NE-Metallschrott

Chinas neue Politik bezüglich der Abfallimporte verunsichert die Schrottrecycler weltweit. Es ist nicht abzusehen, wie weit die Importverbote gehen werden. Auch die weiter steigenden Frachtkosten machen der Branche zu schaffen. Ein Überblick über die internationalen Schrottmärkte.

Unsicherheit über China trübt Stimmung auf Schrottmärkten


Eigentlich gibt es derzeit viele positive Zeichen und wirtschaftliche Entwicklungen. So zieht zum Beispiel die Baukonjunktur in vielen Staaten der Welt an, ebenso die Autoverkäufe in nahezu allen großen Märkten. Allerdings scheint die Stimmung in der NE-Schrott-Branche eher gedämpft zu sein. Diesen Eindruck vermittelt der aktuelle BIR-„World Mirror“ für Nichteisenmetalle. Das dürfte unter anderem an der aktuellen Abfallpolitik Chinas liegen.

Denn China will der Einfuhr von wertlosem und teilweise gefährlichem Müll definitiv einen Riegel vorschieben. Mitte April wurde dazu eine entsprechende Verwaltungsreform verabschiedet. „Diese wird Chinas Abfallimportpolitik grundlegend verändern“, wie der Recyclingexperte Ma Hongchang in der Mai-Ausgabe des „World Mirror“ des Weltrecyclingverbands BIR schreibt. „Ziel ist es, einen Zeitplan für Einfuhrverbote von Abfallstoffen, darunter auch Schrott zu erstellen.“

Hongchang erwartet eine drastische Reduzierung sowohl was die Menge als auch was die eingeführten Güter betrifft. Allerdings gebe es derzeit keine konkreten Informationen, ab wann welche Einfuhrverbote gelten und welche Güter betroffen sein werden. Die Zentralregierung wolle den neuen Importkatalog schrittweise herausgeben, und mehr und mehr Materialien auf die Liste der Einfuhrverbote setzen.

Frachtkosten sind ein „Albtraum“

Neben all diesen Unsicherheiten „Made in China“ machen auch die Frachtkosten den Schrottexporteuren zu schaffen. „Transportkosten sind momentan ein Alptraum“, betont Recyclingexperte Ma Hongchang. Und es könnte noch schlimmer werden: Einige europäische Reedereien hätten nämlich eine Erhöhung ihrer Frachtgebühren auf 2.500 US-Dollar pro Container angekündigt. Das wäre rund fünf Mal so viel wie im zweiten Quartal 2016. „Schrottexporteure klagen bereits, dass es durch diese Gebührenerhöhungen praktisch unmöglich wird, Geschäfte zu tätigen“, wie Hongchang schreibt.

Unabhängig von alledem herrscht auf einigen chinesischen Schrottmärkten regsames Treiben. So unter anderem auf dem Markt für Aluminiumschrott. Laut Shen Dong vom US-amerikanischen Metallrecycler OmniSource Corporation entwickle sich die Nachfrage gesund. „Ein Grund ist das derzeitige Downsizing der Primäraluminiumproduktion.“ Auch der Bedarf an Kupferschrott wachse stetig. „China hat einen gesunden Appetit – trotz des Auf und Ab auf den Märkten in den zurückliegenden Wochen.“

Autoverkäufe in den USA gehen zurück

In den USA ist die Stimmung auf den Schrotmärkten im Großen und Ganzen ebenfalls positiv. „Die Zahlen aus dem Baugewerbe verbessern sich. Zudem hat sich der Dow Jones in den vergangenen sechs Monaten um 18,4 Prozent auf ein historisches Hoch geschraubt“, so Andy Wahl, Vize-Präsident der NE-Metall-Sparte des Weltrecyclingverbands.

Die Schrottbranche lässt sich ihre gute Stimmung anscheinend auch nicht durch die Entwicklung auf dem Automobilmarkt vermiesen. Anders als in den meisten Staaten der Welt sind die Verkaufszahlen in den USA rückläufig. Jedenfalls im April. Der Autohersteller Ford hat zum Beispiel einen Rückgang von 7,2 Prozent im Vergleich zum April vergangenen Jahres gemeldet.

„Einige Experten warnen derzeit sogar davor, dass 2017 insgesamt einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr aufweisen wird“, schreibt Wahl. Das wirkt sich bereits unmittelbar auf einige Preise für Sekundäraluminium aus. „Die Preise unter anderem für Aluminiumblech und –guss oder auch für Zorba haben leicht nachgegeben. Im April hatten sie noch einen Hochstand erreicht“, so Wahl.

Wechsel von einem Käufer- zu einem Verkäufermarkt

In Deutschland hingegen ist die Stimmung in der Schrottbranche eher gedämpft. Hier herrscht eine gewisse Unsicherheit. Das geht aus der Analyse von Murat Bayram vom Metallrecycler European Metal Recycling hervor. „Und das trotz der vielen guten Neuigkeiten“, wie das Vorstandsmitglied der NE-Metall-Sparte schreibt.

Nicht nur, dass sich die Absatzzahlen der Autobranche gut entwickeln würden. Die Inlandsnachfrage sei weiterhin stark, die Arbeitslosenzahl liege noch immer auf einem Rekordtief. Darüber hinaus habe die Bundesregierung ihre Prognose zum Wirtschaftswachstum leicht verbessert, und zwar auf 1,5 Prozent. „Das ist das höchste Wachstum in Europa“, betont Bayram.

Für Sorgenfalten sorgten unter anderem der Brexit und die Gefahr eines Kriegs in Asien wegen Konflikten im chinesischen Meer zwischen China und weiteren Staaten, wie Bayram ausführt. „Daneben bereiten auch die Schwierigkeiten innerhalb der Branche bezüglich Cashflow und Kreditversicherung Sorgen.“ Nicht zuletzt sei der Euro-Wechselkurs in nur kurzer Zeit um fast 5 Prozent auf 1,09 US-Dollar geklettert. Das erschwere Exporte. Auch die sinkende Schrottverfügbarkeit in Deutschland ist sicherlich kein Grund zur Freude. „Die sinkenden LME-Preise helfen in dieser Marktumgebung nicht wirklich“, meint Bayram. Daher finde derzeit einen Wechsel von einem Käufermarkt zu einem Verkäufermarkt statt.

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