Deutsch-niederländische Kooperation

Die Abfallwirtschaftsbetriebe Münster liefern seit Jahresbeginn ihre Sortierreste zum niederländischen Energy-from-Waste-Unternehmen Twence. Bislang ist die Zusammenarbeit auf zwei Monate begrenzt. Geplant ist aber eine längerfristige Kooperation.

Twence verwertet Sortierreste aus Münster


Die Abfallwirtschaftsbetriebe Münster (AWM) liefern seit 2. Januar nicht stofflich verwertbare Sortierreste aus der Hausmüllaufbereitung an die Twence Holding. Das Unternehmen mit Sitz in der niederländischen Stadt Hengelo hatte im Zuge einer Ausschreibung den Auftrag der Stadt Münster erhalten. Die AWM verspricht sich durch die Kooperation Kostenersparnisse und hofft langfristig auf Synergien.

Bis Ende 2016 wurde das Material – .zwischen 30.000 und 40.000 Tonnen pro Jahr – in Anlagen in Nordrhein-Westfalen energetisch verwertet. Der Großteil der Sortierreste war in die Gemeinschafts-Müll- Verbrennungsanlage (GMVA Niederrhein) in Oberhausen gegangen. „Da war die Entfernung mit 102 Kilometern größer, als sie jetzt mit den nur rund 80 Kilometer bis zur Twence ist“, sagt AWM-Betriebsleiter Patrick Hasenkamp.

Strom aus Dampf

Die Twence Holding wird von 15 niederländischen Gemeinden getragen und betreibt mehrere Anlagen, um Energie aus Abfall zu erzeugen, darunter eine kommunale Müllverbrennungsanlage. In dieser Anlage werden im Dauerbetrieb pro Jahr 600.000 Tonnen hoch kalorischer Abfall aus den Niederlanden, Deutschland und Großbritannien verarbeitet. Dabei entsteht Dampf, der über eine Turbine zu Strom umgewandelt wird.

Der Strom wird anschließend über eine 10.000-Kilovolt-Leitung unterirdisch an Twenter Gemeinden geliefert und zum Teil in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Darüber hinaus entsteht Schlacke, die das Unternehmen weiter aufarbeitet. So werden jährlich circa 12.000 Tonnen Eisen- und 3.500 Tonnen Nichteisenmetalle wiedergewonnen.

Längerfristige Kooperation denkbar

Die Zusammenarbeit zwischen der AWM und Twence ist vorerst auf zwei Monate begrenzt. Eigentlich hatte Twence den Zuschlag für ein Jahr mit der Option auf eine einjährige Verlängerung erhalten. „Aktuell sind aber aufgrund einer Rüge eines unterlegenen Wettbewerbers noch einzelne vergaberechtliche Fragen zu klären“, erklärt Hasenkamp. Der AWM-Betriebsleiter geht aber davon aus, dass sich diese in zwei Monaten klären lassen.

Damit wäre auch der Weg frei für eine Kooperation über die jetzige Vereinbarung hinaus. „Da unsere Abfallwirtschaftskonzepte sehr ähnlich sind, können Synergien zukunftsweisend genutzt werden“, so Ludger Steinmann, Vorsitzender des AWM-Betriebsausschusses. Dies würde stark dazu beitragen, eine nachhaltige und gemeinsame Ressourcenwirtschaft im Euregio-Bereich zu schaffen. Die Euregio ist ein Zusammenschluss aus 129 deutschen (auch der Stadt Münster) und niederländischen Gemeinden und (Land-)Kreisen.

„Eine langfristige Kooperation wäre sicherlich ökologisch sinnvoll“, ergänzt Hasenkamp. Es sei denkbar, auch weitere Abfallströme von der Twence behandeln zu lassen.

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