Altpapier-Qualitäten

Mehr papierfremde Stoffe, mehr Asche, mehr Klebstoffe – die Qualität des Altpapiers wird immer schlechter. Auf dem bvse-Altpapiertag in Düsseldorf lieferte ein Professor den Beleg dafür.

Trend abwärts


Die Abnehmer beklagen es seit Jahren, Samuel Schabel lieferte den wissenschaftlichen Beweis. Wie schlecht die Qualität des Altpapiers inzwischen ist, machte der Professor an der TU Darmstadt in seinem Vortrag auf dem bvse-Altpapiertag in Düsseldorf mit Zahlen und Grafiken deutlich. So lag die Ausbeute in den Deinkinganlagen im Jahr 2013 nur noch bei rund 78 Prozent – im Jahr 1996 war dieser Wert mit knapp 84 Prozent noch deutlich höher. Auswirkungen durch neue Sortiertechniken sind demnach noch nicht spürbar.

Auch der Aschegehalt im Altpapier nimmt laut Schabel zu. Im undeinkten Zeitungspapier lag dieser Wert im Jahr 1996 bei knapp 21 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es 26 Prozent. Entsprechend lag der Wert bei deinktem Zeitungspapier 1996 bei 14 Prozent, 2013 waren es schon über etwas über 16 Prozent.

„Die Entfernbarkeit der Durckfarben bei Zeitungsdruck wird zunehmend schlechter“, sagte Schabel. Außerdem sei in den Papierfabriken ein Anstieg der Spuckstoffe zu beobachten, besonders bei Wellpappenrohpapieren.

Stickiegröße hat sich mehr als verdoppelt

Ein weiteres Problem bei der Verarbeitung von Altpapier sind die Stickies. Deren Fläche hat über die Jahre immer weiter zugenommen. Lag sie im Jahr 2005 noch bei rund 7.000 Quadratmillimeter pro Kilogramm (mm2/kg), so war sie 2013 im Schnitt bei 17.000 mm2/kg. Auch die Wasserqualität in den Deinkinganlagen werde immer schlechter.

Folie1Neben den Beweisen zur abnehmenden Qualität hatte Schabel aber auch gute Nachrichten für die Altpapierbranche parat: Der weltweite Papierverbrauch wird laut Schätzungen weiterhin um rund 2,8 Prozent pro Jahr steigen. Während derzeit etwas mehr als 400 Millionen Tonnen jährlich verbraucht werden, sollen es im Jahr 2050 rund 790 Millionen Tonnen sein.

Größter Wachstumstreiber soll einmal mehr China sein. Dessen Papierverbrauch hat sich alleine seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Während in anderen Teilen der Welt die Nachfrage an grafischen Papiern seit Jahren sinkt, soll es in China ein ungebremstes Wachstum von 8 Prozent geben. Zeitungspapiere werden zwar eher eine rückläufige Entwicklung erleben, dafür wird der Verbrauch an Verpackungspapieren weltweit weiter ansteigen.

Wachstum auch in Europa

Für Europa sehen die Prognosen zwar nicht ganz so rosig aus, aber auch hier rechnet Schabel mit Steigerungen. Bei Verpackungen und Kartons sollen es 3,8 Prozent pro Jahr, bei Hygiene- und Spezialpapieren rund 2 Prozent jährlich sein. Die Nachfrage an grafischen Papieren hingegen soll jedes Jahr um 3,5 Prozent fallen. Das ergibt für ganz Europa für alle Papiere einen Verbrauchsanstieg von 1 Prozent pro Jahr.

Vor allem der Rückgang der grafischen Papiere wird laut Schabel Einfluss auf die Altpapierströme haben: „Der Bedarf an Altpapiersorten für Deinkingzwecke sinkt von 11 auf 9 Millionen Tonnen, gleichwohl steigt der prozentuale Anteil gemessen an der grafischen Papierproduktion von 33 auf 36 Prozent.“ Dadurch nehme der grafische Anteil im gemischten Altpapier ab und das mittlere Faseralter zu. Außerdem werde es noch mehr Kurzfasern geben.

Bei aller Kritik an der sinkenden Qualität beendete Schabel seinen Vortrag humorvoll: „Sehen Sie das mal positiv“, sagte der Wissenschaftler. „Und verstehen Sie die schlechten Werte, als Motivation, etwas zu entwickeln, das die Qualität wieder verbessert.“

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