Altpapiersammlung in Tübingen

Im Landkreis Tübingen sammeln fast ausschließlich Vereine das Altpapier. Der kommunale Abfallwirtschaftsbetrieb möchte das mit einer eigenen Tonne kombinieren. Doch das rechnet sich nicht.

Vereinssammlung steht vor dem Aus


Altpapier wird im Landkreis Tübingen traditionell durch Vereine gesammelt. Seit über 20 Jahren ist das bewährte Praxis. „Das hat immer gut funktioniert“, sagt Sibylle Kiefer, Betriebsleiterin des kommunalen Abfallwirtschaftsbetriebes AWB.

Jeden vierten bis fünften Samstag holen Vertreter der Vereine das Altpapier in Bündeln vor den Haustüren ab. Dafür leihen sie sich Fahrzeuge von anderen Entsorgern oder nehmen den Privat-PKW. Laut Kiefer sind inzwischen 85 Prozent der Vereine professionell mit geliehenen Pressmüllfahrzeugen unterwegs. Das gesammelte Altpapier wird anschließend an einen privaten Entsorger übergeben, der den Vereinen feste Preise bezahlt.

Der Entsorger wiederum hat den Auftrag zur Sammlung und Verwertung vom Landkreis im Jahr 2005 im Rahmen einer Ausschreibung erhalten. Bedingung der Ausschreibung war, dass sich der Entsorger bei der Sammlung der Vereine bedienen muss, sofern diese das wollen. Und gewollt haben das viele: Mit etwa 15.500 Tonnen pro Jahr sammeln die Vereine fast das gesamte Altpapier des Landkreises ein. Etwa 1.000 Tonnen werden in aufgestellten Containern abgegeben. Das beauftragte Unternehmen selbst sammelt bisher lediglich 500 Tonnen.

Regierungspräsidium prüft Untersagung

Darüber hinaus ist aber seit 2008 noch ein weiterer privater Entsorger aktiv. Der gewerbliche Sammler hat parallel zur Bündelsammlung Tonnen aufgestellt und erfasst damit jährlich 1.350 Tonnen. „Das ist bisher noch nicht sehr viel“, sagt Kiefer. „Die Vereine haben da gut dagegengehalten. Und werden von den Bürgern gerne unterstützt.“

So hat die Aufgabenteilung nun einige Jahre funktioniert, aber lange wird es nicht mehr so bleiben. Der Vertrag zwischen Kreis und Entsorger läuft Ende des Jahres aus. Darüber hinaus hat der Kreistag 2012 beschlossen, ab dem Jahr 2015 flächendeckend eine kommunale Altpapiertonne einzuführen. Dem gewerblichen Sammler hat die Kommune die Sammlung untersagt. Kiefer begründet den Vorstoß damit, dass der AWB als „entsorgungspflichtige Körperschaft“ fast schon gezwungen sei, die Sammlung selbst zu übernehmen. Denn sollte der gewerbliche Sammler aus irgendwelchen Gründen mit der Sammlung aufhören, müsste die Kommune die Erfassung übernehmen.

Die Sammlung und Verwertung hat der Kreis bereits ausgeschrieben. Dabei wurde versucht, die Vereine miteinzubinden: Die ausgeschriebene Leistung sollte zusätzlich zur Bündelsammlung erfolgen und das Altpapier sollte vor allem am Samstag abgeholt werden – denn nur an diesem Tag können sich die Vereine beteiligen. Doch solche Extras haben ihren Preis. Insbesondere der Samstag als Abholtag würde relativ hohe Kosten verursachen. Der Kreis hat diese Alternative deshalb wieder verworfen.

Entscheidung voraussichtlich Anfang Juli

Seither ist im Landkreis vieles unklar. Das weitere Vorgehen hängt im Wesentlichen davon ab, wie das Regierungspräsidium Tübingen über die Untersagung der gewerblichen Sammlung entscheiden wird. Kiefer rechnet mit einer Entscheidung Anfang Juli.

Für den Fall, dass der gewerbliche Sammler weiterhin erfassen darf, will der AWB zunächst keine Tonne einführen und versuchen, den zum 1. Januar 2015 gekündigten Dienstleistungsvertrag mit den Vereinen und dem privaten Unternehmen um ein Jahr zu verlängern. Denn eine Ausschreibung sei unter den unsicheren Mengenprognosen extrem schwierig. Man wolle erstmal abwarten, wie sich die gewerbliche Sammlung entwickle und ob eventuell weitere Sammler auf den Markt treten.

„Wir hoffen dann, dass die Vereine weiterhin ihren Anteil bekommen und der gewerbliche Sammler nicht den Bach runter geht“, sagt Kiefer. „Denn sonst sind wir in der Sammelpflicht.“

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