Gedämpftes Wachstum

Im Verkehrssektor ist die Nachfrage rückläufig und die Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird ab 2017 nochmal gesenkt: Die Rahmenbedingungen für den Biomethan-Markt sind schwierig. Die Branche setzt deshalb auf den Schwerlast- und Schiffverkehr.

Verhaltene Stimmung am Biomethan-Markt


Im vergangenen Jahr ist das Volumen an Biomethan, das in das Erdgasnetz eingespeist wird, um 15 Prozent auf 8,5 Terawattstunden gestiegen. Damit hatte Biomethan 2015 einen Anteil von 2,1 Prozent an den erneuerbaren Energien im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor, wie aus dem Branchenbarometer Biomethan 2016 der Deutschen Energie-Agentur (dena) hervorgeht. Da die Nachfrage im Verkehrssektor rückläufig ist und die Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ab 2017 nochmal gesenkt wird, ist die Stimmung in der Branche insgesamt jedoch verhalten.

„In den letzten zehn Jahren hat sich ein gut funktionierender Markt für Biomethan entwickelt“, sagte Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, bei der Vorstellung des Branchenbarometers vergangene Woche in Berlin. Die Potenziale seien allerdings bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. „Biomethan ist als Energieträger sehr flexibel und kann in allen Verbrauchssektoren – in der Stromerzeugung, im Wärmemarkt und im Verkehr – CO2 einsparen.“

Kuhlmann forderte insbesondere für den Verkehrsbereich klare politische Signale. Die Einführung einer energetischen Unterquote für besonders umweltfreundliche Kraftstoffe im Rahmen der Treibhausgasminderungsquote biete eine Chance, nachhaltige alternative Kraftstoffe wie Biomethan oder Power-to-Gas schneller in den Markt einzuführen, sagte er.

Biomethan in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr

Gemäß Branchenreport wurde der größte Teil des Biomethans 2015 in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) genutzt. Im Verkehrssektor hätten niedrige Quotenpreise und hoher Vermarktungsaufwand zu einem Absatzrückgang geführt. Wie das Branchenbarometer ebenfalls zeigt, reagiert der Biomethanmarkt auf solche Nachfrageschwankungen flexibel: Der Rückgang im Verkehrssektor wurde durch den vermehrten Einsatz in KWK ausgeglichen.

So lag im Wärmesektor der Biomethananteil an der Erzeugung aus erneuerbaren Energien mit 2,7 Prozent am höchsten, im Verkehrssektor mit 1,1 Prozent am niedrigsten. Regenerativstrom wurde zu rund 1,7 Prozent auf Basis von Biomethan erzeugt. Insgesamt senkte der Einsatz von Biomethan die CO2-Emissionen um 3,2 Millionen Tonnen.

Die weiteren Aussichten für den Einsatz von Biomethan im Strom- und Wärmesektor sind eher trübe. Da die Vergütung für Biomethan im EEG 2014 um rund 40 Prozent gesenkt wurde und auch die ab 2017 geplanten Ausschreibungen für Biomasse keinen signifikanten Anlagenzubau erwarten lassen, werde sich der Biomethananteil im Strom- und Wärmesektor kurzfristig nicht erhöhen, meint dena.


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Marktpotenziale im Schwerlast- und Schiffverkehr

Weitere Wachtsumpotenziale sieht die Agentur hingegen im Schwerlast- und Schiffsverkehr. Biomethan und künftig vermehrt verflüssigtes Biomethan LBG (Liquified Biogas) könnten den steigenden CO2-Emissionen im Schwerlastverkehr sowie der Feinstaubproblematik entgegenwirken, heißt es.

„Wir müssen gerade im Verkehr alle Optionen zur Emissionsminderung nutzen, nicht nur bei CO2, sondern auch bei Stickoxiden und Feinstaub. Biomethan ist dafür eine attraktive Option“, so Kuhlmann. „Die Voraussetzungen sind gut, denn die Europäische Kommission verpflichtet ihre Mitgliedstaaten dazu, ein Ziel für fortschrittliche Kraftstoffe bis April 2017 festzulegen. Allein die Biomethanpotenziale aus Rest- und Abfallstoffen sind ausreichend, um bis 2020 die EU-Vorgaben in Höhe von 0,5 Prozent des Kraftstoffanteils zu erfüllen.“

Ende Oktober 2016 waren 194 Einspeiseanlagen in Betrieb, für 2016 wird daher mit einer weiteren Produktionssteigerung auf rund 9,4 Terawattstunden gerechnet. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen weisen die Umfragen unter den Marktteilnehmern auch für das kommende Jahr auf einen Wachstumstrend hin.

Auch der grenzüberschreitende Handel von Biomethan kommt voran: Mittlerweile wird Biomethan in 15 europäischen Ländern ins Erdgasnetz eingespeist. Daraus ergeben sich neue Chancen für Anlagenbauer und Projektierer, erklärt dena. In Großbritannien und Dänemark beispielsweise seien die Bedingungen für die Einspeisung von Biomethan verbessert worden.

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