Untersuchung der Rezyklierbarkeit

Der Versandhandel boomt – davon profitieren auch die Hersteller von Verpackungspapieren. Fallen die Verpackungen allerdings als Altpapier an, ist es oft nicht einfach, sie zu rezyklieren. Bei einem Forschungsprojekt wurde untersucht, warum.

Verpackungspapiere: Klebriges Problem beim Recycling


Der Kreislauf könnte denkbar einfach sein: Neue Verpackungen können an sich fast vollständig aus alten Verpackungen und Kartons herstellt werden – wenn sie nicht teilweise stark verunreinigt in den Recyclingprozess geraten würden. Welche Verpackungen am besten zu rezyklieren sind und wo es die größten Probleme gibt, stellten Saskia Runte, Hans-Joachim Putz und Samuel Schabel von der TU Darmstadt auf der diesjährigen Berliner Recycling- und Rohstoffkonferenz dar.

Grundsätzlich liegt das Problem bei alten Verpackungen und Kartons vor allem daran, dass das Material mit Folien kaschiert oder mit Etiketten beklebt ist, Sichtfenster enthält oder mit anderen Verbundstoffen verklebt ist. Diese Verklebungen landen dann im Recyclingprozess und können nur dann aussortiert werden, wenn der Kreisdurchmesser größer als 2.000 Mikrometer ist. Außerdem entstehen bei der Zerfaserung teilweise Faserbündel – sogenannte Stippen – die dann mit höherem Energieaufwand zerfasert werden müssen.

Um zu bewerten, wie hoch die Rezyklierbarkeit von verschiedenen Verpackungsarten ist, haben die Wissenschaftler im Rahmen des EcoPaperLoop-Projekts eine neue Messmethode entwickelt. Dabei wurden die Materialien auf papierfremde und schwer zerfaserbare Materialien, ihren Stippengehalt, das Makrostickypotential, den Aschegehalt und die Faserausbeute nach der Zerfaserung untersucht.

Insgesamt haben die Wissenschaftler 169 Verpackungsprodukte getestet und diese dabei in Gruppen eingeteilt. Im Mittelwert haben die einzelnen Gruppen dann folgende Ergebnisse gebracht:

  • Faltschachtelkartons: Diese zeigten das beste Rezyklierverhalten. Hier wurden der geringste Anteil an Grobrejekt (unter ein Prozent) und Stippengehalt (3,6 Prozent) gemessen. Auch Makrostickys mit einer Fläche von unter 2.000 Mikrometern Durchmesser wurden wenige gefunden.
  • Fasergussprodukte: Hier war der Grobrejektanteil mit 2,8 Prozent ebenfalls gering. Der Stippengehalt lag zwar im Schnitt bei etwas über 10 Prozent, hat aber generell keinen negativen Einfluss auf den Recyclingprozess. Der Wert kam durch zwei sehr schlechte Proben zustande.
  • Wellpappenverpackungen: Auch diese Sorte lieferte eher geringe Störwerte. Das Grobrejekt lag unter 5 Prozent, der Stippengehalt bei rund 8 Prozent. Bei den meisten Wellpappenverpackungen wurden keine Etiketten oder Klebstoffapplikationen gefunden.
  • Tragetaschen: Diese lassen sich ebenfalls überwiegend gut rezyklieren. Das Grobrejekt lag hier bei rund 16 Prozent, der Stippengehalt bei etwas über 10 Prozent. Der etwas höhere Rejektanteil liegt teilweise daran, dass die Griffe mit anderen Materialien verstärkt wurden. Bei den Tragetaschen fanden die Wissenschaftler jedoch die höchste Menge an Makrostickys. „Meist wurde die gesamte Unterseite verklebt, um die wirkenden Kräfte in einer gefüllten Tragetasche zu halten und auch die Henkel wurden mit der Tasche verklebt“, so die Erklärung.
  • Säcke (aus Papier): Bei Papiersäcken betrug der Rejektanteil durchschnittlich 16 Prozent und der Stippengehalt etwa 20 Prozent. Da aber die Einzelergebnisse sehr unterschiedlich waren, sind auch hier mehrere Sackarten dabei, die sehr gut rezyklierbar sind. Auch der Makrostickygehalt variierte stark, er war aber überwiegend gering.
  • Säcke (aus Verbundmaterial): Gegenüber reinen Papiersäcken schnitten die Säcke aus Verbundmaterial eher schlecht ab. Das Grobrejekt betrug rund 45 Prozent und der Stippengehalt etwa 14 Prozent. Die gefundenen Makrostickys stammten vor allem aus dem verwendeten Klebstoff.
  • Flüssigkeitsverpackungen: Mit Abstand das schlechteste Ergebnis wurde bei den Flüssigkeitsverpackungen erzielt, da sie überwiegend aus Verbundmaterial bestehen. Der Anteil von Grobrejekt betrug im mittel rund 48 Prozent, der Stippengehalt lag bei etwas unter 20 Prozent. Der Anteil an Makrostickys hingegen war sehr gering.

Für eine bessere Rezyklierbarkeit setzen die Wissenschaftler auf fünf Bausteine: Zum einen müssen die Ausbeute hoch und die Zerfaserbarkeit gut sein. Zum anderen ist ein niedriger Stippengehalt wichtig. Darüber hinaus müssen auch die Druckfarbenpartikel gut zu entfernen sein. Und nicht zuletzt dürfen die klebenden Verunreinigungen nur gering sein. Dann stünde dem Recycling nichts mehr im Wege.

© 320°/ek | 05.04.2016

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