Marktbericht für Edelmetalle

Die ungewisse Entwicklung der US-amerikanischen Wirtschaftspolitik stützt den Gold- und Silberpreis. Auch Platin und Palladium entwickelten sich in der vergangenen Woche zunächst stark. Der Marktbericht für Edelmetalle.

Unsicherheit über Trump stützt Goldpreis


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Die US-Zentralbank beschäftigt einmal mehr den Goldmarkt: Fed-Chefin Janet Yellen zeigte sich am Mittwoch zunächst von ihrer „falkenhaften“ Seite. Die Ziele „Vollbeschäftigung und stabile Preise“ seien fast erreicht, was eine schrittweise Erhöhung der Leitzinsen auf drei Prozent bis zum Ende des Jahrzehnts rechtfertige, erklärte sie.

Der Goldpreis zeigte daraufhin das gewohnte Reaktionsmuster und gab am Donnerstag bis auf 1.195 US-Dollar/oz nach. Zum Wochenausklang relativierte sich dieses Bild. Yellen hält nun lediglich „graduelle“ Zinserhöhungen für angebracht. Gold erholte sich in diesem Umfeld und ging mit 1.209 US-Dollar/oz ins Wochenende.

Die große Unbekannte der kommenden Monate wird auch bei der Fed zu einer gewissen Vorsicht gegenüber möglichen Zinsschritten führen: Die Wirtschaftspolitik des neuen US-Präsidenten Trump ist noch mit zu vielen Unklarheiten behaftet. Diese Situation verunsichert Investoren, was wiederum den Goldpreis unterstützt. Auch wenn die Ende Dezember begonnene Aufwärtsbewegung etwas an Schwung verloren hat, schließen wir einen erneuten Test des Widerstands bei 1.220 US-Dollar/oz nicht aus.

Sollte der US-Dollar allerdings seinen festeren Kurs fortsetzen, würde dies auch den Goldpreis unter Druck setzen. In diesem Fall ist ein Test der Unterstützung bei 1.180 US-Dollar/oz möglich. Innerhalb dieser Handelsspanne sollte der Goldpreis zunächst konsolidieren. Das physische Kaufinteresse europäischer Investoren hat sich gegenüber den Vorwochen zwar etwas reduziert, bewegt sich aber insgesamt weiterhin auf hohem Niveau. Bei einem eventuellen Preisrückgang erwarten wir hier ein Wiederaufflammen der Nachfrage.

Silber bleibt als Anlagemetall gefragt

Silber ist mit einer starken Performance von +7,3 Prozent (YTD) ins neue Jahr gestartet und handelt wieder über 17 US-Dollar/oz. Geholfen hat der schwächere US-Dollar seit Anfang dieses Jahres, begründet in Aussagen von Trump, dass der US-Dollar zu stark sei. Außerdem dämpft seine Androhung von hohen Einfuhrzöllen und Protektionismus den Ausblick auf das US-Wirtschaftswachstum.

In den unsicheren politischen Zeiten, wie sie uns für die nächsten vier Amtsjahre voraussichtlich bevorstehen, dürfte Silber als Anlagemetall und „Safe Haven“- Investment neben Gold sicher weiter gefragt bleiben und preislich zulegen. Auch gegenüber Gold hat Silber dieses Jahr die Nase vorn. Das Gold-Silber Ratio verbesserte sich von 72,2 auf 70,5. Widerstand nach oben zeigte sich diese Woche um 17,30 US-Dollar/oz.

Platin zwischen US-Wirtschaftsdaten und Gold-Sog

Zu Beginn der vergangenen Woche setzte Platin seinen starken Aufwärtstrend seit Jahresbeginn zunächst fort. Seinen Höhepunkt erreichte es am Dienstag mit mit 994 US-Dollar/oz, was das bisherige Jahreshoch und ein 2-Monats-Hoch markierte.

Unterstützend wirkten sich wiederum steigende Absatzzahlen in der europäischen Automobilbranche aus, die 2016 im dritten Jahr in Folge ein Wachstum verzeichnen konnte. Außerdem wurde aus Südafrika ein Rückgang der PGM Ausbringung von – 10,8 Prozent im November im Vergleich zum Vorjahr gemeldet. Diese Kombination aus hohen Absatzzahlen und Ausbringungsrückgang haben einen leichten Anstieg der Schwammprämie zur Folge.

Nach dem Hoch am Dienstag ging es allerdings mit Platin leicht bergab. Gewinne wurden wieder abgegeben und der Preis konnte sich erst wieder um 950 US-Dollar/oz stabilisieren. Diese Marke kann somit auch als erste größere Unterstützung definiert werden.

Grund für die schwächeren Kurse waren gute US-Wirtschaftsdaten und ein allgemein starkes US-Dollar Umfeld. Platin reagierte danach wiederum im Sog von Gold. Freitagnachmittag startete Platin sein Wochen-Comeback. Ein Kurszuwachs von 25 US-Dollar/oz auf 980 US-Dollar/oz bis Handelsschluss und eine erhöhte Nachfrage in den ETFs zeichnen momentan ein positives Handelsumfeld.

Schwankende Palladium-Preise

Palladium startete recht volatil in die neue Woche und fiel am Montag auf Kurse unter 740 US-Dollar/oz. Hier fand das Metall schnell Unterstützung und handelte am Dienstag bereits wieder über 760 US-Dollar/oz.

Im Wochenverlauf kam der Palladiumpreis zwar wieder zurück, am Freitag durchbrach Palladium allerdings jegliche Stops und handelte binnen kürzester Zeit bei über 785 US-Dollar/oz. Nächster Widerstand liegt bei 830 US-Dollar/oz. Meldungen über sinkende PGM Outputs bei den südafrikanischen Minen, die neben Russland Hauptförderer von Palladium sind, sehen wir als mögliche Unterstützung für die Palladium-Preise.

Seit Jahresbeginn sind die ETF Bestände um 103.000 Unzen zurückgegangen und befinden sich damit auf dem niedrigsten Stand seit sieben Jahren. Obwohl die Bestände stark gefallen sind, ging der Palladiumpreis in die entgegengesetzte Richtung, was in erster Linie durch die Unterstützung aus der Automobilindustrie und z.T. auch Chemischen Industrie begründet ist. Die Nachfrage nach Schwamm hat wieder angezogen.

Rhodiumpreis zieht an; Ruthenium umsatzstark bei noch tiefem Preis; Iridium stark gefragt

Rhodium hat in den ersten Handelswochen 2017 bereits eine beachtliche Performance gezeigt und um mehr als 10 Prozent zugelegt. Ausschlaggebend hierfür war zum einen die sehr gute Nachfrage von den großen Rhodium-Anwendern wie die Automobil- und Chemieindustrie, aber zum anderen auch eine eingeschränkte Verfügbarkeit von Minen und Sekundäranbietern. Cash ist immer noch ein starker Treiber, so dass verfügbare Mengen schnell in den Markt gelangen. Die weiterhin gute Nachfrage hat den Preis aktuell bis auf ein 17-Monats-Hoch getrieben. Wenn auf dem gegenwärtigen Preisniveau keine größeren Verkäufe von Investmentseite kommen, dann wird der Preis auf hohem Level bleiben und voraussichtlich sogar noch etwas zulegen können.

Ruthenium ist trotz des nach wie vor sehr tiefen Preises immer noch sehr umsatzstark und sowohl im Fokus von potenziellen Verkäufern, aber auch weiterhin sehr gut nachgefragt von Verbrauchern, die den tiefen Preis für größere Eindeckungen nutzen.

Iridium ist weiterhin gefragt und alle größeren Iridium Verbraucher bzw. Anwender sind immer noch regelmäßige Käufer. Die Angebotsseite ist noch immer limitiert, so dass wir den Preis weiterhin gut unterstützt sehen und uns mittelfristig auch noch festere Preise vorstellen können. Der Preis hat gleich zum Jahresanfang noch einmal zugelegt, wobei dies schon zum Ende 2016 erwartet worden war.

 

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