Vernetzte Lkw-Kolonnen

Vom Labor auf die Straße: In den kommenden 20 Monaten werden auf der Autobahn Lkw-Kolonnen zu beobachten sein, die elektronisch gekoppelt sind. Hintergrund ist das so genannte Platooning-Projekt, mit dem das System im Alltag getestet werden soll.

Testlauf für Platooning beginnt


Unter Platooning versteht man ein System für den Straßenverkehr, bei dem mindestens zwei Lkw auf der Autobahn mit Hilfe von technischen Systemen vernetzt werden und in geringem Abstand hintereinander fahren können. Alle Lkw im Platoon sind mittels elektronischer Kommunikation verbunden. Einer der Vorteile dabei: Die Kolonnen helfen, Sprit zu sparen. Der andere Vorteil: Die Verkehrssicherheit dürfte verbessert werden.

Der Vorteil der Kraftstoffeinsparung ergibt sich durch den Windschatteneffekt im Zuge der Kolonnenfahrt. Experten gehen davon aus, dass damit bis zu zehn Prozent Kraftstoff eingespart werden können. Dadurch könnten in der Folge auch CO2 gesenkt werden.

Darüber hinaus dürfte Platooning auch die Verkehrssicherheit erhöhen. Denn menschliches Versagen gehört zu den häufigsten Ursachen für Auffahrunfälle. Mit Hilfe der elektronischen Kopplung der Lkw könnte dem vorgebeugt werden.

Für die Bundesregierung sind dies gute Gründe, das Projekt finanziell zu fördern. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat inzwischen rund 2 Millionen Euro für den Projekt-Zeitraum Juni 2017 bis Januar 2019 bereitgestellt. „Ziel unserer Förderung ist, Deutschland zum Leitmarkt für das automatisierte und vernetzte Fahren zu machen“, kündigt Dobrindt an.


Platooning

Vernetztes Fahren im Lkw-Platoon, Foto: MAN

Getragen wird das Projekt von den Unternehmen DB Schenker und MAN sowie der Hochschule Fresenius. Wie die Projektpartner mitteilen, werden ab Frühjahr 2018 erstmals Lkw-Platoons im Alltagsbetrieb auf dem Digitalen Testfeld Autobahn A9 über mehrere Monate getestet. Im Fokus stehen dabei die Praxistauglichkeit und Systemsicherheit sowohl im realen Straßenverkehr als auch in den Logistikabläufen von DB Schenker. Dabei gehe es auch darum, potenzielle Auswirkungen der neuen Technologie auf den Beruf des Lkw-Fahrers zu untersuchen.

„Das automatisierte und vernetzte Fahren ist schon bald Realität“, sagt Dobrindt. „Mit dem Projekt Lkw-Platooning kommt die Technologie vom Labor auf die Straße. Die Hightech-Trucks halten sicheren Abstand und kommunizieren miteinander. Der Verkehr fließt flüssiger und sicherer, die Kapazität auf unseren Straßen und der Komfort in der Kabine steigen. Fahrer und Umwelt werden dadurch entlastet.“

Die Hochschule Fresenius erforscht dabei auch die Auswirkungen der neuen Technologie auf die Fahrer im Platoon. Schwerpunkte liegen dabei auf der neurophysiologischen und psychosozialen Ebene. „Es ist wichtig, von Beginn an die Menschen mitzunehmen, die von der Entwicklung zentral betroffen sind“, sagt Professor Christian T. Haas, Leiter des Institutes für komplexe Gesundheitsforschung an der Hochschule Fresenius. „Unsere Erkenntnisse aus der Untersuchung der Effekte an der Mensch-Maschine-Schnittstelle fließen unmittelbar zurück in die Technologieentwicklung und Gestaltung der Arbeitsbedingungen.“

Zu Beginn verkehren die Lkw zunächst ohne Ladung, um die Fahrbedingungen im Alltagsverkehr zu untersuchen und die Fahrer zu schulen. Im Laufe des Jahres 2018 sollen bis zu drei Fahrten täglich mit realen Ladungen unterwegs sein.

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