben des Bundesverkehrsministeriums aus dem vergangenen Jahr, der teerhaltigen Straßenaufbruch ab 2018 nicht mehr für den Einbau zulässt. Nach Auffassung des Ministeriums sollte das Material stattdessen thermisch verwertet werden. Der BDE plädiert jedoch für eine stoffliche Verwertung und hatte das IFEU mit der genannten Studie beauftragt.

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