Bilanz 2015

Das Recyclingunternehmen Van Gansewinkel verbucht für 2015 einen leichten Umsatzrückgang. Nach wie setzen rückläufige Mengen und Preise dem Entsorger zu. Das Nettoergebnis ist aber dennoch gestiegen.

Van Gansewinkel: Weniger Umsatz, aber mehr Gewinn


Der niederländische Entsorger Van Gansewinkel weist für 2015 einen geringeren Umsatz aus. Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, fiel der Umsatz von 962 Millionen Euro im 2014 auf 945 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen, und außergewöhnlichen Aufwendungen (EBITDAE) notierte bei 82 Millionen Euro (2014: 99 Millionen Euro).

Nichtsdestotrotz verzeichnet Van Gansewinkel ein positives Nettoergebnis von 308 Millionen Euro. Im 2014 fuhr das Unternehmen noch einen Verlust von 549 Millionen Euro ein. Der Grund für die deutliche Verbesserung sind nach Unternehmensangaben Wertminderungen auf immaterielle Vermögenswerte und umgewandelte Schulden durch ein Finanzkonsortium.

Schwierige Marktsituation

Für den Umsatzrückgang im vergangenen Jahr macht der Recyclingkonzern vor allem die schwierige Marktsituation verantwortlich. Nach wie vor kämpfe man mit rückläufigen Mengen und dem niedrigen Preisniveau. Das bekam der niederländische Entsorger auch in seinem Aufbereitungsgeschäft zu spüren. Dazu zählen der Elektroaltgeräte- und Hardplastikrecycler Coolrec, der Aufbereiter von Verpackungen und Flachglas Maltha (67-prozentige Beteiligung) sowie der Deponiebetreiber Van Gansewinkel Minerals. Alle drei Firmen verzeichneten laut Geschäftsbericht leichte Umsatzrückgänge.

Insbesondere Coolrec habe aber seine finanzielle Situation verbessern können. Zwar seien die Preise für Metall- und Kunststofffraktionen gefallen, doch die verarbeitete Menge konnte speziell bei Kühlschränken und Gefriergeräten gesteigert werden. Die Menge an kleinen Haushaltsgeräten und Flachbildschirmen legte ebenfalls zu.

Darüber hinaus sei bei Apparac in Belgien und RDE in Deutschland die Produktivität erhöht worden. Hierfür hat der Recycler nach eigener Aussage Prozesse und die Logistik optimiert. Des Weiteren wurde bei RDE die Ressourcen-Planungssoftware (ERP) Navision implementiert. Zudem investierte Coolrec in eine neue Anlage, um mehr und leichter Aluminium zurückzugewinnen und NE-Metalle besser von der Fraktion Kupfer, Bronze, Messung zu separieren.

Ferner starteten zwei weitere Projekte: Bei Recydel in Belgien begann das so genannte ‘Goldrush’-Projekt. Damit will der niederländische Recycler verstärkt Edelmetalle wie Gold, Silber und Palladium aus kleinen Haushaltsgeräten recyceln.

Beim zweiten Projekt handelt es sich um einen Piloten mit dem Gerätehersteller Miele. Hier fokussiere Coolrec darauf, spezielle Metalle aus ausgemusterten Haushaltgeräten zurückgewinnen, die direkt an die Miele-Gießerei geliefert und so beispielsweise für neue Waschmaschinen oder Trockner genutzt werden könnten.

Kooperationen für mehr Glas

Federn lassen musste der Flachglas-Aufbereiter Maltha. Neben dem gesunken Umsatz verbucht das Unternehmen auch einen Mengenrückgang. Durchschnittlich verarbeitet Maltha mehr als 1 Million Tonnen Glas pro Jahr. Van Gansewinkel begründet dies mit dem gestiegenen Wettbewerb um Pressglas aus kommunalen Quellen in den Benelux-Ländern sowie gesunkenen Importmengen aus Großbritannien für seine Anlage in Portugal. Hinzugekommen sei die Inbetriebnahme einer neuen Anlage im niederländischen Heijningen. Gut liefen hingegen die Geschäft in Frankreich, wo Maltha ohnehin seinen Hauptumsatz erziele.

Als Reaktion auf die gesunken Mengen will Van Gansewinkel ab diesem Jahr vermehrt Glas aus Spanien und der Schweiz akquirieren. Der Markt werde sondiert. Ferner hofft der Recyclingkonzern auf weiter steigende Produktionszahlen von Bruchglas, das für den Dämmstoff Glaswolle eingesetzt wird. Daneben könnte sich die Kooperation mit der Brauerei PALM Belgian Craft Brewers positiv auswirken. 700 Tonnen Glas pro Jahr würden dadurch zusätzlich aufbereitet.

Außerdem kooperiere das Unternehmen mit der dänischen Shark Solutions, um künftig mehr PVB (Polyvinylbutyral) aus Windschutzscheiben und Gebäudefensterglas zu verwerten. Weiterhin bestehe eine Vereinbarung mit PV Cycle für das Recycling von Solarmodulen. Dabei verwerte Coolrec die elektronischen Komponenten und Maltha den Rest.

Geschäft mit Verbrennungsschlacke läuft

Für Van Gansewinkel Minerals lief es im vergangenen Jahr trotz hohem Preisdruck gut. Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, betreibt das Unternehmen drei Deponien in den Benelux-Ländern. Davon ist eine auf gefährliche und natürlich radioaktive Materialien spezialisiert. Besonders profitiert haben dürfte das Segment von einer geringeren Deponiegebühr. Zum 1. Januar 2015 senkte die niederländische Regierung diese von 17 Euro auf 13 Euro je Tonne.

Zudem konnte durch neue Verträge mehr Inputmaterial verarbeitet werden. Das traf vor allem auf den Abfallstrom Verbrennungschlacke zu. Bereits 2012 hatte sich das niederländische Umweltministerium mit dem Entsorgerdachverband darauf verständigt, dass bis 2017 die Hälfte der im Land anfallenden Verbrennungschlacke als Baustoff verwendet werden darf. Die Mengen könnten künftig also noch zulegen. 2015 investierte das Unternehmen deshalb in eine neue Wiederaufbereitungsanlage, die in diesem Jahr in Betrieb gehen soll.

Mehr Investitionen für 2016

Für 2016 erwartet Van Gansewinkel eine ähnliche Marktlage wie im vergangenen Jahr. Dennoch sieht sich das Unternehmen gut gerüstet. Zum einen soll dabei der Fokus auf das Kerngeschäft helfen. Laut Geschäftsbericht hat sich Van Gansewinkel im Mai 2015 dazu entschlossen, aus dem Markt für die Ölaufbereitung zurückzuziehen. Die Sammelaufträge seien von Wubben, einer Tochter von Avista Oil, erworben worden.

Anderseits wolle man sich verstärkt auf die Benelux-Ländern konzentrieren. Daher hat Van Gansewinkel 2015 seine Tochterunternehmen in Polen, Tschechien und Frankreich abgestoßen. Das Polen-Geschäft habe Remondis übernommen, die Aktivitäten in Tschechien seien an AVE, eine EP Industries Tochter, gegangen und das Frankreich-Geschäft habe Paprec erworben.

Zusätzlich wurde 2015 in eine neue Aufbereitungsanlage für Industrieabfälle in Turnhout investiert sowie in die Generalüberholung der Sortierlinie in Puurs und in die Ende 2015 installierte neue Sortierlinie in Châtelet. Für dieses Jahr ist geplant, dass das Investitionsniveau noch einmal drei Millionen Euro über dem Niveau von 2015 liegen wird.

 

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