Telefonische Bürgerbefragung

Geruchsprobleme, Platzprobleme oder Ungeziefer: Welche Vorbehalte gibt es gegen die Erfassung von Bioabfällen? Und in welchen Behältern sammeln die Deutschen ihre Bioabfälle? Antworten gibt eine Telefonumfrage unter Bürgen aus dem gesamten Bundesgebiet.

Umfrage zur Erfassung von Bioabfällen


Es stinkt, es nervt und außerdem hat der zusätzliche Abfallbehälter keinen Platz in der Küche. Argumente, Bioabfälle in den Restmüll zu werfen anstatt getrennt zu sammeln, gäbe es viele. Tatsächlich hat eine Bürgerbefragung des Witzenhausen-Instituts zur Bioabfallerfassung ergeben, dass die meisten Deutschen die Getrennterfassung durchaus akzeptieren. Auf die Frage, welche Problemfelder die Befragten bei der Erfassung von Bioabfällen in der Küche sehen, gaben immerhin 76 Prozent der Befragten an, keine Probleme zu haben. Sie sind mit ihrer Erfassung der Bioabfälle in der Küche zufrieden.

Allerdings gaben auch 17 Prozent der Befragten an, bei der Sammlung Probleme mit dem Geruch zu haben. 14 Prozent nannten Ungeziefer als Problem, weitere 13 Prozent der Befragten gaben einen hohen Arbeitsauswand für die getrennte Erfassung als Hindernis an. Ein verschwindend geringer Teil nannte Platzmangel als wesentliches Problemfeld.

Ähnlich fielen die Ergebnisse für die Akzeptanz der Biotonne aus: 22 Prozent der Befragten gaben an, Ungeziefer bei der Biotonne zu fürchten, weitere 19 Prozent nannten die Gerüche als Problemfeld. Die allermeisten hatten jedoch auch mit der Tonne keine Probleme.

Papierbeutel bevorzugt

Auf die Frage, wie die Bioabfallerfassung in der Küche stattfindet, antwortete knapp die Hälfte, dass die Erfassung mithilfe von Papier/Zeitung/Papierbeuteln erfolge. Hierbei wird der Bioabfall entweder direkt in Papier eingewickelt oder eine Papierschicht zur Aufnahme der Feuchtigkeit als Einlage in das Vorsortiergefäß eingelegt.

18 Prozent der Befragten nutzten keine zusätzliche Einlage. Der Bioabfall wird direkt in das Vorsortiergefäß gegeben und zur Biotonne gebracht. Rund 30 Prozent der Befragten gaben an, ihre Bioabfälle in Kunststoffbeuteln zu sammeln. 17 Prozent gaben an, für die Sammlung PE-Beutel zu nutzen, 13 Prozent nutzen kompostierbare BAW-Beutel.

Dies sei überraschend, erklärte Michael Kern, Geschäftsführer des Witzenhausen-Instituts, beim diesjährigen Biomasseforum in Bad Hersfeld. Denn in der Praxis würden deutlich geringere Anteile an BAW-Beuteln festgestellt. Ob manche der Befragten ihre Aussagen im Hinblick auf ihr ökologisches Verhalten „geschönt“ haben, sei nur schwer zu quantifizieren.

Insgesamt zeige die Befragung ein durchaus positives Ergebnis und eine vergleichsweise hohe Akzeptanz für die Bioabfallerfassung, so Kern. Gleichwohl sei davon auszugehen, dass bei der Befragung die Biotonnenbefürworter stärker zu Wort kamen, da wohl ein überproportional starker Anteil der Biotonnenkritiker bereits im Vorfeld das Telefoninterview verweigerte. Die Telefonumfrage hat das Witzenhausen-Institut im Rahmen des BMWi-Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ durchgeführt. In diesem Rahmen erstellt das Institut derzeit die Studie „Bio-OPTI – Optimierung der Biogasausbeute durch effiziente Erfassung und Verwertung von Küchenabfällen in Deutschland“. Zentrales Anliegen von Bio-OPTI ist es, eine umfassende Ist-Stand-Analyse und Bewertung der gegenwärtigen Erfassung von Küchen- und Nahrungsabfällen in Deutschland darzustellen. Dabei sollen Defizite und Hemmnisse bei den privaten Haushalten offengelegt und Lösungsansätze aufgezeigt werden. Die Ergebnisse sollen bis Herbst 2016 vorliegen.

Befragt wurden rund 1.000 Haushalte aus 25 Landkreisen beziehungsweise kreisfreien Städten im gesamten Bundesgebiet. Hierbei wurden nur Kommunen ausgewählt, die auch eine Biotonne anbieten. 78 Prozent der Befragten nutzen eine Biotonne, während 29 Prozent Eigenkompostierer sind. 15 Prozent haben sowohl die Biotonne genutzt als auch die Möglichkeit, selbst zu kompostieren. 47 Prozent der Befragten lebten in städtischen Strukturen, 53 Prozent in ländlichen Strukturen. Bei 74 Prozent lag die Haushaltsgröße zwischen zwei und vier Personen. Single-Haushalte waren mit 19 Prozent vertreten.

 

320°/db

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