Markt für Altreifen

In den USA ist der Markt für Reifen-Recyclate regelgerecht eingebrochen. Schuld ist ein Problem, mit dem Reifenrecycler immer wieder zu tun haben. Vertreter des Weltrecyclingverbands BIR rufen daher alle Recycler dazu auf, stärker zusammenzuarbeiten.

USA kämpfen mit schlechtem Image von Reifen-Recyclat


Wird Abfall zu einem neuen Produkt aufgearbeitet, ist der Vorwurf nicht weit, dass es immer noch Abfall und damit gefährlich ist. Das bekommen auch die Altreifenrecycler immer wieder zu spüren. Erst im September 2016 warnte Helmut Hirsch vom Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie, die Anforderungen an Sportböden oder Fallschutzbeläge aus Reifen-Recyclat zu verschärfen. „Das würde das wirtschaftliche Aus bedeuten“, so Hirsch.

Über ein ähnliches Problem – Reifen-Recyclat in Kunstrasen – diskutieren die Reifen-Recyclat-Hersteller derzeit in den USA. Wie Robin Wiener auf der BIR-Frühjahrstagung in Hongkong Vertretern der ‚Tires & Rubber‘-Gruppe erklärte, würden US-Gerichte Beschaffungsentscheidungen aufgrund negativer Medienberichte unnötig verschleppen. Und das, obwohl es 13 Gesetzentwürfe gebe, die sich mit dem Einsatz des Materials beschäftigen.

Darüber hinaus betonte die Präsidentin des US-amerikanischen Institute of Scrap Recycling Industries (ISRI), dass „mehr als 90 verschiedene Forschungseinrichtungen keine Risiken bei der Verwendung von Reifen-Recyclat in Kunstrasen festgestellt haben“. Der Vorsitzende der BIR-‚Tires & Rubber‘-Gruppe Barend Ten Bruggencate stimmte Robin Wiener zu: „Das niederländische Gesundheits- und Umweltinstitut RIVM und die europäische Chemikalienagentur ECHA haben vor kurzem noch einmal bekräftigt, dass die mit dem Gummigranulat verbundenen Gesundheitsrisiken vernachlässigbar seien“.

Unterm Strich habe die „Wolke der Verunsicherung“ in den vergangenen Jahren zu einem Rückgang des Reifen-Recyclat-Markts um 30 Prozent geführt und auch für Arbeitsplatzverluste gesorgt, führte Wiener aus. Die ISRI-Präsidentin zeigte sich dennoch kämpferisch und rief dazu auf, weiter Überzeugungsarbeit zu leisten bis „eine definitive Studie“ veröffentlicht worden ist. An alle Recycler gewandt, unabhängig vom erzeugten Produkt, appellierte sie: „Es ist wichtig zusammenzuarbeiten, Informationen und Strategien zu teilen.“


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5 Prozent Deponierung

In Europa ist die Situation vergleichsweise gut. Dem Vorsitzenden der ‚Tires & Rubber‘-Gruppe Ten Bruggencate zufolge werden 95 Prozent der in den 28 EU-Mitgliedsstaaten anfallenden Altreifen stofflich und energetisch recycelt. Nur fünf Prozent oder 186.000 Tonnen Altreifen würden deponiert. Er zitierte aus der 2015er-Statistik der Vereinigung europäischer Reifen- und Gummihersteller (ETRA).

In China bestehen Neureifen aktuell zu 36,5 Prozent aus aufbereiten Altreifen, erklärte Qiang Yu, Geschäftsführender Vorsitzender der Nationalen Vereinigung chinesischer Reifenrecycler. Zudem würden ausgediente Reifen (fünf Prozent) für die Herstellung vulkanisierten Kautschukpulvers verwendet.

Des Weiteren gehen drei Prozent der Altreifen den Weg in einen thermischen Crackprozess, so Qiang Yu. Mit diesem Verfahren könnten Gase, Benzine und Mitteldestillate erzeugt werden. Die Runderneuerung sei mit 4 Prozent auf stabilem Niveau.

Wie der Geschäftsführende Vorsitzender der Nationalen Vereinigung chinesischer Reifenrecycler weiter betonte, habe sein Unternehmen, die Tianjin Hi-tech Environmental Development, inzwischen 4.100 Kilometer Straße mit Reifen-Recyclat-basiertem Bitumen realisiert.

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